Zeitschaft
Die Worte kamen ihm beinahe herzlich über die Lippen.
Das Paar dankte ihm und nahm die Treppe, wie es Peterson schien, mit bewußt langsamen Schritten. Er blickte zum Salon und atmete tief durch. Jetzt könnte er die Koffer holen und unbemerkt verschwinden, wenn…
Sarah! Sie hatte ihn gesehen, als sie an einem Knäuel plappernder Gäste vorbeiging. Sie zupfte einen Mann am Ärmel und machte mit dem Kopf eine Bewegung zu Peterson. Die beiden kamen über die Quadrate der Eingangshalle wie Schachfiguren auf dem Vormarsch. Springer und Dame im Angriff, dachte er. Eher unbewußt nahm er wahr, daß sie eins der von ihr selbst entworfenen Kleider trug, eine Kreation mit aufgedruckten Dschungelbildern mit dem passenden Tuch, das um ihren Kopf gebunden war und auf der linken Seite kunstvoll herabfiel. Er sah den Mann an und spürte einen kalten Schock. Prinz Andrew. Jesus, sie konnte doch damit nicht wieder anfangen, oder? Nun ja, jetzt würde es kaum noch eine Rolle spielen.
»Ian! Bist du schon wieder raus? Squisito!« rief Sarah aus und nahm seine Hand.
»Hole mir nur ein paar Sachen. Sie legen mich in ein Krankenhaus auf dem Land um.« Er streckte Andrew die Hand entgegen. »Guten Abend, Sir.«
»Um Himmels willen, Ian, hier müssen Sie mich doch nicht Sir nennen!«
»Andy will uns Einladungen zum Krönungsball besorgen – dem kleinen. Ist das nicht lieb von ihm?«
»Ja, sehr. Wie kommt Ihr Bruder zu Rande, Andrew?«
»Ach, ich habe ihn seit einer Woche nicht mehr gesehen. Er ist jetzt dauernd beschäftigt. Ich bin froh, daß ich den Job nicht habe. Er paßt zu ihm sowieso besser als zu dem Rest von uns.«
»Oh, ich bin sicher, du würdest das großartig machen«, meinte Sarah.
Andrew schüttelte wackelig den Kopf. »Nein, das bezweifle ich. Ich habe mich oft gefragt, ob es nur Glück war, daß der Erbe so ist, wie er ist, oder ob er genau deshalb so ist, weil er der Erbe ist.«
Peterson unterdrückte eine nervöse Geste und überlegte, was er sagen sollte. War dieses Gespräch unwirklich, oder war er selbst es? »Er nimmt seine Arbeit sehr ernst«, sagte er ausdruckslos. »Bei meinen Beratungsgesprächen kam er stets sofort aufs Wesentliche.«
»Und dann sein Humor, wissen Sie«, erwiderte Andrew, als würde er sich für die Ernsthaftigkeit seines Bruders entschuldigen. Er blinzelte eulenhaft.
Peterson merkte, daß Andrew betrunken war, und zwar in genau dem Maße, in dem Mitglieder des Königshauses betrunken sein können, ohne ins Gerede zu kommen. Das hieß: ein bißchen. Sarah zog Peterson am Ärmel, erwartete, daß er mit zur Party kam. Er überlegte einen Moment und folgte ihr dann. Niemand sollte Gewicht oder Größe der Koffer bemerken, die er beim Hinausgehen tragen würde. Es war besser, Sarah und Andrew in das Partygetriebe zu begleiten und später davonzuschlüpfen. Er ließ es zu, daß Sarah ihn herumführte und ihm einige neue Gesichter vorstellte; sie gehörten zu Leuten, die ihr möglicherweise nützen konnten. Er lächelte, nickte, sagte wenig. Allmählich dämmerte ihm, daß jeder auf irgendeine Weise aufgekratzt war – betrunken, unter Drogen oder schlicht hysterisch vor hektischer Energie. Und alle redeten über den banalsten Unsinn. Er hatte einen Ansturm von Fragen über die Blüte und die Wolken erwartet, aber nicht einer wollte etwas wissen. Er bemerkte, daß er die Gäste aus einer gewissen Distanz beobachtete. So elegant und ignorant wie Schwäne. Aber er wußte, einige von ihnen mußten Zweifel haben. Erneut dieses Gefühl der Unwirklichkeit.
Es dauerte über eine Stunde, bis er seine Chance sah. Er wollte ganz sicher sein, daß Andrew seine Koffer nicht sah, deshalb wartete er, bis Sarah sich an Andrews Arm klammerte und begann, eine ihrer üblichen schamlosen Geschichten zu erzählen. In diesem Moment stahl Peterson sich durch mehrere plaudernde Gruppen, schien mitten unter ihnen, hörte in Wirklichkeit aber niemandem zu. Er achtete einzig und allein darauf, ob jemand Wichtiges ihn gehen sah. Im richtigen Augenblick trat er schnell in die Eingangshalle. Die Koffer. Als er sich umwandte, öffnete sich seine Schlafzimmertür, und ein verschwommenes, gerötetes Gesicht erschien. Bevor die Frau ihn begrüßen konnte, hatte er die Tür aufgerissen und war geflohen. Nicht der reibungslose Abschied, den er sich vorgestellt hatte, aber immer noch gut genug. Vor ihm lag Cambridge, und dann, bei Gott, könnte er Ruhe finden.
– 36 –
Marjorie saß im kleinen
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