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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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alles erträglicher zu machen.«
    »Wie wär’s mit etwas zu essen?«
    »Mach dir selbst was!« entgegnete sie achselzuckend. »Du kannst dir eine Dose Bohnen aufmachen. In der Speisekammer ist Käse.«
    »Weißt du, es ist nicht gerade ein Vergnügen, nachts total durchgeregnet in ein kaltes dunkles Haus zu kommen, und es gibt nicht mal was zu essen.«
    »Es ist doch nicht meine Schuld, daß es kalt und dunkel ist. Was erwartest du von mir? Daß ich die Möbel verbrenne? Und es ist das erste Mal seit Gottweißwielang, daß du so früh nach Hause kommst, und da du mir nicht Bescheid gesagt hast, konntest du kaum ein fertiges Abendessen erwarten. John, du hast keine Vorstellung, wie schrecklich es heutzutage ist, einzukaufen. Man muß stundenlang anstehen, stundenlang, und dann ist die Auswahl praktisch gleich Null.«
    »Ich weiß nicht, Marjorie. Du hast dir immer gut zu helfen gewußt. Wir sollten besser dran sein als die meisten. Wir könnten ein Huhn schlachten, und dann hast du ja noch den Gemüsegarten.«
    »Mein Gott, John, manchmal habe ich das Gefühl, du wärst seit Monaten weg. Die Hühner wurden schon vor Wochen gestohlen. Alle. Und ich weiß, daß ich es dir erzählt habe. Und das Gemüse? Soll ich etwa im Regen rumkriechen und nach ein oder zwei übriggebliebenen Kartoffeln suchen? Es ist Ende September. Und der Garten ist eine reine Sumpflandschaft.«
    Plötzlich ging das Licht an. Der Kühlschrank summte. Sie blinzelten. Zwei Menschen, die sich ohne weichzeichnende Schatten gegenüberstanden. Stille. John zuckte nervös.
    »Heathers Mutter ist gestorben«, sagte sie plötzlich. »Na ja, es war wohl eine echte Erlösung. Anders als bei Greg Markham. Mein Gott, war das ein Schock. Schwer zu glauben, daß er tot ist. Er schien so… so lebendig. Und Heather und James haben ihren Job verloren.«
    »Erzähl mir keine schlechten Neuigkeiten mehr!« sagte er barsch und verschwand in der Speisekammer.

 
– 37 –
     
     
    Marjorie hoffte, John würde früh nach Hause kommen. Er hatte in dieser Woche jeden Tag bis Mitternacht gearbeitet. Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar, betrachtete ihr leeres Glas. Nein, besser nicht. Sie hatte schon drei gehabt. Wurde man so Alkoholiker? Abrupt stand sie auf und schaltete Radio und Plattenspieler auf volle Lautstärke. Eine Klangkakophonie schrillte durchs Zimmer, eine Jazzband, die gegen ein lateinamerikanisches Gesangstrio anspielte – wenigstens etwas Leben. Erneut ging sie durch alle Räume im Parterre und schaltete die Lampen ein. Zum Teufel mit dem Energiesparen! Ihre Nerven flatterten, und es bereitete ihr Schwierigkeiten, ihre Augen zu konzentrieren. Wofür sollte sie schließlich nüchtern bleiben? Sie nahm ihr Glas und ging aufs Sideboard zu.
    Auf halbem Weg blieb sie stehen, sie hatte etwas gehört. Lottie, im Waschraum eingeschlossen, bellte wild. Sie zögerte, stellte dann Radio und Plattenspieler leiser. Diesmal war es unverkennbar die Haustürklingel. Sie stand mitten im Zimmer. Wer würde…? Es klingelte wieder. Dann Klopfen. Wie dumm von ihr! Als würde ein Landstreicher an der Tür klopfen. Wahrscheinlich war es ein Freund. Ja, Gott sei Dank, jemand, mit dem man sprechen und den Abend verbringen konnte. Sie lief durch die Diele, schaltete das Außenlicht ein. Durch das bemalte Glasfenster links von der Tür sah sie die Silhouette eines Mannes. Erneut wurde sie von Panik erfaßt. In der Ferne grollte der Donner. Sie atmete tief durch, lehnte sich gegen die Tür und fragte so ruhig sie konnte: »Wer ist da?«
    »Ian Peterson.«
    Einen Moment starrte sie konzentriert auf die Tür. Langsam löste sie die Kette, schob die beiden Riegel zur Seite und öffnete die Tür einen Spalt. Sein Haar war durcheinander. Seine Jacke war zerknittert, und er trug keine Krawatte. Verlegen wurde sie sich bewußt, welchen Anblick sie selbst bieten mußte. Das Haar zerzaust, ein leeres Glas in der Hand und, um Himmels willen, wegen der Hitze in einem alten, abgetragenen Strandkleid. Sie zog ihr Kleid mit der einen Hand glatt und versuchte, mit der anderen das Glas hinter ihrem Rücken zu verbergen.
    »Oh, Mr. Peterson. Hm, ich fürchte, John ist nicht da. Er, hm, arbeitet heute abend im Labor.«
    »Ach? Ich hoffte, ihn hier zu treffen.«
    »Nun, Sie können sicher zum…«
    Ein plötzlicher Windstoß fuhr über den Hof und wehte Blätter über Petersons Schulter. »Oh!« rief Marjorie aus. Automatisch trat Peterson ein. Sie schlug die Tür zu. »Oh, Mann, was für ein

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