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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Überlichtschnelle Teilchen. Es ergab keinen Sinn. Er hatte den Gedanken mit Wong, dem Teilchenphysiker, besprochen und die übliche Antwort erhalten: Sie verletzten das Gesetz der speziellen Relativität, und außerdem gab es keinen Beweis für sie. Tachyonen, die schneller durchs Universum glitten, als Gordons Augen ein Photon des bleichen wäßrigen Laborlichts aufnahmen – so etwas sprach jeder Vernunft Hohn.
    Dann kam es zu schwankenden Unterbrechungen der Resonanzkurven. Gordon hatte eine schnellere Methode zur Zusammenstellung der Kurven entwickelt und konnte die Morse-Teile fast sofort herausziehen.
     
    BEDROHT OZEANE.
     
    Eine Sekunde später weitere Unterbrechungen:
     
    CAMBRIDGE CAVENDISH LABO
     
    Und dann verschwamm alles in Störungen. Gordon nickte. Bei seiner einsamen, mönchischen Arbeit fühlte er sich wohl. Penny mochte seine langen Stunden hier nicht, aber das war ein zweitrangiges Problem. Sie verstand nicht, daß man manchmal beharrlich sein mußte, bis die Welt sich offenbarte.
    Als der Bildschirm hell wurde, legte er eine Pause ein. Er wanderte durch die stillen Flure des Physikgebäudes, um seine Schläfrigkeit abzuschütteln. Vor Grundkinds Labor hing ein großer Bogen Computerpapier mit dem ermutigenden Gekritzel eines Studenten ganz oben:
     
    Ein Experiment kann als Erfolg angesehen werden, wenn nicht mehr als 50% der Meßergebnisse getilgt werden müssen, um Übereinstimmung mit der Theorie zu erzielen.
     
    Gordon lächelte. Die Öffentlichkeit hielt die Naturwissenschaft für eine absolute, sichere Angelegenheit, eine Bank. Sie wußte nicht, wie ein geringfügiger Irrtum zu den absurdesten Resultaten führen konnte. Unter diesem ersten Satz standen Fußnoten anderer Studenten:
     
    Mutter Natur ist eine Hure.
    Die Wahrscheinlichkeit, daß ein gegebenes Ergebnis eintritt, ist umgekehrt proportional zu seiner Erwünschtheit.
    Wenn man lang genug an etwas herumfingert, kommt man schließlich auch zu einem Erfolg.
    Eine zurechtgemachte Kurve ist tausend doppeldeutige Worte wert.
    Keine Analyse ist ein völliger Fehlschlag – sie kann immer als schlechtes Beispiel dienen, Erfahrung variiert mit der Anzahl der ruinierten Geräte.
     
    Er zog sich einen Schokoladenriegel und ging ins Labor zurück.
     
    »Mein Gott«, sagte Penny am Morgen, »du siehst aus wie jemand, den man aus einer alten Reisetasche gezogen hat.«
    »Ja, ja. Ich habe gleich eine Vorlesung. Was haben wir zu essen da?«
    »Weizenflocken.«
    »Ich habe Hunger.«
    »Nimm zwei Schalen!«
    »Sieh mal, ich muß arbeiten.«
    »Die verpaßte Beförderung hat dich wohl aufgerüttelt, was?«
    »Ich muß es herausfinden.«
    »Diese Frau Zinnes. Mehr hast du doch nicht gebraucht.«
    »Zur Bestätigung, ja. Aber wir verstehen es nicht.«
    Gordon stöberte nach den Weizenflocken, schüttete sie in eine Schale und warf die Packung weg. Im Mülleimer lag eine leere Halbgallonenflasche Brookside-Burgunder.
    »Bleibst du über Nacht?« fragte Penny.
    »He, ja.«
    »Meine Mutter hat geschrieben.«
    »Aha.«
    »Sie halten dich für ziemlich verschroben.«
    »Sie haben recht.«
    »Du hättest es wenigstens versuchen können.«
    »Ich habe versucht, es lässig und WASP zu tun.«
    »Lässig und dämlich.«
    »Ich wußte nicht, daß es wichtig war.«
    »War es auch nicht. Nur so ein Gedanke.«
    »Ach, es gibt noch andere Gelegenheiten.«
    »Da war ein Anruf für dich.«
    »Vielleicht am Thanksgiving.«
    »Mhm.«
    »San Francisco. Wir haben kaum was von der Stadt gesehen.«
    »Aus New York.«
    Er unterbrach seine Löffelmahlzeit. »Was?«
    »Der Anruf. Ich habe ihm deine Büronummer gegeben.«
    »Ich war kaum im Büro. Wer war es?«
    »Hat er nicht gesagt.«
    »Hast du gefragt?«
    »Nein.«
    »Nächstes Mal fragst du!«
    »Jawoll, Sir.«
    »Ach, Mist.«
     
    Die Schlagzeile im San Diego Union hieß: REGIERUNGSSTURZ IN VIETNAM. Gordon besah sich die Bilder von Leichen in den Straßen und dachte an Cliff. Der Union nannte es einen offenen militärischen Staatsstreich. Jemand hatte Ngo Dinh Diem gefangengenommen und ihn erschossen, und das war das Ende. Die Kennedy-Regierung versicherte, nichts damit zu tun zu haben. Sie bedauerte die Entwicklung. Andererseits, sagte sie, würde das vielleicht den Weg für einen echten Fortschritt in der Kriegssituation dort freimachen. Vielleicht, dachte Gordon und warf die Zeitung in den Mülleimer.
     
    Claudia Zinnes hatte einige der Signalfragmente aufgenommen, aber nicht alle. Der Störungspegel schwankte

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