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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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zurückgewesen, und dann hätten wir die Unterstützung aus Brookhaven gehabt. Wer wird sich jetzt noch für uns einsetzen?«
    »Bei seinem letzten Besuch sagte Mr. Peterson, er würde uns helfen.«
    »Ich traue dem Burschen nicht. Aber wenn ich wenigstens Kontakt mit ihm aufnehmen könnte, verdammt noch mal!«
    Er ging zum Wasserspender und drückte auf den Knopf. Nichts regte sich. Er trat vor das Gerät.
    »Ich hätte nie gedacht, daß ich noch einmal eine Wasserrationierung in England erlebe«, sagte er. »Und draußen schüttet’s wie aus Kannen. ›Wasser, Wasser überall und keinen Tropfen zum Trinken.‹ Das habe ich mal in der Schule gelernt. ›Und über schlammige Meere krochen schleimige Tiere.‹« Er schnaubte. »Bald werden die Klippen von Dover rot sein.«
    »Warum fahren Sie nicht nach Hause?« schlug Jason vor. »Ich bleibe hier, für den Fall, daß ein Anruf aus London kommt.«
    »Nach Hause?« sagte Renfrew verwundert. Früher einmal war Marjorie die erste gewesen, an die er sich gewandt hatte, wenn die Belastung zu groß zu werden drohte. Ihre Mütterlichkeit und ihr schlichter Optimismus hatten ihm stets den Rücken gestärkt. Aber jetzt war sie ständig nervös und gereizt. Er argwöhnte, daß sie zuviel trank. Einmal hatte er eine entsprechende Bemerkung gemacht, aber sie war sofort in die Luft gegangen. Danach hatte er das Thema nie mehr angeschnitten. Ihre natürliche Vernunft würde sie da durchbringen, da war er sicher. Und die Kinder. Selbst sie hatte er im letzten Monat nur kurz gesehen. Sie standen spät auf, weil keine Schule war, so daß er sie nicht einmal beim Frühstück sah. Ja, vielleicht sollte er nach Hause fahren, wieder versuchen, mit seiner Familie Kontakt aufzunehmen.
    Als er das Labor verließ, mußte er feststellen, daß jemand die Kette durchtrennt und sein Fahrrad gestohlen hatte.
     
    Als er nach Hause kam, war es schon dunkel. Abgespannt stand er auf der Veranda und schüttelte den Regen von seiner Jacke. Sein Schlüssel drehte sich im Schloß, aber von innen hing die Kette vor. Er rüttelte, doch niemand kam. Als er auf die Klingel drückte, fiel ihm auf, daß kein Licht im Haus brannte; die Klingel würde also auch nicht funktionieren. Den Kragen hochgeschlagen, verließ er den Schutz der Veranda und ging ums Haus. Die Küchentür war ebenfalls verschlossen. Durchs Fenster spähend sah er Marjorie im Schein einer flackernden Kerze am Tisch sitzen. Er kratzte an der Scheibe. Sie blickte auf, schrie. Die Kerze erlosch, es krachte.
    »Marjorie!« schrie er. »Marjorie! Ich bin’s, John.«
    Schritte, die Kette rasselte. Sie öffnete die Hintertür.
    »Mach das nicht noch mal!« jammerte sie. »Mein Gott, ich hätte einen Herzanfall haben können. Jetzt kann ich die verdammte Kerze nicht finden. Sie ist irgendwo auf dem Boden.« Sie verschloß hinter ihm die Tür. »Ich hole eine neue.«
    Im Dunkeln hörte er sie herumtasten und Schranktüren schlagen. Unter seinen Füßen knirschte zerbrochenes Glas. Es roch nach Whisky. Sie hat sonst nie Whisky getrunken. Ein Streichholz flammte auf. Mattes Kerzenlicht ließ ihre Schatten auf der Küchenwand tanzen.
    »Warum nimmst du nur eine Kerze?« fragte er.
    »Weil du sicher sein kannst, daß sie in diesem Land als nächstes knapp werden.«
    »Wo sind die Kinder?«
    »Herrgott, John, bei meinem Bruder. Das habe ich dir doch gesagt, sie haben hier herumgelungert und Däumchen gedreht, da habe ich gedacht, mit ihren Vettern hätten sie mehr Spaß. Sie können bei der Ernte helfen. Wenn der Regen sie nicht völlig zerstört.«
    Sie bückte sich, um die Scherben aufzuheben.
    Er wollte fragen, was es zum Abendessen gab, kleidete es dann aber taktvoll in andere Worte: »Hast du schon gegessen?«
    »Nein.« Sie kicherte leise. »Ich habe mein Abendessen in flüssiger Form gehabt. Macht weniger Arbeit.«
    Das Kichern erinnerte ihn an die frühere, springlebendige Marjorie. Ein seltsames Gefühl überkam ihn, er ergriff ihre Hände.
    »Verdammt!« Er zuckte zurück und saugte an seinem Daumen. Er hatte sich an einem Glassplitter geschnitten.
    »Blödmann!« sagte sie mitleidlos. »Du hast doch gesehen, was ich gemacht habe.« Sie warf die Scherben in den Müll und wischte den Boden mit einem Schwamm.
    »Du hast doch sonst keinen Whisky getrunken«, sagte er und beobachtete sie.
    »Es geht schneller. Ich weiß, was du denkst. Du glaubst, ich werde zur Alkoholikerin. Aber ich weiß, wenn ich aufhören muß. Ich trinke gerade genug, um

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