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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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»Zurück!«
    Bevor Markham das Signal verstehen konnte, setzten sich beide Männer abrupt in Bewegung. Renfrews Gefangener entwand sich seinem Griff und jagte in die Garage zurück. Markham folgte ihm. Als der Mann im Dunkeln des Hauses verschwand, zögerte er. Er konnte nichts sehen. Plötzlich tauchte der Mann wieder auf, ein Schatten. Markham konnte erkennen, daß er einen langen Gegenstand in der Hand hielt. Vorsichtig wich er zurück. Er sah, daß der Mann mit dem Messer sich aufs Tor zubewegte. Ein Ablenkungsmanöver. Der Schatten trat ins Licht und schwang eine Harke gegen Markhams Kopf. Markham duckte sich und sprang zurück. »Los, jemand…« Plötzlich rannten beide Männer zum Tor. Einer drehte sich um und warf die Harke nach Markham, der dem Geschoß auswich. »Dreckskerle!« schrie er und schleuderte das Schüreisen in die Dunkelheit. Ihre Schritte verloren sich in der Nacht.
    »Hat keinen Zweck, sie zu verfolgen«, sagte Renfrew neben ihm.
    Cathy Wickham stimmte zu. »Überlassen Sie sie der Polizei, Greg!«
    »Okay«, brummte er.
    Sie versammelten sich im Haus. Einen Moment war es still, dann begannen alle, über den Zwischenfall zu reden. Markham stellte fest, daß die, die drinnen geblieben waren und von der Tür aus zugesehen hatten, die Einzelheiten in einem anderen Licht sahen. Sie dachten, Renfrew hätte seinen Mann sicher im Griff gehabt, während der Bursche in Wirklichkeit nur auf eine gute Gelegenheit zur Flucht gewartet hatte. Die Relativität der Erfahrung, dachte Markham. Die Anstrengung ließ ihn keuchen, sein Adrenalinspiegel war gestiegen.
    Aus der Ferne kam der Klang einer Sirene.
    »Die Polizei«, sagte Peterson. »Wie immer zu spät. Ich mache mich davon, bevor sie hier auftauchen. Ich habe keine Lust, den Rest der Nacht Fragen zu beantworten. Die Helden sind ohnehin Sie beide. Danke für die Drinks und adieu.«
    Hastig verließ er das Haus. Markham sah ihm nach. Er dachte über die Tatsache nach, daß ihre erste spontane Reaktion gewesen war, die dunklen Gestalten für Diebe zu halten. Es gab kein Zögern, keiner hielt es für einen Irrtum, keiner hatte den Gedanken, daß es sich nur um Leute handelte, die sich in der Adresse geirrt hatten. Vor zwanzig Jahren wäre das vielleicht noch möglich gewesen. Aber heute…
    Die anderen standen in der Mitte des Wohnzimmers und tranken einander zu. Die Sirene kam näher.

 
– 25 –
Juli 1963
     
     
    Gordon sah ein, daß er im Sommer viel mit Cooper würde arbeiten müssen. Das Kandidatenexamen war ein Reinfall gewesen, Cooper hatte zwei Wochen gebraucht, sein Selbstvertrauen wiederzugewinnen. Schließlich hatte Gordon sich zu ihm gesetzt und in der Manier des tröstenden Vaters zu ihm gesprochen. Sie arbeiteten ein Programm aus. Morgens würde Cooper sich dem Grundlagenstudium widmen, um sich auf das zweite Kandidatenexamen vorzubereiten. Nachmittags und abends würde er Daten aufnehmen. Bis zum Herbst hätte er genug, um sie im Detail zu analysieren. Bis dahin könnte er mit Gordons Hilfe die Prüfung mit einiger Zuversicht erneut versuchen. Mit ein bißchen Glück hätte er im Winter die Daten für seine Dissertation größtenteils komplett.
    Cooper hörte zu, nickte und sagte wenig. Manchmal schien er bedrückt. Seine neuen Daten kamen glatt und sauber: keine Signale.
    Jedesmal, wenn Gordon Coopers Laboraufzeichnungen überprüfte und die nichtssagenden, normalen Kurven sah, verspürte er Enttäuschung. Konnte der Effekt kommen und wieder gehen? Warum? Wie? Oder ignorierte Cooper einfach alle Resonanzen, die nicht in seine Dissertation paßten? Wenn man sich völlig sicher war, nicht nach etwas zu suchen, war die Chance groß, daß man es nicht sah.
    Aber Cooper nahm alles in seine Aufzeichnungen, wie es ein guter Experimentator tun sollte. Seine Bücher waren unordentlich, aber immer vollständig. Täglich blätterte Gordon sie durch und suchte nach unerklärlichen offenen Stellen oder ausradierten Eintragungen. Nichts schien unstimmig.
    Doch er erinnerte sich an die Physiker aus den dreißiger Jahren, die Substanzen mit Neutronen bombardiert hatten. Umsichtig hatten sie ihre Geigerzähler so eingestellt, daß sie sich ausschalteten, sobald die Neutronenflut abbrach – um Wellen experimenteller Irrtümer zu vermeiden. Hätten sie die Geigerzähler eingeschaltet gelassen, hätten sie entdeckt, daß einige Substanzen noch lange Zeit nachher hochenergetische Teilchen abgaben – künstlich zugeführte Radioaktivität. Durch ihre

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