Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)
Experiment?«
»Also, angenommen der Schalter nähert sich dem ›aus‹, und dann wird der Tachyonenstrahl schwächer. Der Schalter erreicht das ›aus‹ nicht ganz und beginnt – wie der Kipphebel fürs Licht – auf ›ein‹ zurückzukippen. Aber je mehr er sich dem ›ein‹ nähert, desto stärker wird der Sender in der Zukunft.«
»Also wird der Tachyonenstrahl stärker«, beendete Peterson Markhams Folgerungen. »Das wiederum bewegt den Schalter vom ›ein‹ weg auf ›aus‹ zu. Der Schalter verharrt in einer Mittelstellung.«
Markham lehnte sich zurück und trank sein Stout aus. Sein vom trüben Cambridge-Winter aufgehellter Teint furchte sich unter einem aufgesetzten Lächeln. »Er wackelt um die Mitte.«
»Kein Paradox.«
»Nun …« Markhams Schultern zuckten unmerklich. »Keine logischen Widersprüche, sicher. Aber wir wissen noch nicht, was dieses Zwischenstadium eigentlich bedeutet. Doch es verhindert die Paradoxe. Man kann eine Menge quantenmechanischer Formeln darauf anwenden, aber ich bin nicht sicher, was ein echtes Experiment ergeben wird.«
»Warum nicht?«
Erneut zuckte Markham die Achseln. »Keine Experimente. Renfrew hat noch keine Zeit dazu gehabt – oder kein Geld.«
Peterson ignorierte die implizite Kritik; oder hatte er sie sich nur eingebildet? Es war eindeutig, dass die Arbeit in diesem Bereich seit Jahren beschnitten worden war. Markham stellte nur eine Tatsache fest. Er musste sich daran erinnern, dass ein Wissenschaftler wahrscheinlich eher geneigt war, Tatsachen beim Namen zu nennen, ohne die Wirkung einer solchen Feststellung in Rechnung zu ziehen. Peterson wechselte das Thema: »Würde der Balanceeffekt nicht verhindern, dass Sie Ihre Information ins Jahr 1963 senden?«
»Sehen Sie, der Punkt ist doch, dass unsere Unterscheidung zwischen Ursache und Wirkung eine Illusion ist. Dieses kleine Experiment, über das wir gesprochen haben, ist eine Kausal schleife – ohne Anfang, ohne Ende. Das haben Wheeler und Feynmann mit ihrer Forderung gemeint, unsere Beschreibung müsse logisch folgerichtig sein. In der Physik herrscht Logik, nicht der Mythos von Ursache und Wirkung. Den Ereignissen eine Ordnung aufzuerlegen ist nur unsere Perspektive. Eine urwüchsig menschliche Sichtweise, nehme ich an. Die Gesetze der Physik kümmert das nicht. Das ist die neue Vorstellung von der Zeit, die wir jetzt haben – ein Bündel vollständig miteinander verknüpfter Ereignisse, widerspruchsfrei miteinander verbunden. Wir glauben, uns in der Zeit fortzubewegen, aber das ist ein reines Vorurteil.«
»Aber wir wissen, dass die Dinge jetzt geschehen, nicht in der Vergangenheit oder der Zukunft.«
»Wann ist ›jetzt‹? Zu sagen, ›jetzt‹ sei ›dieser Moment‹, heißt, sich im Kreise drehen. Jeder Moment ist ›jetzt‹, wenn er ›geschieht‹. Das Problem ist: Wie misst man die Bewegungsgröße von einem Moment zum nächsten? Die Antwort lautet: Man kann es nicht. Mit welcher Geschwindigkeit läuft die Zeit ab?«
»Nun, das …« Peterson sprach nicht weiter und dachte nach.
»Wie kann Zeit sich bewegen? Die Geschwindigkeit beträgt eine Sekunde Bewegung pro Sekunde! In der Physik gibt es kein vorstellbares Koordinatensystem, mit dem wir den Ablauf der Zeit messen können. Soweit es das Universum betrifft, ist die Zeit eingefroren.«
»Dann …« Peterson hob einen Finger, um seine Verwirrung zu überspielen. Wie aus dem Nichts tauchte der Geschäftsführer auf.
»Ja, bitte, Sir?«, sagte der Mann mit außerordentlicher Höflichkeit.
»Ach ja, noch eine Runde.«
»Sehr wohl, Sir.« Er wieselte davon, um die Bestellung selbst zu erledigen. Das Spielchen bereitete Peterson Freude. Mit minimaler Zurschaustellung von Macht eine solche Reaktion zu erzeugen, war ihm ein vertrauter Zeitvertreib, verschaffte ihm aber auch immer noch Befriedigung.
»Aber Sie glauben trotzdem «, sagte Peterson zu Markham gewandt, »dass Renfrews Experiment einen Sinn ergibt? Das ganze Gerede von Schleifen und Schaltern, die nicht in Position kommen können …«
»Sicher wird es funktionieren.« Markham nahm das mit dunklem Stout gefüllte Glas. Der Geschäftsführer setzte Petersons Ale ab und begann: »Sir, ich möchte mich ent…«
Mit einer Handbewegung brachte Peterson ihn zum Schweigen. »Alles bestens«, sagte er hastig, begierig auf Markhams Ausführungen.
Markham beobachtete, wie der Geschäftsführer sich zurückzog.
»Sehr eindrucksvoll. Lernt man das in den besten Schulen?«
Peterson
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