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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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nicht mal, dass er in der Stadt war. Hätte ich gewusst, wäre ich bestimmt runtergegangen, um ihn und Jackie zu sehen.«
    »Oswald hatten Sie vorher nicht gesehen? Sie hatten keinen Hinweis darauf, dass er ein Gewehr hatte und …«
    »Wie ich schon sagte, ich war da, um ein paar Magazine zu holen. Mr. Aiken macht im Physikkurs gerade das zweitägige Sonderprogramm, Vorbereitungen aufs College. Es ging um die Sache in diesem Magazin, Senior Scholastic . Mr. Aiken hat mich runtergeschickt, damit ich es für den Unterricht heut Nachmittag hole. Da steht was drin über diese, äh, Signale aus der Zukunft und …«
    »Die Schüsse, wie viele haben getroffen?«
    »Was getroffen?«
    »Den Präsidenten!«
    »Teufel, ich weiß das doch nicht. Zwei hat er in Ruhe abgefeuert. Direkt vor dem dritten habe ich ihn angesprungen.«
    Hayes grinste und blickte strahlend in die Runde. Der Kriminalbeamte zog ihn am Arm. »Ich glaube, das ist genug, Mr. Hayes«, schlug er eine andere Taktik ein. »Später wird es noch eine Pressekonferenz geben.«
    »Ach ja«, sagte Hayes leutselig. Im Moment war seine Triebkraft erloschen. Im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, hielt ihn noch immer im Bann. »Ja, ich werde später alles erzählen.«
    Weitere geschriene Fragen. Die Menge geriet in Bewegung, als die Polizei eine Schneise für Hayes bahnte. Klickende Kameras. Rufe. Ein Rattern, als ein Motorrad gestartet wurde. Flackernde Bilder von Männern in Mänteln, die mit verzerrtem Mund Leute beiseite drängten.
    Gordon blinzelte einen Moment und schien das Gleichgewicht zu verlieren. Senior Scholastic . Der Raum schwebte im bleichen, abgestandenen Licht.
    Dann wieder Cronkites flötende Stimme. Im Parkland Memorial war gerade, während Hayes redete, eine kurze Pressekonferenz zu Ende gegangen. Malcolm Kilduff, stellvertretender Pressesprecher des Präsidenten, hatte die Verletzung beschrieben. Eine Kugel war unterhalb des Nackens eingedrungen und hatte eine kleine Austrittswunde verursacht. Die Einschusswunde war größer und blutete stark. Der Präsident hatte mehrere Dosen Blut der Gruppe 0, RF negativ und eine intravenöse Spritze mit 300 mg Hydrokortison erhalten. Zuerst hatten die Ärzte einen Schlauch eingeführt, um die Atemwege freizuhalten. Das war misslungen. Der Chefarzt, Michael Cosgrove, hatte sich für eine Tracheotomie entschieden. Das dauerte fünf Minuten. Eine modifizierte Salzlösung wurde per Katheter ins rechte Bein eingegeben. Der Präsident atmete wieder fast normal, lag aber noch im Koma. Seine geweiteten Augen standen offen und blickten direkt in eine gleißende Leuchtstofflampe an der Decke. Ein Magenschlauch war durch Kennedys Nase eingeführt und an der Luftröhre vorbei gelegt worden, um mögliche Brechreizquellen in seinem Magen zu unterdrücken. In beiden Lungenflügeln saugten Doppelschläuche mögliche verletzte Gewebeteile ab und beugten einem Lungenkollaps vor. Der Herzschlag des Präsidenten war schwach, aber regelmäßig. Zuerst war die Austrittswunde behandelt worden, weil der Präsident auf dem Rücken lag. Dann drehten drei Ärzte den Körper auf die Seite. Die klaffende Einschusswunde, mehr als doppelt so groß, war der Hauptgrund für den Blutverlust. Sie wurde ohne Probleme behandelt. Kennedy lag, während Kilduff sprach, noch auf der Intensivstation des Parkland. Sein Zustand schien stabil. Das Hirn hatte keinen erkennbaren Schaden davongetragen. Die rechte Lunge war gequetscht. Seine Luftröhre war zerfetzt. Wenn keine unvorhergesehenen Komplikationen auftraten, würde er wohl überleben.
    Mrs. Kennedy war nicht getroffen worden. Gouverneur Conally befand sich in einem kritischen Zustand. Der Vizepräsident war nicht getroffen worden. Die behandelnden Ärzte sagten nichts zur Anzahl der abgefeuerten Schüsse. Eindeutig war allerdings, dass nur eine Kugel den Präsidenten getroffen hatte.
    Erregtes Gemurmel in der Menge vor dem Fernsehgerät. Das Gefühl von Leichtigkeit und drückender Hitze war fort. Gegenstände schwankten nicht mehr, als würden sie unter Wasser in gebrochenem Licht gesehen. Gordon zwängte sich durch die dichten Studentenreihen. Rundherum wurden Vermutungen, Spekulationen laut. Er öffnete die Glastür zur Veranda und trat hinaus. Ohne nachzudenken, sprang er über das Geländer und ging zum Parkplatz. Aus dem Kofferraum des Chevy holte er seine Sportkleidung und zog sich in der nahe gelegenen Toilette um. In Shorts und Tennisschuhen sah er so jung aus wie viele der Studenten,

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