Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)
besser um seine Zutaten kümmern, sonst werde ich den Laden hier dichtmachen. Kapiert?«
»Du lieber Gott, das ist doch kein Grund …«
»Sagen Sie ihm das! Und bringen Sie meinem Freund hier noch ein Stout!«
Als der Kellner, der sich offenbar weder mit Peterson noch mit dem Geschäftsführer anlegen wollte, fort war, murmelte Markham: »Toll! Woher wussten Sie, dass ich lieber noch ein Stout wollte?«
»Intuition«, antwortete Peterson augenzwinkernd.
Als beide noch einiges mehr getrunken hatten, sagte Peterson: »Sehen Sie, Sir Martin ist der eigentliche technische Kopf in der britischen Delegation. Ich bin ein Generalist, wie man es nennt. Eins will ich wissen: Wie, zum Teufel, kommen Sie mit dem Großvater-Paradox klar? Dieser Davies hat die Entdeckung von Tachyonen prima erklärt, und ich glaube ja, dass sie in die Vergangenheit reisen können. Aber ich begreife immer noch nicht, wie man die Vergangenheit verändern kann.«
Markham seufzte. »Bevor die Tachyonen entdeckt wurden, hielt jeder die Kommunikation mit der Vergangenheit für unmöglich. Das Unglaubliche ist, dass die Physik der Zeitkommunikation schon viel früher, eher zufällig, entwickelt wurde, und zwar in den 40er-Jahren. Zwei Physiker, John Wheeler und Richard Feynmann, haben die exakte Beschreibung des Lichts ausgearbeitet und aufgezeigt, dass jedes Mal zwei Wellen ausgestrahlt werden, wenn man zum Beispiel versucht, eine Radiowelle zu erzeugen.«
»Zwei?«
»Richtig! Eine von ihnen empfangen wir mit unserem Radiogerät. Die andere reist rückwärts in der Zeit – die ›avancierte Welle‹, wie Wheeler und Feynmann sie nannten.«
»Aber wir empfangen doch keine Sendung, bevor sie ausgestrahlt ist.«
Markham nickte. »Richtig – aber die avancierte Welle existiert , in der Mathematik. Da führt kein Weg dran vorbei. Die Gleichungen der Physik sind alle zeitsymmetrisch. Das ist eins der Rätsel der modernen Physik. Wie kommt es, dass wir bemerken, wie die Zeit verläuft, während doch alle physikalischen Gleichungen sagen, dass die Zeit sowohl vorwärts als auch rückwärts laufen kann?«
»Dann sind wohl die Gleichungen falsch, oder?«
»Nein, das sind sie nicht. Sie können alles voraussagen, was wir messen können – aber nur , solange wir die ›retardierte Welle‹ nutzen, wie Wheeler und Feynmann sie nannten. Das ist die Welle, die Sie in Ihrem Radiogerät hören.«
»Nun gut, aber es gibt doch sicherlich eine Möglichkeit, die Gleichungen zu verändern, bis man nur noch den verzögerten Teil bekommt.«
»Nein, die gibt es nicht. Wenn man die Gleichungen so behandelt, gibt es keine Möglichkeit, die retardierte Welle konstant zu halten. Man muss die avancierte Welle haben.«
»In Ordnung. Und wo sind Radiosendungen, die rückwärts in die Zeit strahlen? Wieso kann ich die Nachrichten des nächsten Jahrhunderts nicht einschalten?«
»Wheeler und Feynmann haben bewiesen, dass sie nicht dorthin gelangen können.«
»Nicht in dieses Jahr? Ich meine, in unsere Gegenwart?«
»Richtig. Sehen Sie, die avancierte Welle kann mit dem ganzen Universum wechselwirken – sie bewegt sich rückwärts, in unsere Vergangenheit, sodass sie schließlich auf sämtliche Materie trifft, die jemals existiert hat. Der Punkt ist, die avancierte Welle trifft auf die Materie, bevor das Signal ausgesendet worden ist.«
»Ja, klar.« Peterson dachte über die Tatsache nach, dass er jetzt der Diskussion zuliebe die »avancierte Welle« akzeptierte, die er noch vor wenigen Sekunden in Abrede gestellt hatte.
»Die Welle trifft also auf die Materie, und die Elektronen in ihr hüpfen in Erwartung dessen, was die Rundfunkstation senden wird.«
»Wirkung, die der Ursache vorausgeht?«
»Genau. Scheint der Erfahrung zuwiderzulaufen, nicht wahr?«
»Allerdings.«
»Aber die Vibration jener Elektronen im ganzen übrigen Universum muss in Rechnung gestellt werden. Sie ihrerseits senden sowohl avancierte als auch retardierte Wellen aus. Es ist, als werfe man zwei Steine in einen Teich. Beide senden Wellen aus. Aber die beiden Wellen addieren sich nicht einfach.«
»Tun sie nicht? Wieso nicht?«
»Sie interferieren. Sie bilden ein Kreuzgittermuster mit einzelnen Wellenbergen und -tälern. Wo die Berge und Täler der beiden Strukturen übereintreffen, verstärken sie einander. Aber wo die Berge des ersten Steins auf die Täler des zweiten treffen, löschen sie sich gegenseitig aus. Das Wasser bewegt sich nicht.«
»Oh. Na gut.«
»Wheeler und
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