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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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rasselnden Arme, deren Würgegriff die Bäume ihrer Nüsse beraubten, waren störend: ein neues, ein Roboterwesen.
    »Kann ich mir heute Nachmittag ein paar Ihrer Astronomiebücher leihen?«, fragte Gordon plötzlich.
    Jack nickte und überspielte sein Erstaunen mit einem verblüfften Grinsen. Penny verdrehte ihre Augen und verzog das Gesicht zu einer unausgesprochenen Frage: Hörst du denn nie auf zu arbeiten, nicht mal am Wochenende? Gordon zuckte die Achseln. Einen Moment erschreckte ihn ihre stumme Verdammung. Er erkannte, dass nach ihrem Wunsch das Wochenende in gewissem Sinne funktionieren sollte. Vielleicht wollten er und der wackere Jack eine plötzliche Kameradschaft zwischen sich entdecken. Das wäre sogar möglich, bei der richtigen Gelegenheit. Aber nicht an diesem Wochenende. Gordon wusste, dass er es wie in einem Nebel durchlebt hatte, abgelenkt von dem Problem. Diese Tatsache zu erkennen hieß nicht, sie zu ändern. Und immer, wenn er sich dennoch einstimmte, musste er feststellen, dass er Pennys Eltern missverstand. Stets war er sich schmerzlich der Tatsache bewusst, dass er mit ihrer Tochter schlief. Bleibst an der Shickse kleben, o ja. Wie behandelte man diese Tatsache auf einvernehmlich-kalifornische Art? Indem man die nächtlichen Schlafkonstellationen höflich ignorierte? Er nahm es an, fühlte sich aber trotzdem unbehaglich.
    Der Baumrüttler brummte und ächzte, riss ihn aus seinen Grübeleien. Er hatte die Hände hinter dem Rücken gefaltet, seine übliche Vorlesungspose, und auf ein Stück Erde gestarrt. Gordon blickte den anderen hinterher, die auf dem Weg zum Wagen waren. Mit einer Geste zu Gordon warf Penny ihrem Vater einen resignierten Blick zu: Familiensignale.
    In den Stichwortverzeichnissen von Jacks Büchern stand nichts über Herkules. Gordon blätterte auf der Suche nach Passagen über die Sternbilder durch. Er fand Sternkarten, Jahreszeitansichten vom Großen Bären, von Orion und dem Kreuz des Südens. Studenten, die im Licht der Großstadt groß geworden waren, brauchten eine einfache Einführung zu den Sternen. Das galt auch für Gordon. Er studierte die Linien, die die Punkte verbanden, und versuchte zu verstehen, warum jedermann Jäger, Schwäne oder Stiere darin erkannte. Dann erweckte ein Absatz sein Interesse.
    Unsere Sonne ist, wie alle Sterne, in Bewegung. Wir kreisen mit einer Geschwindigkeit von etwa 150 Meilen pro Sekunde um das Zentrum unserer Galaxis. Außerdem bewegt sich die Sonne mit etwa 12 Meilen pro Sekunde zu einem Punkt nahe beim Stern Wega im Herkules-Sternenhaufen. In vielen tausend Jahren wird das Sternenbild anders aussehen, weil solche Bewegungen der Sterne relativ zueinander sind. Das Sternbild in Abbildung 8 …
    Penny fuhr ihn zum Berkeley-Campus. Ihr hatte der Vorschlag zugesagt, eine kleine Rundfahrt zu unternehmen, auch wenn das bedeutete, dass sie weniger von ihren Eltern sah. Ihre Meinung änderte sich, als sie sah, dass er nicht über den Campus bummeln wollte, sondern direkt auf die Bibliothek der Physikabteilung zusteuerte. Die Bibliothek war in einem Gebäude direkt neben dem Campanile, aber Gordon lehnte es ab, mit dem Aufzug hinaufzufahren und die Aussicht zu genießen. Er winkte ihr zu und ging hinein.
    Die Solarbewegung kann unter Berücksichtigung des Umlaufs um das galaktische Zentrum als eine Kosinus-Theta-Verteilung beschrieben werden. Wir bewegen uns vom solaren Antapex weg und auf den solaren Apex zu. Da die Position des solaren Apex einen Mittelwert über viele einzelne Sternbewegungen darstellt, gibt es signifikante Unsicherheiten. RA kann nur auf 18 h 5 min ± 1 min eingegrenzt werden; DEK auf 30 ° ± 40’.
    Gordon blinzelte auf die geronnenen Sätze und stellte im Kopf arithmetische Berechnungen an. Die stickige Bibliotheksluft trug eine lastende, feierliche Stille. Er fand eine abgegriffene Ausgabe von Astrophysikalische Größen und überprüfte die Koordinaten noch einmal.
    SOLARAPEX
RA 18 5 (± 1)
DEK 30 ± 40
    Er zog einen Bleistift aus der Hemdtasche und kritzelte darunter, ohne den zornigen Blick des Bibliothekars zu beachten.
    RA 18 5 36
DEK 30 29,2
    Er ging in einen erfrischenden Herbstnachmittag hinaus.
     
    Auf dem Flug nach San Diego sagte er: »Die Koordinaten in der Botschaft stimmen mit dem Solarapex überein, das ist der Punkt. Innerhalb der Unsicherheiten der heutigen Messungen, meine ich.«
    »Das bedeuten die Plus- und Minuszeichen?«, fragte Penny skeptisch.
    »Richtig. Richtig.«
    »Ich kapier das

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