Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)
Feynmann haben aufgezeigt, dass das übrige Universum, wenn es von einer avancierten Welle getroffen wird, sich wie ein ganzer Haufen von Steinen verhält, die in einen Teich geworfen werden. Die avancierte Welle geht rückwärts in der Zeit und erzeugt alle anderen Wellen. Sie interferieren, und das Ergebnis ist Null. Nichts.«
»Aha. Und am Ende löscht die avancierte Welle sich selbst aus.«
Plötzlich dröhnte Musik aus der Stereoanlage des Whim. »An’ de Devil, he do de dance whump whump with Joan de Arc …«
Peterson schrie: »Leiser!«
Die Musik verebbte. Er beugte sich vor. »Sehr gut. Sie haben mir erklärt, wieso die avancierte Welle nicht funktioniert. Zeitkommunikation ist nicht möglich.«
Markham grinste. »Jeder Theorie liegt eine verborgene Annahme zugrunde. Das Problem mit dem Modell von Wheeler und Feynmann war, dass all die hüpfenden Elektronen im Universum der Vergangenheit möglicherweise nicht die richtigen Wellen zurücksenden. Bei Radiowellen geschieht das. Bei Tachyonen nicht. Wheeler und Feynmann wussten nichts von Tachyonen; die Theorie stammt erst aus der Mitte der 60er-Jahre. Tachyonen werden nicht richtig absorbiert. Sie wechselwirken nicht wie Radiowellen mit Materie.«
»Warum nicht?«
»Es sind verschiedene Arten von Partikeln. Vor Jahrzehnten haben zwei Männer namens Feinberg und Sudarahan Tachyonen ›erdacht‹, aber niemand konnte sie finden. Es schien zu unwahrscheinlich. Zum einen haben sie eine imaginäre Masse.«
» Imaginäre Masse?«
»Ja, aber nehmen Sie das nicht zu ernst.«
»Scheint aber ein ernsthaftes Problem zu sein.«
»Eigentlich nicht. Die Masse dieser Partikel ist nach unseren Begriffen nicht beobachtbar. Das heißt, wir können ein Tachyon nicht zur Ruhe bringen, da es stets schneller als Licht sein muss. Wenn wir es also in unserem Labor nicht anhalten können, können wir seine Masse nicht im Ruhezustand messen. Die einzige Definition von Masse ist das, was man auf Messgeräte bringen und wiegen kann – was unmöglich ist, wenn sie sich bewegt. Bei Tachyonen kann man nur die Bewegungsgröße, den Impuls messen.«
»Sie haben eine Beschwerde über das Essen, mein Herr? Ich bin der Geschäftsführer.«
Peterson blickte zu einem hochgewachsenen Mann in einem konservativen grauen Anzug auf. Er stand vor ihrem Tisch, die Hände militärisch steif hinter dem Rücken verschränkt. »Allerdings. Vor allem möchte ich angesichts dessen, was mit der Dame vorhin geschehen ist, nicht davon kosten.«
»Ich weiß nicht, was die Dame gegessen hat, aber ich würde meinen, Ihr …«
»Sehen Sie, ich weiß es. Es ähnelte doch sehr dem, was mein Freund hier bestellt hat.«
Petersons Verhalten brachte den Geschäftsführer auf. Er schwitzte leicht und zeigte einen gequälten Gesichtsausdruck. »Ich vermag nicht zu erkennen, warum eine ähnliche Speise …«
»Ich erkenne es sehr wohl. Schade, dass Sie es nicht können.«
»Ich fürchte, wir müssen Ihnen die Bestellung berechnen …«
»Haben Sie den jüngsten Erlass des Innenministeriums über Fleischimporte gelesen? Ich habe daran mitgeschrieben.« Peterson würdigte den Geschäftsführer eines langen, abschätzenden Blicks. »Ich würde sagen, Sie bekommen wahrscheinlich einen Großteil Ihres Importfleisches von einem örtlichen Zulieferer, richtig?«
»Nun ja, gewiss, aber …«
»Dann wissen Sie vermutlich, dass es strenge Vorschriften über die Lagerdauer gibt.«
»Ja, ich bin sicher …«, setzte der Geschäftsführer an, zögerte aber, als er Petersons Blick bemerkte. »Tja, eigentlich habe ich in letzter Zeit nicht viel davon gelesen, weil …«
»Ich an Ihrer Stelle würde in Zukunft sorgfältiger sein.«
»Ich bin gar nicht sicher, ob die Dame überhaupt importiertes Fleisch gegessen hat …«
»Wäre ich Sie, würde ich mich darum kümmern.«
Urplötzlich verlor der Mann einiges von seiner militärischen Haltung. Peterson blickte ihn selbstsicher an.
»Nun, ich glaube, wir können das Missverständnis vergessen. Angesichts …«
»In der Tat.« Peterson entließ den Mann mit einem Nicken und wandte sich wieder an Markham. »Die Großvatersache haben Sie noch nicht geklärt. Wenn Tachyonen eine Botschaft zurücksenden können, wie vermeiden Sie dann Paradoxe?« Peterson erwähnte nicht, dass er darüber bereits mit Paul Davies diskutiert, aber nichts verstanden hatte. Er war ganz und gar nicht überzeugt, dass diese Theorie Sinn ergab.
Markham zog eine Grimasse. »Es ist nicht leicht
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