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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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gesagt.«
    »Hm? Ach ja, sprich weiter!«
    »Hör auf! Du hast gar nicht zugehört.« Sie steuerte den gemieteten Thunderbird um eine Kurve. Unter ihnen lag die Bay Area und rechts das in nebligen Dunst getauchte Glitzern der Bucht. »Zerstreuter Professor!«
    »Okay, okay.« Aber er glitt in seinen Nebel zurück, während sie die Haarnadelkurven von Grizzly Peak nahm. Er sah Oakland sich ausbreiten, grüne Inselpunkte in der blaugrauen Bucht und San Francisco in alabasterner Isolation. Sie verschwanden hinter Fichten- und Eukalyptusstämmen. Die Bäume bildeten ein schwarzgrünes Gittermuster vor den braunen Berghängen. Penny hatte das Verdeck geöffnet. Kühle Luft ließ ihr Haar flattern. »Mount Tamalfuji!«, rief sie und zeigte auf einen kurzen, stumpfen Bergkegel nördlich der Bucht. Dann ging es bergab. Bremsen quietschten, das Getriebe ächzte, als sie auf Broadway Terrace zusteuerte. Waldduft hüllte sie ein. Sie verließen die dichtbewaldeten Hänge und schossen an einem Wirrwarr von Häusern vorbei. Als sie sich dem Haus ihrer Eltern näherten, ließ der Verkehr nach. Eine erkennbar piekfeine Gegend mit dem angemessenen eleganten Namen: Piedmont. Gordon dachte an Long Island, an Gatsby und gelbe Limousinen.
    Ihre Eltern hinterließen, wie sich herausstellte, keine Eindrücke bei ihm. Gordon war sich nicht sicher, ob es an ihnen oder an ihm selbst lag. Seine Gedanken wanderten ständig zu dem Experiment und den Botschaften zurück; er suchte nach einem neuen Werkzeug, den Deckel des Geheimnisses zu lüften. Geh es aus einem anderen Blickwinkel an, hatte Penny einmal gesagt. Er konnte den Satz nicht vergessen. Er stellte fest, dass er sich unterhalten und lächeln konnte, dass er das Ritual zwischen Gast und Gastgeber vollzog, ohne jemals wirklich an dem, was vorging, teilzuhaben. Pennys Vater war kräftig und auf beruhigende Weise schroff; ein Mann, der wusste, wie man Geld zu noch mehr Geld machte. Er hatte die genormten ergrauenden Schläfen und eine gewisse sonnengebräunte Selbstsicherheit. Seine Mutter schien heiter; Gast in Clubs und bei Wohltätigkeitsveranstaltungen und eine penible Haushälterin. Gordon hatte das Gefühl, ihnen schon einmal begegnet zu sein, konnte sie aber nicht einordnen. Wie Darsteller in einem Film, dessen Titel einem nicht einfallen will.
    Sie waren eingeladen, im Haus zu wohnen. Gordon bestand darauf, in einem Motel an der University Avenue zu übernachten – um sie ins Herz der Stadt zu bringen, hatte er gesagt, aber in Wirklichkeit, weil er der heiklen Frage ausweichen wollte, ob sie im Schloss ihrer Eltern ein gemeinsames Zimmer bewohnten. Für diese Frage war er nicht vorbereitet, nicht an diesem Wochenende.
    Ihr Vater hatte natürlich von der Sache mit Saul erfahren und wollte darüber reden. Gordon sagte ihm gerade genug, um den Anschein der Höflichkeit zu wahren, und lenkte das Gespräch dann zur Abteilung, UCLJ und allmählich auf Themen, die immer weiter entfernt lagen. Ihr Vater – »Jack«, sagte er mit einem herzlich-kräftigen Händedruck, »nennen Sie mich einfach Jack!« – hatte einige einführende Bücher in die Astronomie gekauft, um mehr darüber zu erfahren. Das erwies sich als passabler Zeitfüller: Gordon lehnte sich zurück und ließ sich von Jack mit Fakten über die Sterne und den obligatorischen ehrfürchtigen Hinweis auf die Weite des Universums unterhalten. Jack besaß einen scharfen, forschenden Verstand. Er stellte bohrende Fragen. Gordon merkte bald, dass seine eher allgemeinen Astronomiekenntnisse erschöpft waren. Während die Frauen in der Küche kochten und plauderten, versuchte Gordon, den Kohlenstoffzyklus, Supernova-Explosionen und die Rätsel von Kugelsternhaufen zu erklären. Er rief sich oberflächliche Kenntnisse aus halbvergessenen Vorlesungen ins Gedächtnis. Jack ertappte ihn bei ein paar Schnitzern, und allmählich wurde Gordon unbehaglich zumute. Er dachte an Coopers Prüfung.
    Schließlich nahmen sie ein Bier vor dem Essen, und Jack wechselte zu anderen Themen über. Linus Pauling hatte gerade den Friedensnobelpreis gewonnen: Was hielt Gordon davon? War es nicht das erste Mal, dass jemand zwei Nobelpreise gewonnen hatte? Nein, entgegnete Gordon, Madame Curie hatte je einen in Physik und Chemie gewonnen. Gordon fürchtete, das Thema brächte sie zur Politik. Er war ziemlich sicher, dass Jack zur Bewegung »Abrüstung ist wie München« gehörte, die am Ort von William Knowland und der Oakland Trib gefördert wurde. Aber Jack

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