Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)
den Tachyonenfluss und seine Schlussfolgerungen berichtete. Er war sicher, sein Bericht würde nicht sehr gut aufgenommen werden.
Also würde er das Problem nicht mit ein paar Namensfetzen verwischen, nicht für Schriffers Scheinwerfer. Vielleicht würde er es Markham sagen, ebenso wie er unvermeidlich die schwachen Signale veröffentlichen würde, die er von Epsilon Eridani, elf Jahre entfernt, gemessen hatte. Es waren Stimmen aus einer undatierten Zukunft, Berichte über Details von Bordsystemen. Keine Paradoxe. Es sei denn, natürlich, die Information bremste den derzeitigen Sprung in der Raketentechnik, verhinderte die bevorstehende Raumstation durch eine entgegengesetzte Drehung. Das war immer möglich, nahm er an. Dann würde sich das Universum erneut teilen. Der Fluss würde sich gabeln. Doch vielleicht würden sie später, wenn das alles verstanden wurde und Tanningers Gleichungen tiefer in das Rätsel eindrangen, wissen, ob Paradoxe überhaupt vermieden werden sollten. Schließlich richteten sie keinen echten Schaden an.
Ramsey ging durch sein Blickfeld und versetzte ihn schlagartig in diesen illustren Moment zurück. Ramsey stieß den Rauch aus, die dünne Zigarre drehte sich wie ein sterbendes Insekt. Der Mann war nervös. Plötzlich schmetterte Musik vom Band. Hail to the Chief . Jeder auf der Bühne stand auf, eine ironische Korrektur der Tatsache, dass der Mann, der lächelnd und beiläufig winkend von der rechten Seite eintrat, ein Diener der Öffentlichkeit war. Präsident Scranton schüttelte die Hand des Ministers mit medienerprobter Wärme und begrüßte den Rest der Bühne mit einem weiten Lächeln. Trotz allem spürte Gordon eine gewisse Begeisterung. Der Präsident bewegte sich mit gelassener Sicherheit, nahm die Begrüßungsrufe dankbar entgegen und setzte sich schließlich neben den Minister. Scranton hatte Robert Kennedys Ruf zerstört, als er dem zornigen jüngeren Bruder nachwies, in Abhöraktionen der Demokraten verwickelt zu sein und dann Nachrichtendienste und FBI gegen die Republikaner eingesetzt zu haben. Anfangs hatte Gordon die Anklagen für kaum glaubhaft gehalten, vor allem, da Goldwater die ersten Hinweise gegeben hatte. Aber im Rückblick war es gut, die Idee einer Kennedy-Dynastie und mit ihr die kaiserliche Präsidentschaft los zu sein.
Jetzt stand der Minister am Podium, sprach die mechanischen Einführungsworte und ließ die obligatorischen Loblieder auf die Regierung einfließen. Gordon beugte sich zu Marsha hinüber und flüsterte: »Um Gottes willen, ich habe keine Rede ausgearbeitet.«
Vergnügt erwiderte sie: »Erzähl ihnen von der Zukunft, Gordele !«
»Dass Zukunft jetzt nur noch ein Traum ist«, brummte er zurück.
»Ein armseliges Gedächtnis, das nur rückwärts funktioniert«, entgegnete sie lakonisch.
Gordon grinste sie an. Den Satz hatte sie sich beim Vorlesen für die Kinder gemerkt, eine Zeile aus der zeitverkehrten Spiegelland-Szene mit der Weißen Königin. Gordon schüttelte den Kopf und lehnte sich zurück.
Der Minister hatte seine vorbereitete Rede beendet und bat nun unter Applaus den Präsidenten ans Podium. Scranton las die Laudatio für Ramsey und Hussinger. Die beiden Männer kamen nach vorn und taten sich schwer, sich nicht gegenseitig in die Quere zu kommen. Der Präsident überreichte die beiden Plaketten. Ramsey schaute sich seine an und tauschte sie, unter dem Gelächter des Publikums, mit Hussinger ein. Höflicher Beifall, als sie sich setzten. Mit raschelnden Papieren trat der Minister vor und gab einige dem Präsidenten. Der nächste Preis galt einer Errungenschaft in der Genetik, von der Gordon nie gehört hatte. Die Empfängerin war eine stämmige, germanische Frau, die einige Seiten auf dem Podium ausbreitete und sich an das Auditorium wandte. Offenbar hatte sie sich auf eine ausführliche Darstellung ihrer Arbeit vorbereitet. Scranton warf dem Minister einen Seitenblick zu, ging wieder zu seinem Platz und setzte sich. So etwas hatte er schon öfter erlebt.
Gordon versuchte, sich auf ihre Ausführungen zu konzentrieren, verlor aber das Interesse, als sie sich zu einem Gruß an andere Forscher in diesem Bereich hochschraubte, die bedauerlicherweise hier und heute in dieser erlauchten Umgebung nicht geehrt werden konnten.
Er spielte mit der Frage, was er sagen sollte. Nie wieder würde er dem Präsidenten begegnen, nie wieder würde er das Ohr eines so einflussreichen Menschen haben, wie es der Minister war. Vielleicht, wenn er
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