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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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regungslos und stumm. Dann ging John Renfrew zum Kamin und stellte sich vor ihm auf, die Beine gespreizt, einen Krug Bier in der Hand. Er blickte ernst, jeder Zoll ein englischer Junker.
    »Dies ist mein Haus«, sagte er, »und ich erwarte, daß sich meine Gäste höflich zueinander verhalten.«
    »Sie haben völlig recht, Renfrew«, sagte Peterson prompt. »Ich entschuldige mich. Es war eine Folge unerträglicher Provokation.« Die letzte Bemerkung schob Cathy den Schwarzen Peter zu.
    »O Gott«, sagte sie bekümmert. »John, es tut mir leid, daß ich mich in Ihrem Haus so habe gehenlassen. Aber es hat mir Spaß gemacht, ihm eins zu verpassen…«
    »Das reicht«, erklärte Renfrew. »Genug!« Eine Bewegung seines Bierkrugs deutete an, daß die Sache für ihn erledigt war.
    »Gut gemacht, John«, sagte Jan. »Bestehe auf deinem Recht! Und wenn ich jetzt etwas zu trinken haben könnte…« Lächelnd trat sie auf ihn zu. Der starre Kreis brach auf, die Spannung verflüchtigte sich. Er nahm sie beim Ellenbogen, und sie gingen zum Sideboard. Peterson zog Marjorie in ein Gespräch. Greg setzte sich neben Cathy Wickham auf das Sofa.
    »Ich glaube, ich bin in dieser Runde zu Boden gegangen«, sagte sie heiter. »Aber die ein oder zwei Minuten waren es wert.«
    »Hat er Ihnen wirklich einen Antrag gemacht?« fragte Greg.
    »Ich war die ganze Zeit da und habe nichts bemerkt.« Jan kam zu ihnen und hockte sich auf den Rand des Sofas.
    »Machen Sie Witze?« Cathy lachte. »Natürlich hat er.«
    »Wenn man sich näher kennt, nun gut. Aber so direkt…«
    »Oh, er war sehr subtil und diskret, ließ Raum für eine taktvolle Ablehnung, um sein Ego zu schonen. Selbstzufriedener Mistkerl! Aber Jan mißbilligt meine Handlungsweise, nicht wahr, Jan?«
    »Ja, allerdings. Ich glaube, Sie haben John und Marjorie in die Klemme gebracht. Offen gesagt, ich habe die gleiche Meinung über ihn wie Sie, aber…«
    »Faszinierend«, unterbrach Greg sie. »Jetzt will ich mal hören, wie ihr zwei eure Klauen in den armen Kerl schlagt.«
    »Armer Kerl? Er ist eine höchst erfolgreiche, selbstbewußte schleimige Kröte, die Frauen verachtet. Wollen Sie als Mann für ihn gegen zwei Raubtierfrauen Partei ergreifen?«
    »Er verachtet Frauen?« fragte Cathy verblüfft. »Ich hätte eher das Gegenteil angenommen.« Jan und Cathy wechselten einen Blick.
    »Er verabscheut uns alle, jeden einzelnen. Und Zurückweisung durch ein niederes Wesen kann er nicht ausstehen. Warum, glauben Sie, hat er angedeutet, ich sei lesbisch?«
    »Sind Sie es?«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich bin bi. Aber ich neige mehr zu Frauen, ja. Schauen Sie jetzt nicht hin, aber der gute Ian macht sich gerade an unsere teure Gastgeberin heran. Sie wird rot wie ein Schulmädchen.« Markham drehte sich auf dem Sofa und starrte neugierig durchs Zimmer.
    »Ich kann mir das nicht vorstellen. Sie kommt mir kein bißchen sexy vor. Außerdem würde sie wahrscheinlich die ganze Zeit reden.«
    »Na, wer fährt jetzt die Krallen aus? Zumindest ist sie erkennbar heterosexuell – mehr braucht Peterson nicht, um sein verletztes Ego zu trösten. Als nächste wird Jan an der Reihe sein.«
    Jan zog eine Augenbraue hoch. »Ich bitte Sie! Mit Greg hier im Zimmer? Und er muß wissen, daß ich mich für ihn nicht besonders interessiere.«
    »Meinen Sie, eins von beiden würde ihn stören? Sprechen Sie mit ihm – ich wette, es dauert nicht mal fünf Minuten, bis er einen Annäherungsversuch macht. Dann können Sie ihn aufs rechte Maß zurückstutzen.«
    Jan schüttelte den Kopf. »Auf dieses Erlebnis möchte ich lieber verzichten.«
    »Nein, das geht einfach zu weit«, protestierte Greg. »Ich kann nicht glauben, daß er so übel ist.«
    Cathy zog eine Grimasse. »Dann lassen Sie’s! Ich unterhalte mich mit John über sein Experiment.« Sie stand auf und ging.
    »Nun?« meinte Greg fragend.
    »Nun was?«
    »Meinst du nicht, sie übertreibt? Glaubst du wirklich, er hat einen Annäherungsversuch gemacht?«
    »Ich bin sogar ziemlich sicher. Aber meiner Meinung nach ärgerte sie am meisten, daß sie von jemandem, der sie nicht als Wissenschaftlerin behandelt, von ihrer Arbeit weggeholt wird. Und es ist nicht gerade angenehm zu wissen, daß jemand in ihren persönlichen Papieren geschnüffelt hatte.«
    »Ach, zum Teufel damit. Verglichen mit dem Rest der Gesellschaft macht Peterson einen recht vernünftigen Eindruck auf mich. Renfrew ist außerhalb des Labors ein Langweiler, Marjorie ist ein Heimchen und Cathy

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