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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Begeistert senkte er das Messer in sein Würstchen.
    »Meinst du, Leute wie Lakin werden deine Arbeit immer noch in Frage stellen?«
    Er kaute und dachte nach. »Nun, ich hoffe, sie tun es; im besten Sinne. Jedes Ergebnis in der Wissenschaft muß sich jeden Tag gegen Kritik behaupten. Ergebnisse müssen überprüft und neu überdacht werden.«
    »Nein, ich meinte…«
    »Ich weiß, ob sie versuchen werden, mich völlig zu Fall zu bringen. Ich hoffe es.« Er grinste. »Wenn sie es über den legitimen wissenschaftlichen Skeptizismus hinaustreiben, werden sie selbst um so tiefer stürzen.«
    »Ich hoffe es nicht.«
    »Warum?«
    »Weil…« Ihre Stimme versagte. »Weil es für dich sehr schwer sein wird, und ich kann nicht mehr ertragen, was es aus dir macht.«
    »Schatz…«
    »Ich kann es nicht. Du warst den ganzen Sommer und den ganzen Herbst verschlossen wie eine Auster. Und wenn ich mit dir darüber sprechen will, dringe ich nicht durch zu dir und fange an, dich anzuschreien und…«
    »Schatz…«
    »Es entwickelt sich so unmöglich. Ich…«
    »Gott, das weiß ich. Es geht mit mir durch.«
    Ruhig sagte sie. »Und mit mir.«
    »Ich fange an, über ein Problem nachzudenken. Alles andere, andere Dinge, andere Menschen sind dann einfach im Weg.«
    »Es ist auch mein Fehler gewesen. Ich will so viel daraus gewinnen, aus uns, und ich bekomme es nicht.«
    »Wir haben uns regelrecht bekriegt.«
    Sie seufzte. »Allerdings.«
    »Ich… ich glaube, mit der Physik wird es von nun an nicht mehr so schlimm sein.«
    »Das… das hoffe ich. Ich meine, die letzten Tage waren schon anders. Besser. Fast wie vor einem Jahr, wirklich. Du bist entspannt. Ich nörgele nicht die ganze Zeit rum… Ich habe jetzt ein besseres Gefühl, was uns beide angeht. Zum erstenmal seit langer Zeit.«
    »Ja. Ich auch.« Er lächelte scheu.
    Sie aßen in behaglicher Stille. Im feuchten Glanz des Sonnenuntergangs schwenkte Penny ihr Glas mit Weißwein und blickte versonnen zur Decke. Gordon wußte, sie hatte ein stummes Gelübde abgelegt.
    Penny begann zu lächeln, ein feuchter Schimmer stand in ihren Augen. Sie nahm einen Schluck Wein und stach mit der Gabel in das Würstchen, hielt es mit gewitztem Lächeln hoch, drehte es hin und her und betrachtete es kritisch. »Deins ist größer als meins.«
    Gordon nickte feierlich. »Kann sein. Das sind, na etwa dreißig Zentimeter? Ja, das kann ich schlagen.«
    »Bei solchen Sachen sind Zoll die traditionelle Maßeinheit.«
    »So ist es.«
    »Nicht, daß ich eine Puristin bin.«
    »O nein, das würde ich nicht denken.«
     
    Er erwachte, weil sein Arm eingeschlafen war. Behutsam zog er ihn unter ihrem Kopf hervor und wartete darauf, daß das Prickeln abebbte. Draußen hatte sich sanfte Herbstnacht breitgemacht. Langsam setzte er sich aufrecht, murmelnd kuschelte sie sich an ihn. Er betrachtete die runden Knoten ihrer Wirbelsäule, kleine Erhebungen unter brauner Haut. Er dachte an die Zeit, die anders als ein Fluß in einer Schleife in sich selbst zurückfließen konnte, und seine Augen folgten ihrer Taillenlinie. Dann kam die Wölbung ihrer Hüfte, glatte Flächen, deren Sonnenbräune in aufreizend reines Weiß übergingen. Schläfrig hatte sie ihn ernsthaft informiert, daß Lawrence seinen Penis eine Blutsäule genannt hatte, ein Ausdruck, der ihr grotesk erschien. Aber andererseits, hatte sie hinzugefügt, traf er auch irgendwie zu, oder? »Alles im Streben nach la petite mort«, hatte sie gemurmelt und war in den Schlaf geglitten. Gordon wußte, daß sie mit ihren Aussagen über die Spannung zwischen ihnen beiden recht hatte. Sie ließ jetzt nach. Er erkannte, daß er sie die ganze Zeit geliebt hatte, aber es hatte so viele Hindernisse gegeben…
    Er hörte eine ferne Sirene. Langsam löste er sich von ihr, ging über den kalten Boden zum Fenster. Im bleichen Neonlicht sah er Menschen über den La Jolla Boulevard spazieren. Ein Motorradpolizist raste vorbei. Die Polizei hier wirkte militärisch: hohe Stiefel, Eierschalenhelme, Schutzbrillen, die eckigen Gesichter eine starre Leere – wie Schauspieler in einem futuristischen Stück. In New York waren die Cops sanft, ihre Uniform ein abgetragenes vertrautes Blau. Die Sirene schrillte. Ein Streifenwagen jagte vorbei. Häuser, Palmen, sich wendende Köpfe, Läden und Schilder – alles pulsierte rot als Antwort auf das sich hysterisch drehende Licht auf dem Dach des vorbeirasenden Wagens. Rote Fragmente prallten von Schaufenstern zurück. Kinetische Konfusion

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