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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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scharfsinnig. Die mittlere Gruppe - Sweedler, Coon und Littenberg insbesondere – war vielversprechend. Die Zwillinge aus Oklahoma waren in ihren Leistungen schwankend und hatten eine aufreizende Art, ihn ins Kreuzverhör zu nehmen. Vielleicht war er im Moment ein wenig empfindlich, aber…
    »He, haben Sie einen Moment Zeit?«
    Gordon blickte von den schriftlichen Arbeiten hoch. Ramsey. »Sicher.«
    »Ich wollte mit Ihnen über die Pressekonferenz sprechen, die Hussinger und ich geben.«
    »Pressekonferenz?«
    »Ja, wir, äh, werden unsere Schlußfolgerungen veröffentlichen. Sieht nach einer großen Sache aus.« Ramsey, bar seiner üblichen Munterkeit, stand ruhig im Türrahmen.
    »Ja, gut. Gut.«
    »Wir wollten die Kettenstruktur verwenden, die ich entwickelt habe. Wissen Sie, die, von der ich dachte, Sie und ich würden sie gemeinsam publizieren.«
    »Müssen Sie sie verwenden?«
    »Das untermauert unseren Fall, ja.«
    »Wie werden Sie ihre Herkunft erklären?«
    Ramsey wirkte gequält. »Ja, das ist wohl der Haken. Wenn ich bekanntgebe, daß sie aus Ihren Experimenten stammt, werden einige Leute die ganze Sache für Blödsinn halten.«
    »Das fürchte ich auch.«
    »Aber, sehen Sie…« Ramsey spreizte die Hände. »Unsere Argumente sind überzeugender, wenn man die Struktur sieht…«
    »Nein.« Heftig schüttelte Gordon den Kopf. »Ich bin sicher, man wird Ihnen auch allein auf Grund der Experimente glauben. Es ist nicht nötig, mich da reinzuziehen.«
    Ramsey machte einen zweifelnden Eindruck. »Aber trotzdem ist es eine gute Arbeit.«
    Gordon lächelte. »Lassen Sie sie weg! Lassen Sie mich weg, okay?«
    »Wenn Sie’s sagen, sicher. Sicher«, entgegnete Ramsey und ging.
     
    Für Gordon war das Gespräch mit Ramsey amüsant. Ein ferner Erinnerungsposten aus der realen Welt. Für Ramsey und Hussinger war die Veröffentlichung der kritische Schritt. Eine Pressekonferenz prägte ihr Siegel noch stärker auf die Arbeit. Aber Ramsey wußte, ohne Gordon wäre es gar nicht dazu gekommen, und dieser Gedanke quälte den Mann. Der richtige Weg wäre es gewesen, Gordons Zustimmung zu einer getrennten Veröffentlichung einzuholen und dann eine freundliche Dankadresse ans Ende des Aufsatzes zu stellen. Gordon erzählte Penny abends von dem Gespräch und merkte an, wie merkwürdig ihm der ganze Ablauf jetzt vorkam. Immerhin brachte er die Ergebnisse, die wissenschaftlicher Tätigkeit ihren Wert gaben; der öffentliche Applaus war nur ein geringes Randvergnügen. Menschen wurden Wissenschaftler, weil sie gerne Rätsel lösten und nicht, weil sie Preise gewinnen wollten. Penny nickte und meinte, daß sie Lakin ein wenig besser verstand. Er war ein Mann, der den Punkt schon überschritten hatte, an dem man etwas wirklich Grundlegendes fand; normalerweise läßt die wissenschaftliche Erfindungsgabe nach dem vierzigsten Lebensjahr nach. Deshalb klammerte Lakin sich jetzt an den Applaus, die sichtbaren Talismane des Erfolgs. Gordon nickte. »Ja«, sagte er, »Lakin ist ein Mechaniker ohne wirkliche Eigenwerte.« Es handelte sich um einen verschrobenen Physikerwitz, den Penny nicht verstand, aber zum erstenmal seit mehreren Tagen lachte Gordon.
     
    »He, sind Sie immer noch hier?« fragte Cooper von der Labortür her.
    Gordon blickte vom Oszilloskop hoch. »Ja, ich versuche, ein paar neue Daten aufzunehmen.«
    »Schon spät. Ich meine, ich habe nur noch mal reingeschaut, um ein paar Bücher zu holen, und das Licht gesehen. Sind Sie hier, seit ich zum Abendessen gegangen bin?«
    »Hm, ja. Ich habe mir was aus dem Automaten geholt.«
    »Huii, ein schlimmes Futter.«
    »Allerdings«, sagte Gordon und wandte sich wieder den Geräten zu.
    Cooper kam herbeigeschlendert und sah die Resonanzdiagramme auf dem Labortisch. »Sieht wie meine Sachen aus.«
    »Ziemlich, ja.«
    »Testen Sie Indium-Antimonid? Wissen Sie, Lakin hat mich gefragt, warum Sie so viel Zeit hier im Labor verbringen.«
    »Warum fragt er mich nicht selbst?«
    Ein Schulterzucken. »Ich will nicht…«
    »Ich weiß.«
    Nach ein paar neutralen Bemerkungen ging Cooper. Während der letzten Wochen war Gordon seinen normalen Pflichten nachgegangen und hatte dann die Abende damit verbracht, Daten aufzunehmen, zu lauschen und zu warten. In den Aufzeichnungen waren gelegentliche gelbe Zitterstreifen, aber kein Signal. Alles ging in Störungen unter. Die Pumpen keuchten, die elektronischen Geräte gaben manchmal ein schrilles Ping von sich. Tachyonen, dachte er.

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