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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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fegte heulend über die Straßen; ihr mechanischer Mund kündigte Tumult an. Der Doppeleffekt des schrillen Heulens schreckte Fußgänger auf, gab ihren Schritten neue Energie. Köpfe wandten sich um, suchten das Verbrechen oder das Feuer, das den geschoßgleichen Wagen angezogen hatte. Gordon dachte an die Botschaften und die kaum erkennbare Verzweiflung, die mit ihnen übermittelt wurde. Eine Alarmsirene. Sie war in kleinen gefleckten Tupfern, in Impulsen gekommen, Licht, das von Streuwellen reflektiert wurde, Erscheinungen aus großer Entfernung auf der anderen Seite des Flusses. Sie sollte beantwortet werden. Aus wissenschaftlichen Gründen, ja, aber nicht nur.
     
    »Hm, sind Sie beschäftigt?«
    Cooper stand in der Tür. »Nein, kommen Sie herein!« Gordon schob den Stapel Seminararbeiten, die er gerade zensierte, an den Rand seines Schreibtischs. Dann lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und legte die Füße auf das Papier. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und grinste. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ja, wissen Sie, in drei Wochen ist meine Prüfung. Was sage ich über die Unterbrechungen? Ich meine, beim letztenmal sind Lakin und die anderen geradezu über mich hergefallen.«
    »Richtig. Ich an Ihrer Stelle würde den Punkt ignorieren.«
    »Aber das kann ich nicht. Sie werden mich wieder in die Mangel nehmen.«
    »Darum kümmere ich mich schon.«
    »Hm? Wie?«
    »Bis dahin werde ich selbst eine kleine Arbeit vorlegen.«
    »Tja, ich weiß nicht… Mir Lakin vom Hals zu halten, ist nontrivial. Sie wissen doch, wie er…«
    »Wieso sagen Sie ›nontrivial‹? Warum sagen Sie nicht ›schwer‹ oder ›problematisch‹?«
    »Sie kennen doch das Physikergerede.«
    »Genau, ›Physikergerede‹. Wir benutzen häufig solchen Jargon. Manchmal frage ich mich, ob es die Dinge nicht verschleiert, anstatt sie klarer zu machen.«
    Cooper blickte Gordon erstaunt an. »Kann schon sein.«
    »Sie brauchen nicht so unsicher zu sein«, sagte Gordon leutselig. »Sie haben Ihr Schäfchen schon im trockenen. Ich werde Ihre Haut retten.«
    »Hm, okay.« Unsicher ging Cooper zur Tür. »Wenn Sie es sagen…«
    »Wir sehen uns auf dem Kampffeld«, verabschiedete Gordon ihn.
     
    Er hatte den ersten Entwurf seines Aufsatzes für Science etwa zu einem Viertel durchgearbeitet, als es an der Tür klopfte. Er hatte sich für Science entschieden, weil das Magazin weit verbreitet war und hohes Ansehen genoß, und weil die Beiträge schnell in Druck gingen. Science veröffentlichte lange Artikel, so daß er den gesamten Komplex in einem Aufsatz behandeln konnte und in der Lage war, die Beweiskette so dicht zu schließen, daß niemand sie zerreißen konnte. Mit Claudia Zinnes hatte er sich bereits abgestimmt. Sie würde in derselben Ausgabe einen Brief veröffentlichen, in dem sie einige ihrer Beobachtungen bestätigte.
    »Hallo. Können wir reinkommen?« Es waren die Zwillinge.
    »Ich bin ziemlich beschäftigt.«
    »Aber jetzt ist Ihre Sprechstunde.«
    »Tatsächlich? Ach ja. Was wünschen Sie?«
    »Sie haben einige unserer Arbeiten falsch bewertet«, sagte einer der beiden Studenten. Die knappe Feststellung brachte Gordon aus der Fassung. Er war von Studenten ein bescheideneres Auftreten gewohnt. »Und?« fragte er.
    »Tja. Sehen Sie…« Einer von ihnen begann, mit schnellen Bewegungen auf Gordons Tafel zu schreiben. Er achtete nicht auf die Zeilen, die Gordon skizziert hatte, während er an seinem Artikel schrieb. Gordon versuchte, der Beweiskette des Zwillings zu folgen. »Seien Sie vorsichtig mit den Zeilen, die ich da geschrieben habe!« Skeptisch musterte der Zwilling die Tafel. »Okay«, sagte er demokratisch und schrieb um sie herum. Gordon konzentrierte sich auf die Stakkatosätze über Bessels Funktionen und Grenzbedingungen des elektrischen Felds. Er brauchte fünf Minuten, um den Trugschluß des Zwillings zu belegen. Die ganze Zeit war er nicht sicher, mit welchem der Zwillinge er sprach. Sobald der eine am Ende war, sprang der andere mit einem neuen Einwand ein, der gewöhnlich in wenige kryptische Worte gekleidet war. Gordon fand sie außerordentlich ermüdend. Nach zehn weiteren Minuten, während der sie ihn über seine Forschungsarbeit und über die Verdienstmöglichkeiten eines Forschungsassistenten ausfragten, wurde er sie schließlich los, indem er Kopfschmerzen vortäuschte. Dieser Hinweis und drei bedeutungsvolle Blicke auf die Uhr brachten sie zur Tür hinaus. Als er sie schloß, rief eine andere Stimme:

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