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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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nicht.«
    »Das ist die Richtung, in die sich die Sonne – und mit ihr die Erde – bewegt.«
    »Oi weh.«
    »Hm?«
    »Das sagst du immer. Weist auf Erstaunen hin.«
    »Nein, es bedeutet – nun, Bestürzung. Aber ich sage das nicht.«
    »Tust du doch.«
    »Nein, tu ich nicht.«
    »Okay, okay. So, und was bedeutet das nun, Gordon?«
    »Ich habe keine Ahnung«, log er.

39
     
    14. Oktober 1963
     
    » G ordon, Claudia Zinnes hier. Ich wollte Sie informieren, dass wir den Effekt dieses Wochenende verloren haben. Und Sie?«
    »Ich hatte keinen Durchlauf. Leider.«
    »Wäre sowieso Verschwendung gewesen. Das seltsame Zeug hat sich einfach ausgeblendet.«
    »Es kommt und geht häufig auf diese Art.«
    »Aber wir versuchen’s weiter.«
    »Gut, gut. Ich auch.«
     
    Gordon verbrachte einen Nachmittag über Sternenkarten und skizzierte die Bewegung des Punkts in Herkules. Einen Großteil des Tages lag er unter dem Horizont. Wenn es Tachyonen gab – was immer dieser Begriff bedeutete -, würden sie auf einer direkten Linie zwischen seinen KMR-Geräten und Herkules kommen. Wenn sich die Erde zwischen ihm und Herkules befand, würden die Teilchen wahrscheinlich absorbiert. Das hieß, er musste sich dann einschalten, wenn Herkules über dem Horizont war.
    »Claudia?«
    »Ja, ja, ich habe Sie nicht angerufen, weil wir noch nicht …«
    »Ich weiß, ich weiß. Die Koordinaten, die Sie und ich empfangen haben. Sie befinden sich im Sternbild Herkules. Ich glaube, wir haben mehr Glück, wenn wir nur zu bestimmten Zeiten empfangen, so – haben Sie einen Stift zur Hand? Ich habe es gerade berechnet. Ich schätze, zwischen sechs Uhr morgens und …«
     
    Doch weder Columbia noch La Jolla konnten zu den berechneten Zeiten Signale empfangen. Könnte es eine andere Störungsquelle geben? Das würde alles komplizieren, aber was war die Ursache? Gordon überprüfte die Zeiten, zu denen er oder Cooper Signale aufgezeichnet hatten. Die meisten stimmten mit der Zeit überein, wenn Herkules am Himmel stand. Allerdings war in einigen Fällen nicht verzeichnet, wann das Experiment durchgeführt wurde. Andere Aufzeichnungen waren definitiv entstanden, als Herkules unter dem Horizont stand. Gordon hatte »Occams Schnitt« immer gemocht: Die Wesenheiten sollen nicht übers notwendige Maß hinaus vermehrt werden. Das hieß, die einfachste Theorie zur Erklärung der Daten war die beste. Die Störungstheorie war einfach, aber sie musste auch die Zeiten berücksichtigen, in denen Herkules unter dem Horizont stand. Vielleicht waren es Aufzeichnungsfehler, vielleicht aber auch nicht. Gordon entschloss sich, weitere Daten aufzunehmen und sie sich selbst ordnen zu lassen, anstatt voreilige Schlüsse zu ziehen.
     
    Erst seit wenigen Wochen hatte Gordon anhand des üblichen Jackson-Texts die Vorlesung über Klassische Elektrizität und Magnetismus gehalten, doch allmählich war er am Ende seiner vorbereiteten Notizen und lag bei der Benotung der Seminararbeiten zurück. Und dazu kam der vertraute Ansturm von Routinepflichten: Ausschusssitzungen, Sprechstunden für Studenten, die Überprüfung von Coopers Arbeit und die Gespräche darüber, Vorbereitung von Seminarübungen. Die erste Fortgeschrittenenklasse machte einen guten Eindruck, soweit Gordon es aus den Seminararbeiten entnehmen konnte. Burnett und More waren scharfsinnig. Die mittlere Gruppe – Sweedler, Coon und Littenberg insbesondere – war vielversprechend. Die Zwillinge aus Oklahoma waren in ihren Leistungen schwankend und hatten eine aufreizende Art, ihn ins Kreuzverhör zu nehmen. Vielleicht war er im Moment ein wenig empfindlich, aber …
    »He, haben Sie einen Moment Zeit?«
    Gordon blickte von den schriftlichen Arbeiten hoch. Ramsey. »Sicher.«
    »Ich wollte mit Ihnen über die Pressekonferenz sprechen, die Hussinger und ich geben.«
    »Pressekonferenz?«
    »Ja, wir, äh, werden unsere Schlussfolgerungen veröffentlichen. Sieht nach einer großen Sache aus.« Ramsey, bar seiner üblichen Munterkeit, stand ruhig im Türrahmen.
    »Ja, gut. Gut.«
    »Wir wollten die Kettenstruktur verwenden, die ich entwickelt habe. Wissen Sie, die, von der ich dachte, Sie und ich würden sie gemeinsam publizieren.«
    »Müssen Sie sie verwenden?«
    »Das untermauert unseren Fall, ja.«
    »Wie werden Sie ihre Herkunft erklären?«
    Ramsey wirkte gequält. »Ja, das ist wohl der Haken. Wenn ich bekannt gebe, dass sie aus Ihren Experimenten stammt, werden einige Leute die ganze Sache für Blödsinn

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