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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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eine Kratzbürste. Herr im Himmel, du und ich sind die einzig Normalen.«
    »Und selbst du bist ein bißchen verschroben«, sagte sie. »Ich dachte, du hättest ein gutes Gefühl bei dem Experiment. Warum sind alle in so fürchterlicher Stimmung?«
    »Du hast recht – wir sind alle nervös. Es ist nicht das Experiment. Ich persönlich freue mich gar nicht auf den Flug nach New York.«
    »Worauf?«
    »Ach, herrje, natürlich – ich hatte noch gar keine Gelegenheit, es dir zu sagen. Komm, ich hol’ dir noch einen Drink und erkläre es dir.«
    »Aber wir hatten doch vor…«
    »Ich weiß, aber es sind nur ein paar Tage, und…«
     
    Die anderen Gäste mieden das Sofa, während Jan und Greg ihre Familienlogistik klärten. Dann hörten die Markhams eine Weile der englischen Konversation um sich herum zu.
    Cathy war in den Innenhof gegangen und verkündete, daß es zu regnen aufgehört hatte; in der Spannung des Wohnzimmers hatte es sonst keiner bemerkt. Ein gekünstelter Anflug guter Laune schien Peterson und Renfrew bei ihrem Gespräch die Kehle zuzuschnüren. Ihre Worte wurden knapper, ihre Tonlage höher. Marjories hastige Sätze bildeten vogelgleiche Kontrapunkte zu ihrer Unterhaltung. Peterson beschrieb den störenden Papierkram, der zur Rettungsaktion der Rhinozeros-Spezies von Sumatra und Java gehörte. Der Weltrat hatte beschlossen, das Geld in Java dafür zu verwenden, die Nashörner zu isolieren. In der Öko-Bestandsaufnahme hatte sich das als Teil eines Stabilisierungsplans herausgeschält, der darauf abzielte, gefährdete Arten zu erhalten. Die Spezies, die es im Überfluß gab, war natürlich der Mensch. Die Politik des Rats war von den Umweltfanatikern mit Beifall begleitet worden; man hatte diskret unter den Tisch fallen lassen, daß unter dem Strich von den zur Verfügung stehenden Mitteln nun weniger Land und Geld für die Menschen blieben. »Eine Frage der Auswahl«, meinte Peterson nüchtern und ließ die Bernsteinflüssigkeit in seinem Glas kreisen. Kopfnicken.
     
    Greg Markham sagte zu Marjorie Renfrew: »Nein, nein, vergessen Sie die Szene ›Cathy und Ian‹. Sie bedeutet nichts. Wir sind in letzter Zeit alle nervös.«
    Sie standen im Innenhof, am Rande des orangefarbenen Lichts, das aus der Wohnung fiel.
    »Aber ich hielt Wissenschaftler immer für weniger gefühlsbetont, und wenn man sieht, wie sie aufeinander losgehen…«
    »Zum ersten, Peterson ist kein Wissenschaftler. Zum zweiten, das Gerede über unterdrückte Emotionen ist vorwiegend nur eine Legende. Als Newton und Hooke ihren berühmten Disput darüber führten, wer das Gesetz des reziproken Quadrats entdeckte, waren sie gewiß in heller Wut. Aber damals brauchte ein Brief eine Woche. Newton hatte Zeit, sich seine Erwiderung zu überlegen, das hielt die Diskussion auf einem hohen Niveau. Wenn heute ein Wissenschaftler einen Brief schreibt, veröffentlicht er das verdammte Ding. Die Interaktionszeit ist sehr gering, die Wellen der Erregung schlagen hoch. Dennoch…«
    »…glauben Sie nicht, daß dies die heutige Reizbarkeit erklärt?« setzte Marjorie den Satz fort.
    »Nein, es gibt noch mehr, ein Gefühl…« Greg schüttelte den Kopf. »Ach, Dreck, ich sollte bei der Physik bleiben. Selbst da wissen wir natürlich nicht viel Grundlegendes.«
    »Tatsächlich? Wieso?«
    »Wir nehmen zum Beispiel die bloße Tatsache hin, daß alle Elektronen die gleiche Masse und die gleiche Ladung haben. Ebenso ihre Antiteilchen, die Positronen. Warum? Man kann über Felder und Vakuumschwankungen reden, aber mir gefällt die alte Wheeler-Interpretation – sie haben die gleiche Masse, weil sie alles dasselbe Teilchen sind.«
    Marjorie lächelte. »Wie kann das möglich sein?«
    »Im Universum gibt es nur ein Elektron. Ein Elektron, das sich rückwärts in der Zeit bewegt, sieht wie ein Antiteilchen aus, das Positron. Man läßt das Elektron in der Zeit hin und her springen, macht alles aus diesem einen Teilchen – Setter und Saurier, Steine und Sterne.«
    »Aber wieso bewegt es sich rückwärts in der Zeit?«
    »Tachyonenkollision? Ich weiß es nicht.« Gregs Leichtigkeit verflüchtigte sich. »Das Problem ist, daß die Grundlage von allem fragwürdig ist. Sogar die Logik selbst hat Löcher. Theorien basieren auf Abbildern von der Welt – menschlichen Abbildern.« Er blickte nach oben, Marjories Augen folgten ihm. Sternbilder standen wie helle Kronleuchter am Himmel. In der Ferne summte ein Flugzeug. An seinem Heck blinkte ein grünes Licht. »Ich

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