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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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waren einfältig, aber das war zu erwarten. Die freundliche Frau, die aufgehört hatte, sich rasch nach seinen Ergebnissen zu erkundigen, als der Rest der Abteilung ihn ignorierte, war jetzt Nobelpreisträgerin. Es dauerte eine Weile, bis er diese Tatsache verarbeitet hatte. Er hatte ein plötzliches Gefühl, dass hier und jetzt alles zusammenlief. Die hier geleistete Forschungsarbeit war bedeutend. Da waren die Carroways und ihr Quasar-Rätsel, Gell-Manns Teilchen-Anordnung, Dysons Visionen, Marcuse, Maria Mayer und die Nachricht, dass Jonas Salk kommen würde, um ein Institut aufzubauen. La Jolla war ein Brennpunkt. Er war dankbar, hier zu sein.

41
     
    6. November 1963
     
    Urplötzlich wurde die Signalstärke besser. Er empfing ganze Absätze über die Wheeler-Feynmann-Theorie. Gordon rief Claudia Zinnes an, um zu fragen, ob die Columbia-Gruppe die gleichen Ergebnisse bekam.
    »Nein, seit fünf Tagen nichts mehr«, sagte sie. »Zuerst hatten wir einen Gerätedefekt. Dann bekam der Student, den ich darangesetzt habe, die Grippe. Ich glaube, er war übermüdet. Die Zeiten, die Sie uns gegeben haben, Gordon – das sind zehn, zwölf Stunden im Labor.«
    »Sie meinen, Sie haben gar nichts?«
    »Während dieser Zeit nicht.«
    »Können Sie nicht selbst ins Labor?«
    »Morgen fange ich an. Ich habe ja auch noch anderes zu tun.«
    »Ja, sicher. Ich brauche nur eine Bestätigung, das ist alles.«
    »Die haben wir jetzt, Gordon. Zumindest, was den Effekt angeht.«
    »Nicht nur der Effekt selbst ist wichtig, Claudia. Sehen Sie sich die alten Signale noch einmal an; denken Sie darüber nach, was sie bedeuten!«
    »Gordon, ich glaube, wir wissen noch nicht genug …«
    »Okay, im Grundsatz stimme ich Ihnen zu. Die meisten meiner Daten sind der reinste Wirrwarr. Fragmente. Satzteile. Formeln. Aber sie vermitteln ein Gefühl von logischem Zusammenhang.«
    Ihre Stimme nahm die präzise, professionelle Klarheit an, an die er sich noch aus seinen Studentenjahren erinnerte. »Zuerst die Daten, Gordon. Dann stürzen wir uns, vielleicht, in eine Theorie.«
    »Ja, sicher.« Eine Diskussion mit ihr über die Philosophie experimenteller Physik hätte ihm nichts eingebracht. Sie hatte recht starre Ansichten.
    »Ich verspreche Ihnen, morgen fange ich an.«
    »Okay, aber bis dahin könnte es verschwinden. Ich meine …«
    »Kein Aber, Gordon! Morgen fangen wir wieder an.«
     
    Nicht einmal drei Stunden später, kurz nach der Mittagsstunde des 6. November, kam es. Namen, Daten. Die sich ausbreitende Blüte. Die Sätze waren knapp gehalten, verkürzt. Teile von ihnen waren durcheinander. Buchstaben fehlten. Eine lange Passage allerdings schilderte, wie die Experimente begonnen hatten und wer daran beteiligt war. Diese Sätze waren länger, fast schon im Gesprächsstil, als sendete jemand einfach alles, was ihm gerade in den Kopf kam.
    JETZT OHNE MARKHAM UND MIT DEM STROHDUMMEN RENFREW ALS LEITER HAT UNSER KLEINER PLAN KEINE ZUKUNFT MEHR UND WOHL AUCH KEINE VERGANGENHEIT NEHME ICH AN DIE SPRACHE ALLEIN KANN ES NICHT ERFASSEN ABER DIE SACHE HAETTE FUNKTIONIEREN MUESSEN WENN …
    Das Folgende ging im Rauschen unter. Die lange Passage verschwand und kam nicht mehr wieder. Stattdessen erschienen die knappen biologischen Informationen erneut. Worte fehlten. Das Rauschen nahm zu, überspülte die Sätze wie ein gischtendes Meer. In den letzten Stakkatosätzen schwang ein Gefühl der Verzweiflung mit.
     
    Penny sah die Veränderung in seinem Gesicht, als er in die Küche kam. Fragend runzelte sie die Stirn.
    »Ich hab’s heute gekriegt.« Er war selbst überrascht, wie locker und selbstverständlich er das sagen konnte.
    »Was gekriegt?«
    »Die Antwort.«
    »Oh. Oh!«
    Gordon reichte ihr eine Fotokopie seiner letzten Laboreintragungen. »Es ist also wirklich so, wie du angenommen hast?«
    »Anscheinend.« Jetzt verspürte er gelassene Selbstsicherheit. Er fühlte sich nicht gedrängt, etwas über sein Resultat zu sagen, fühlte keine Spannung, nicht einmal den Hauch der manischen Begeisterung, die er erwartet hatte. Endlich waren die Fakten da, und sie konnten für sich selbst sprechen.
    »Mein Gott, Gordon.«
    »O ja. Mein Gott, wahrhaftig.«
    Ein Moment der Stille zwischen ihnen. Sie legte die fotokopierte Seite auf den Küchentisch und machte sich wieder daran, ein Huhn auszunehmen. »Das müsste dir aber die Beförderung sichern.«
    »Und wie!«, sagte Gordon genüsslich.
    »Und vielleicht« – sie warf ihm einen Seitenblick zu –

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