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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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richtete sie sich auf und wirkte völlig unbefangen, als sie ihm das Buch in einer weißen Tüte gab. Mit einem verwirrten Blick auf dem Gesicht ging der Student hinaus. Peterson hielt das Buch in seiner Hand hoch, als sie zu ihm hinüberschaute. Sie schloss die Kasse und kam zu ihm.
    »Ja?«, fragte sie. »Haben Sie sich entschieden?«
    »Ich denke schon. Ich nehme dieses Buch. Und vielleicht könnten Sie mir in einer anderen Sache weiterhelfen. Sie wohnen doch in Cambrigde?«
    »Ja. Sie nicht?«
    »Nein, ich komme aus London. Ich arbeite für den Rat.« Sofort tadelte er sich selbst dafür. Kanonen gegen Spatzen. Keinerlei Kunstfertigkeit. Jedenfalls hatte er jetzt ihre Aufmerksamkeit, also könnte er auch seinen Nutzen daraus ziehen. »Ich wüsste gern, ob Sie mir einige gute Restaurants der Gegend empfehlen können.«
    »Nun, einmal das Blue Boar. Dann ein französisches in Grantchester, das sehr gut sein soll, Le Marquis. Und ein neues italienisches, Il Pavone.«
    »Haben Sie schon mal in einem gegessen?«
    »Nein …« Sie errötete ein wenig, und er wusste, sie bedauerte, in Verlegenheit geraten zu sein. Er war sich darüber im Klaren, dass sie die drei teuersten Restaurants aufgezählt hatte. Sein eigenes Lieblingslokal war nicht dabei – es war weniger prunkvoll und weniger teuer, aber das Essen war vorzüglich.
    »Wenn Sie wählen könnten, wohin würden Sie gehen?«
    »Ins Le Marquis. Es macht einen sehr netten Eindruck.«
    »Wenn ich das nächste Mal aus London herüberkomme und Sie nichts vorhaben, würde ich es als großen Vorzug ansehen, wenn Sie dort mit mir zu Abend essen.« Er lächelte sie vertraut an. »Es wird mit der Zeit eintönig, allein zu reisen und alleine zu essen.«
    »Wirklich?«, entfuhr es ihr. »Oh, ich meine …« Krampfhaft versuchte sie, ihre triumphierende Erregung zu unterdrücken. »Ja, sehr gerne.«
    »Großartig. Wenn Sie mir Ihre Telefonnummer geben …«
    Sie zögerte, und Peterson erriet, dass sie kein Telefon besaß. »Oder aber, wenn es Ihnen lieber ist, komme ich einfach vorher hier im Laden vorbei.«
    »O ja, das wäre am besten«, stimmte sie erleichtert zu.
    »Ich freue mich darauf.«
    Sie gingen nach vorn zur Kasse, wo er das Buch bezahlte. Als er Bowes & Bowes verlassen hatte, ging er um die Ecke in Richtung Market Square. Durch die Seitenfenster des Buchladens konnte er sie sich mit ihren beiden Freundinnen beraten sehen. Nun, das war leicht gewesen, dachte er. Du lieber Gott, ich weiß nicht einmal ihren Namen.
    Er überquerte den Platz und ging durch die Petty Cury, in der sich die Einkaufenden drängten, und kam gegenüber des Christ’s heraus. Durch das offene Tor sah er den grünen Rasen im Innenhof und dahinter die lebhaften Farben der Kräuterbeete vor der grauen Mauer des Master’s Lodge. Der Pförtner las in der Zeitung. Vor dem Schwarzen Brett stand eine Gruppe Studenten. Peterson ging weiter in die Hobson’s Alley. Schließlich fand er das Haus, das er suchte: Foster und Jagg, Kohlenhändler.

10
     
    D en Sonntagmorgen verbrachte John Renfrew damit, neue Regale an der Längswand der Küche anzubringen. Marjorie hatte ihn schon seit Monaten darum gebeten. Ihre anfänglichen freundlichen Randbemerkungen über die Frage, was mit den Modellflugzeugen geschehen solle, »wenn du dazu kommst«, waren allmählich zu einem drückenden Gewicht gewachsen – die Aufgabe wurde zur Pflicht, der er sich nicht entziehen konnte. Die Lebensmittelgeschäfte waren nur noch wenige Tage in der Woche geöffnet – »um Versorgungsengpässe zu vermeiden«, lautete die gängige Erklärung in den Abendnachrichten -, und durch die Stromsperren war Einfrieren nicht möglich. Marjorie hatte begonnen, Gemüse einzumachen. Eine Menge großer Gläser mit dicken Deckeln wartete in Pappkartons auf die versprochenen Regale.
    Mit der gleichen Sorgfalt, die ihn im Labor auszeichnete, legte Renfrew sich systematisch seine Werkzeuge zurecht. Ihr Haus war alt und ein wenig schief, als würde es von einem unmerklichen Wind angeblasen. Renfrew stellte fest, dass sein an der Wandverkleidung befestigtes Lot volle drei Zoll von der abgescheuerten Fußleiste weghing. Der Boden gab wie eine vielbenutzte Matratze nach. Er trat von der Wand zurück, kniff die Augen zusammen und sah, dass die Linien seines Hauses schief waren. Man steckt sein Geld in ein Haus, überlegte er, und bekommt ein Labyrinth von Pfosten, Balken und Leisten, die von der Geschichte samt und sonders aus dem Lot gedrückt

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