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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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es doch sagen.«
    »Nein. Niemandem. Ich sage es niemandem, bevor ich mir nicht sicher bin. Das Ganze ist allein meine Angelegenheit. Ich will nicht, dass irgendetwas durchsickert, bevor ich es hundertprozentig dingfest habe.«
    »Mein Gott, Gordon. Ich bin Penny . Erinnerst du dich an mich?«
    »Ich werde nichts sagen.«
    »Verdammt, du bist völlig verquer im Kopf, ist dir das klar?«
    »Wenn’s dir nicht gefällt, kannst du mich ja verlassen.«
    »Ja, vielleicht werde ich das, Gordon. Vielleicht werde ich das.«
     
    Er merkte, dass er tagsüber einschlief. Er schreckte vor dem Oszilloskop hoch, als hätte irgendein Geräusch ihn geweckt, und fürchtete sofort, einige Daten verpasst zu haben.
    Die Vorlesung in Klassischer Elektrizität und Magnetismus leitete er wie im Traum. Er wanderte von einer Tafel zur anderen und schrieb Formeln – wie er glaubte, in sauberer, lesbarer Schrift. Er redete mit dem Gesicht zur Klasse, vermittelte aber den Eindruck, einen inneren Disput mit sich selbst zu führen. Manchmal blickte er nach der Vorlesung nach hinten und erschrak über die schiefen Reihen fast unleserlichen Gekritzels.
     
    Lakin vermied es, mit Gordon über etwas anderes als die normale Laborroutine zu sprechen. Auch Cooper blieb in seiner Bürokammer und suchte Gordon selten auf, selbst wenn er an einem bestimmten Punkt nicht weiterkam. Gordon ging kaum noch zum Abteilungsbüro im dritten Stock. Er brachte sein Essen in der Tasche mit und verzehrte es im Labor, während er den NME-Aufbau überwachte, sich mit dem immer wiederkehrenden Signal /Rausch-Problem befasste und die schwankenden gelben Linien der Resonanzkurven beobachtete.
     
    »Dr. Bernstein?«
    »Ja?« Gordon hatte vor dem Oszilloskop gedöst. Seine Augen fixierten sich sofort auf die Resonanzlinien, doch sie zeigten keine Störung. Gut; er hatte nichts verpasst. Erst jetzt blickte er zu dem hageren Mann, der in der Labortür stand.
    »Ich komme von UPI. Ich arbeite an einer Hintergrundreportage über die Ramsey-Hussinger-Ergebnisse. Sie haben einiges Aufsehen erregt, und ich dachte, ich sollte mich mal um die Beiträge kümmern, die andere Fakultäten dazu geliefert haben.«
    »Wieso kommen Sie zu mir?«
    »Mir ist nicht entgangen, dass Sie der Mann waren, den Professor Ramsey während der gesamten Pressekonferenz anschaute. Ich habe mich gefragt, ob Sie die ›anderen Quellen‹ sind, von denen Professor Ramsey kürzlich gesprochen hat.«
    »Wann hat er das gesagt?«
    »Erst gestern, als ich ihn interviewt habe.«
    »Mist!«
    »Wie bitte, Doktor? Sie scheinen betroffen zu sein.«
    »Nein, nichts. Ich habe nichts zu sagen.«
    »Sind Sie sicher, Doktor?«
    »Ich sagte, ich habe nichts zu sagen. Und jetzt gehen Sie, bitte!«
    Der Mann öffnete den Mund. Gordon wies mit dem Daumen zur Tür. »Raus, sagte ich. Raus!«
     
    Gordon arbeitete jeden Tag und sammelte immer mehr Satzfragmente. Sie kamen unregelmäßig. Die technischen Informationen waren Wiederholungen. Wahrscheinlich um sicherzugehen, dass sie trotz Sende- und Empfangsfehlern korrekt durchkamen. Aber warum?, dachte er. Die Daten passen zu meinen Vermutungen, sicher. Aber es muss im Text selbst eine Erklärung geben. Eine rationale eindeutig erkennbare Erklärung. Eines Abends hatte er einen Traum, in dem Onkel Herb ihn beim Schachspiel am Washington Square beobachtete. Sein Onkel runzelte die Stirn, als Gordon die Figuren über das Spielfeld bewegte, und sagte immer wieder missbilligend: »Gott bewahre, dass es keine rationale Erklärung gibt.«
    Am Morgen des 5. November, einem Montag, fuhr er spät zur Arbeit. Er hatte mit Penny eine sinnlose Auseinandersetzung über häusliche Kleinigkeiten gehabt. Um sich abzulenken, schaltete er das Autoradio ein. Die Spitzennachricht war, dass Maria Goeppert Mayer von UCLJ den Nobelpreis für Physik gewonnen hatte. Die Nachricht verblüffte Gordon so sehr, dass er es kaum noch schaffte die Kurve am Ende der Torrey Pines Road zu nehmen. Ein Lincoln hupte ihn an, und der Fahrer – ein Mann mit Hut, der mit eingeschalteten Scheinwerfern fuhr – starrte grimmig. Die Mayer hatte den Preis für das Schalenmodell des Atomkerns gewonnen. Sie teilte ihn sich mit Eugene Wigner von Princeton und Hans Jensen, einem Deutschen, der das Modell etwa zur gleichen Zeit wie Maria entwickelt hatte.
    Nachmittags gab die Universität eine Pressekonferenz. Maria blieb unter dem Ansturm der Fragen zurückhaltend und leise. Gordon nahm als Zuhörer teil. Die meisten Fragen

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