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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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umschiffte das Thema gewandt und bat ihn zu Tisch, wo sie eine dampfende Suppe und ein vorzügliches Minutensteak erwartete. Jakarandabäume begrenzten den Ausblick aus dem Speisezimmer. Die übrigen Fenster gaben den Blick auf Bucht, Stadt und Berge frei. Das Steak war perfekt.
     
    »Siehst du?«, rief Penny. »Ajax weiß, was du tust, bevor du es selbst weißt.«
    Gordon sah zu. Das große Pferd zitterte, schnaubte, blinzelte. Sie brachte Ajax aus dem Stand in einen Handgalopp. Schnaufend, die Ohren hochgereckt, sprang Ajax vor. Nur durch den Druck ihrer Schenkel konnte sie das Tier dazu bringen, innerhalb einer Sekunde die Gangart zu wechseln. Geschickt lenkte sie Ajax durch den Korral.
    Gordon lehnte sich gegen das Gitter. Geh es aus einem anderen Blickwinkel an! Okay. Ramsey hatte den biochemischen Teil entschlüsselt. Aber das war nur ein Teilstück des Rätsels. Die einzigen gesicherten Daten, die sie sonst noch hatten, war das gute alte »RA 18 5 36 DEK 30 29,2«. Ein Rhythmus, der nirgendwohin führte. Irgendetwas musste es bedeuten …
    »Gordon! Ich will Ajax ein bisschen ausreiten. Kommst du mit?«
    »Tja, okay. Aber nicht zu Pferd.«
    »Bitte!«
    Verwirrt schüttelte er den Kopf. Aus ihrer Unterrichtsstunde konnte er sich nur an eins erinnern: Wie man es vermied, getreten zu werden. Wenn man hinter dem Pferd ging, musste man nahe am Rumpf bleiben, damit das Tier wusste, es hatte nicht genug Platz, zu einem kräftigen Huftritt auszuholen. Wenn man über den Schweif strich, wusste das Pferd offenbar, dass man kein geeignetes Ziel war, um seine kleinen Gereiztheiten abzureagieren, und verlor sein Interesse. Gordon hatte seine Zweifel. Schließlich war es ein Tier und zu solcher Voraussicht unfähig.
    Er spazierte auf dem Kamm über ihr. RA 18 5 36 DEK 30 29,2. Sie befanden sich direkt unterhalb der Hügelketten von Oakland. In der Ferne lag die zerknitterte braune Landschaft des Contra Costa County. Die Mammutbäume und Fichten um ihn herum strömten einen trocken-muffigen Geruch aus, den er nicht einordnen konnte. SPITZE BEI 263 KEV. PUNKTQUELLE IM TACHYONENSPEKTRUM. Unter seinen Schritten stieg feiner Staub auf. Es war später Nachmittag. Blaue Schatten bohrten sich durch die Staubwolken hinter Ajax. In ihrer High-School-Zeit war Penny jeden Tag hierher gekommen, hatte Jack ihm erzählt. Gordon hatte erwogen, einen Witz über die Freudschen Implikationen zu machen, die junge Mädchen auf einem Pferderücken heraufbeschworen. Nach einem Blick auf Penny verzichtete er darauf. KANN GEPRUEFT WERDEN MIT KMR. […] Er fühlte sich hier von einer Natürlichkeit umgeben, die er fremdländisch fand. RA 18 5 36 DEK 30 29,2, RA 18 5 36 DEK 30 29,2. Wahrlich.
     
    Am Abend, als sie sich im Motel liebten, schien Penny verändert. Ihre Hüften waren straffer geworden. Durch die dünne Hülle ihres Fleisches spürte er eckige Knochenstrukturen. Sie war hart und zäh, eine Western-Frau. Sie wusste, dass Artischocken auf einer Art Strauch wuchsen, nicht auf Bäumen. Sie konnte über einem offenen Feuer kochen. Er fand ihre Brüste spitzer, mit rosigweichen, hervorstehenden Warzen, die schnell runzlig wurden, als er an ihnen saugte. Osten war Osten und Westen war Westen.
     
    Sonntagvormittag nahm Jack sie mit zu einer Walnussplantage, in die er investiert hatte. Ein automatischer Baumrüttler keuchte und schnaufte durch die Felder in der Nähe von Alamo. Sein Hydraulikarm rüttelte an den Bäumen und löste wahre Nussschauer aus. Männer führten einen seltsamen Apparat durch die Gassen zwischen den Bäumen. An der Seite schnellten Gummiflossen heraus, die die Nüsse in unregelmäßige Reihen sortierten. Dahinter kam der Pflücker. Die Nüsse steckten noch in ihren grüngesprenkelten weichen Schalen, und der Pflücker schaufelte sie hoch. Hinter ihm blieben Zweige und Blätter liegen. Jack erklärte, diese neue Methode werde sich in kürzester Zeit auszahlen. Ein Wagen brachte die Nüsse zu einem Gerät, zwischen dessen Bürsten und Drahtgeflechten die weichen Schalen abgerieben wurden. Die restlichen Grünteile wurden über einer Erdgasfeuerung erhitzt und fielen ab. »Das revolutioniert die Branche«, erklärte Jack. Gordon beobachtete die surrenden Maschinen und die Männer, die sie bedienten. Sie arbeiteten auch sonntags, es war Erntezeit. Nach der bleichen Buschwüste Südkaliforniens wirkten die Walnusshaine beruhigend. Die langen, schattigen Grünstreifen erinnerten ihn ans New Yorker Hinterland. Doch die

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