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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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ich weiß, daß du nicht auf die Ratschläge deines alten, dummen Onkels hörst.«
    »Hör mal, du bist nicht dumm. Ich…«
    »Komm sie besuchen!«
    »Ich habe einen Beruf, Onkel Herb. Vorlesungen. Und die Experimente, sie sind sehr wichtig.«
    »Deine Mutter, du weißt, sie wird dich nicht anrufen, aber…«
    »Ich käme, wenn ich könnte. Und ich komme auch, sobald…«
    »Es ist wichtig für sie, Gordon.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Im Krankenhaus, wo sonst?«
    »Weshalb?«
    »Ein paar Untersuchungen.«
    »Okay. Ich kann jetzt wirklich nicht weg. Aber bald. Ja, ich komme bald.«
    »Gordon, jetzt!«
    »Nein, Onkel Herb. Ich weiß, was du empfindest. Und ich komme. Bald.«
    »Bald heißt wann?«
    »Ich rufe dich an. Ich sage dir Bescheid, sobald ich kann.«
    »In Ordnung. Bald. Sie hat in letzter Zeit nicht viel von dir gehört.«
    »Ja, ich weiß. Bald. Bald.«
     
    Er rief seine Mutter an, um es ihr zu erklären. Ihre Stimme war dünn und spröde, aber sie schien bei guter Laune zu sein. Die Ärzte waren nett, sie behandelten sie sehr sorgfältig. Nein, wegen der Rechnung gab es keine Probleme, darüber sollte er sich keine Sorgen machen. Sie spielte die Wichtigkeit eines möglichen Besuchs herunter. Er war ein Professor, hatte Studenten, und dann das ganze Geld für die wenigen Tage. An Thanksgiving sollte er heimkommen, das wäre früh genug, das wäre fein. Onkel Herb machte sich zu viele Sorgen, das war alles. Plötzlich sagte Gordon ins Telefon: »Sag ihm von mir, ich versuchte nicht, hier ein Potzer zu sein. Die Arbeit ist an einem kritischen Punkt.« Seine Mutter machte eine Pause. Potzer war kein sonderlich gewählter Ausdruck. Aber sie ging darüber hinweg. »Das wird er verstehen. Das tue ich auch, Gordon. Mach deine Arbeit, ja.«
     
    Die Universität hatte die Pressekonferenz für Ramsey und Hussinger arrangiert. Ein dreiköpfiges Team vom Lokalsender der CBS war da, der Journalist, der an der Serie Eine Universität auf dem Weg zur Größe schrieb, und der San Diego Union sowie die Los Angeles Times. Gordon hielt sich im Hintergrund des Saals auf. Dias wurden gezeigt. Hussinger neben den Testtanks, Grafiken über die Aufschlüsselung des Ozean-Ökosystems. Das Publikum war beeindruckt. Ramsey wußte auf alle Fragen eine Antwort. Hussinger – ein übergewichtiger, kahlköpfiger Mann mit schnellen, schwarzen Augen – sprach wie ein Schnellfeuergewehr. Ein Reporter fragte Ramsey, was ihn zu der Vermutung veranlaßt hätte, eine solche obskure Ursache könnte zu solch schrecklichen Folgen führen. Ramsey wich der Frage aus. Er blickte zu Gordon und machte dann eine vage Bemerkung über Ahnungen, die aus dem Nirgendwo kommen. Menschen, die man kannte oder mit denen man arbeitete, sagten etwas, und dann setzte man die Puzzleteile zusammen, ohne wirklich zu wissen, wo der auslösende Funke war. Oh, fragte der Reporter, arbeitete jemand anders an der UCLJ an solchen Problemen? Ramsey wirkte beunruhigt. »Ich glaube, zu diesem Zeitpunkt kann ich dazu nichts sagen«, antwortete er. Gordon verließ den Saal, bevor die Konferenz zu Ende ging. Draußen schien die Luft rauchig. Er atmete tief, fühlte sich benommen und hustete. Die Sonnenstrahlen wirkten wäßrig.
     
    Gegen 21 Uhr verschwand Herkules unter dem Horizont, so daß Gordon die Geräte einigermaßen früh abstellen konnte. Allerdings blieb noch die Entschlüsselungsarbeit zu tun, wenn er Unterbrechungen in den NMR-Diagrammen fand. Etwa eine Woche kam er meist relativ früh nach Hause. Dann begann der Störungspegel wieder anzusteigen. Er empfing sporadische Signale. Herkules war von vormittags bis in die Nacht am Himmel. Den ganzen Tag nahm er Daten auf. Dann, nach 21 Uhr, bereitete er Vorlesungen vor und benotete schriftliche Arbeiten. Er blieb immer länger. Einmal schlief er nachts in seinem Büro.
     
    Überrascht blickte Penny auf, als er die Haustür aufschloß.
    »Oh, hallo. Kein Strom mehr?«
    »Nein. Habe nur früh aufgehört, das ist alles.«
    »Mein Gott, du siehst schrecklich aus.«
    »Ein bißchen müde.«
    »Etwas Wein?«
    »Keinen Brookside, wenn du den gerade trinkst.«
    »Nein, es ist Krug.«
    »Was hatte der Brookside denn hier zu suchen?«
    »Zum Kochen.«
    »Mhm.«
    Er nahm sich etwas Wein und einige Maischips und setzte sich an den Küchentisch. Penny zensierte Aufsätze. Aus dem Radio brüllte Popmusik. Don’t know much about history. Gordon runzelte die Stirn. Don’t know much biology. »Ach du lieber Gott, schalt das aus!«

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