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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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bei Einzelheiten. Statt dessen hatte sich ein sonderbares Gefühl durch seine Beine in seine Brust geschlichen. Er spürte, wie sich sein Haar im Nacken sträubte. Es war real. Die ganze Zeit hatte er die ungewisse Möglichkeit in Betracht gezogen, daß er ein Potzer war, daß das Experiment falsch war. Aber jetzt wußte er: Etwas versuchte, ihn zu erreichen.
    »Gordon? Gordon, was ist los?«
    »Zinnes. New York.« Verwirrt blickte er auf. »Sie haben’s gefunden.«
    Sie küßte ihn, zusammen tanzten sie ein paar Schritte durch die Wohnung. Kein Potzer, nein! Gordon taumelte durchs Wohnzimmer und schrie immer wieder triumphierend »Ha« und »Recht gehabt«. Nach einem Moment wurde ihm schwindlig, und er setzte sich. Plötzlich war er müde. Kratze eine Hypothese an, halte ein Faktum fest! Aber was sollte er als nächstes tun?
    »Penny, du hast recht – wir fliegen nach Oakland.«

 
– 35 –
1998
     
     
    Als er die Tür öffnete, hörte Peterson das Murmeln von Gesprächen. Durch den Eingang zum Salon sah er hektisch redende Menschen. Ein plötzliches Gelächter, klingende Gläser, lauter werdende lateinamerikanische Rhythmen.
    Er zögerte nur einen Moment. Ohne nach links oder rechts zu schauen, überquerte er die schwarz-weißen Marmorplatten der Halle und ging die breite, geschwungene Treppe hinauf. Gewöhnlich stimmte es, daß niemand einen aufhielt, wenn man schnell vorbeiging, so daß man keinen Blick erwidern mußte. Seine Anwesenheit war einfach erklärbar, schließlich war das sein Stadthaus. Ein Gast, der ihn sah, müßte annehmen, daß er und Sarah diese dumme Party zusammen veranstalteten und daß Peterson oben irgendeine häusliche Arbeit erwartete.
    Leise bewegte er sich über den tiefen Teppich und durchschritt den Korridor. Aus dem Bad fiel ein schmaler Lichtstreifen auf den Boden; wahrscheinlich war jemand drin. Er würde sein Schlafzimmer schnell genug erreichen, müßte aber auf dem Rückweg daran denken. So wie er hereingekommen war, müßte er sich wieder zurückziehen; um den Hinterausgang durch die Küche zu erreichen, müßte er durch den Salon.
    Er schloß die Schlafzimmertür und ging zum Schrank. Eine Reihe von Mänteln verbarg die beiden Koffer, solange kein gründlicher Frühjahrsputz anstand. Er zog sie heraus. Etwas schwer, aber handlich. An der Tür stellte er sie griffbereit ab und blickte nach allen Seiten. Die drei langgestreckten georgischen Fenster gaben den Blick auf eine Reihe von Spitzdächern frei. Aus den meisten Häusern drang trübes Licht. Sparschalturig, fiel ihm ein. Andere lagen im Dunkeln. Leute, die schon die Stadt verlassen hatten? Egal – er würde sich mit solchen Fragen nicht mehr beschäftigen. Zwischen den Fenstern waren in voller Höhe Spiegel angebracht, in braunen, schwarz abgesetzten Samt gerahmt. Sarahs jüngste Laune. Peterson zögerte, musterte sein Spiegelbild. Immer noch ein wenig erschöpft, weiß um die Augen, aber im Grunde genesen. Sobald er sich zu bewegen vermochte, hatte er sich aus dem Hospital hinausgeblufft und war direkt zu seinem Büro gegangen. Der Rat war in höchstem Krisenzustand, und niemand hatte bemerkt, daß er bestimmte Dokumente aus seinen Akten entfernte, ein paar letzte telefonische Instruktionen gab und seinem Anwalt bestimmte Anweisungen erteilte. Sir Martin rief ihn zu einer kurzen Informationskonferenz, und dort sah Peterson, daß seine Vorbereitungen keinesfalls zu früh kamen. Es war eindeutig, die Wolkenform unterschied sich geringfügig von der Ozeanform, beide hatten aber den Neurohüllen-Effekt gemeinsam, den Kiefer erst einige Tage vorher entdeckt hatte. Kiefers Daten waren von großem Nutzen, aber wirksame Gegenmittel waren immer noch ein Problem, das die Laboratorien beschäftigte. Überall, wo sie abregneten, verbreiteten die Wolken die Substanz. Normalerweise widerstanden Landpflanzen dem Neurohüllen-Mechanismus, aber es gab Ausnahmen. Pflanzenzellulose blieb unberührt, aber die komplexeren Teile waren verwundbar. Beschleunigte Tests hatten zu einer Methode geführt, bestimmte Pflanzen zu heilen, den Prozeß abzuschneiden, bevor die Substanz sich in der Pflanzenhaut verteilen konnte. Die Reinigung von abgeerntetem Getreide in einigen Lösungen schien durchführbar und versprach eine Erfolgsquote von 70 Prozent. Peterson fielen Lauras Worte in dem Vegetarierrestaurant ein: »Gemüse und alles ist hier völlig frisch. Nur vom Besten. Jeden Tag kommen neue Lieferungen vom Land.« Ja, und da hatte er sich das

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