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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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zerrte die Koffer heraus. Keuchend setzte er sie auf dem Pfad, der zum Bauernhaus führte, ab. Das Garagentor schloß sich mit einem beruhigenden Klack. Von der Nordsee her wehte ein beißender Wind über die flache ostenglische Landschaft. Er zog den Kragen seiner Schafswolljacke hoch.
    Im Haus war keine Bewegung zu erkennen. Wahrscheinlich hatte niemand das leise Schnurren des Wagens gehört. Er beschloß, einen kleinen Rundgang zu unternehmen, die Umgebung in Augenschein zu nehmen und sich dabei die Beine zu vertreten. Sein Kopf summte. Er brauchte frische Luft. Als ihn abends das Gefühl der Mutlosigkeit erneut überfiel, hatte er die Nacht in einem Hotel in Cambridge verbracht. Er hatte bis in den Vormittag hinein geschlafen und war, in Erwartung des Mittagessens, nach unten gegangen. Das. Hotel war verlassen. Ebenso die Straßen draußen. In den benachbarten Häusern waren Anzeichen von Leben: qualmende Kamine und der orangefarbene Schein von Lampen. Peterson hielt sich damit nicht auf. Er verließ das bleiche, leere Cambridge und fuhr durch die melancholische, flache Moorlandschaft.
    Sein Händereiben war eher ein Ausdruck der Befriedigung als der Versuch, sich warm zu halten. Eine Zeitlang, als ihn die Krankheit zum erstenmal außerhalb Londons packte, hatte er gedacht, er würde nie so weit kommen. Zwischen London und Cambridge waren die Straßen überfüllt gewesen, und dann weiter nördlich seltsam leer. Im Norden von Bury St. Edmunds hatte er umgestürzte Lastwagen und brennende Scheunen gesehen. Bei Stowmarket hatte eine Bande versucht, ihn zu überfallen. Sie hatten Äxte und Hacken. Er war mitten hindurch gefahren, Körper waren wie Kegel durch die Luft geflogen.
    Aber hier lag die Farm still unter den grauen Wolken Ostenglands. Reihen blattloser Bäume markierten die Feldraine.
    Im Gestrüpp nackter Zweige hingen schwarze Flecken. Saatkrähennester. Auf schwachen Beinen wanderte er durch das westliche Feld. Schwarzer Lehm klebte an seinen Stiefeln. Rechts von ihm standen Kühe geduldig am Tor und warteten darauf, zum heimischen Stall geführt zu werden. Ihr Atem dampfte in der kühlen Luft. Die Ernte war vor zwei Wochen eingebracht worden – das hatte er angeordnet. Jetzt lagen die weiten Felder leer. Sollten sie, es war viel Zeit.
    Durch die Zuckerrübenäcker stiefelte er zu dem alten Steinhaus, das nach außen einen heruntergekommenen Eindruck machte. Neu schien nur das Glastreibhaus zu sein, das im Süden angebaut war. Die Scheiben bestanden aus verdrahtetem Glas. Vor Jahren, als er angefangen hatte, hatte er sich für ein vollständig isoliertes, unterirdisches System entschieden. Das Treibhaus besaß gefiltertes Wasser und Kunstdünger. Wassertanks unter dem Mordfeld enthielten Vorräte für ein Jahr. Das Treibhaus konnte über einen langen Zeitraum ausreichend Gemüse produzieren. Dies und die unterirdischen Lagerräume unter Haus und Scheune bedeuteten einen umfangreichen Vorrat.
    Natürlich hatte er es durch einen Mittelsmann so anlegen lassen, die Arbeiter stammten aus weit entfernten Städten. Den großen Kohlenbehälter hatte er von einer Firma aus Cambridge füllen lassen und nicht aus dem benachbarten Dereham. Die Minen in den Feldern und an den Straßen – die entweder willkürlich oder auch durch ein Ortungssystem scharf gemacht werden konnten – hatte er von einem geldgierigen Experten legen lassen. Peterson hatte dafür Sorge getragen, daß der Mann kurz danach für eine Operation im Pazifik angeheuert wurde, und er war nie zurückgekehrt. Die elektronischen Wachhunde überall auf der Farm hatte er aus Kalifornien mitgebracht, ein Techniker aus London hatte den Auftrag erhalten, sie zu installieren. So kannte niemand das Gesamtausmaß der Operation.
    Nur sein Onkel wußte alles, und der war ein hartnäckiger Schweiger. Allerdings auch ein verflixt langweiliger Gesellschafter. Einen Moment bedauerte er es, Sarah nicht mitgenommen zu haben. Aber sie wäre hier draußen überbelastet gewesen, unfähig, die immerwährende Gleichheit der langen Tage zu ertragen. Von all den Frauen, die er während des letzten Jahres gehabt hatte, hätte sich Marjorie Renfrew wahrscheinlich am ehesten einpassen können. Sie verstand etwas von der Landwirtschaft und hatte sich als unerwartet tatkräftig erwiesen. Sie hatte das Bedürfnis in ihm erkannt, als er letzte Nacht bei ihr hereinstolperte, und war ihm mit instinktiver Leidenschaft entgegengekommen. Darüber hinaus konnte er sich jedoch nicht

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