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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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»Warten Sie einen Moment, Dr. Bernstein!«
    Widerstrebend öffnete Gordon die Tür wieder. Der Mann von UPI trat halb ins Zimmer. »Ich weiß, Sie wollen nicht belästigt werden, Herr Professor…«
    »Richtig. Und warum belästigen Sie mich dann?«
    »Weil Professor Ramsey mir gerade die ganze Geschichte verraten hat. Deshalb.«
    »Welche Geschichte?«
    »Über Sie und die Kettenmoleküle. Woher Sie das Bild ursprünglich hatten. Wie Sie es geheimhalten wollten. Ich habe alles zusammen.« Der Mann strahlte ihn an.
    »Was hat Ramsey Ihnen gesagt?«
    »Einiges habe ich selbst herausgefunden. Die Lücken in seiner Geschichte hat er schlecht überdeckt. Kein sehr guter Lügner, Ramsey.«
    »Das nehme ich auch an.«
    »Er wollte mir gar nichts verraten. Aber mir fiel die Sache ein, in der Sie vor einiger Zeit mit im Spiel waren.«
    Mit plötzlicher Ergebenheit sagte Gordon: »Saul Schriffer.«
    »Ja, genau der. Da habe ich zwei und zwei zusammengezählt.
    Ich war bei Ramsey, um mehr Hintergrund heranzuholen. Und mitten in unserem Gespräch habe ich ihm das vorgesetzt.«
    »Und dann redete er wie ein Wasserfall.«
    »So ist es.«
    Gordon sackte in seinem Stuhl zusammen und starrte den Mann von Unites Press International an.
    »Und nun?« fragte der Mann und holte einen Notizblock heraus. »Werden Sie es mir erzählen, Herr Professor?«
    »Ich lasse mich nicht gerne ins Verhör nehmen.«
    »Tut mir leid, wenn ich Ihnen zu nahegetreten bin. Ich verhöre Sie nicht. Ich habe nur ein bißchen herumgeschnüffelt und…«
    »Okay, okay. Ich bin darin ziemlich empfindlich.«
    »Irgendwann kommt es sowieso heraus. Die Ramsey-Hussinger- Geschichte hat in den Medien bislang noch keine rechte Aufmerksamkeit erregt, das weiß ich. Aber sie wird noch wichtig. Man wird darüber reden. Ihr Anteil könnte wertvoll sein.«
    Wie in Trance begann Gordon leise zu lachen. »Könnte wertvoll sein…«, sagte er und lachte erneut.
    Der Mann runzelte die Stirn. »He, Sie werden’s mir doch erzählen, oder?«
    Gordon fühlte sich von einer sonderbaren Müdigkeit ergriffen. Er seufzte. »Ich… ich denke schon.«

 
– 42 –
     
     
    Gordon hatte nicht erwartet, daß die Scheinwerfer so hell wären. Auf beiden Seiten des kleinen Podests waren Lampenreihen angebracht, um sein Gesicht schattenfrei zu halten. Eine Fernsehkamera starrte ihn wie ein Zyklop an. Im Saal waren einige Chemiker und fast alle Mitglieder der Physikabteilung. Die Abteilungszeichner hatten bis Mitternacht gearbeitet, um alle Karten fertigzustellen. Die Mitarbeiter und Kollegen waren bei den eiligen Vorbereitungen eine große Hilfe gewesen. Allmählich wurde Gordon sich bewußt, daß die Feindseligkeit, die er bei ihnen empfunden hatte, eine Illusion, ein Produkt seiner eigenen Zweifel gewesen war. Die letzten Tage waren eine Offenbarung gewesen. Kollegen begrüßten ihn in der Halle, hörten sich gespannt seine Beschreibungen der Daten an und besuchten das Labor.
    Er sah sich nach Penny um. Dort, ziemlich weit hinten, in einem rosa Kleid. Sie erwiderte sein Winken mit einem leichten Lächeln. Die Presseleute unterhielten sich flüsternd, während sie ihre Plätze einnahmen. Die Fernsehmannschaft war bereit, und eine Frau mit einem Mikrofon gab ein paar letzte Anweisungen. Gordon zählte die Zuhörermenge. Unglaublich, sie war größer als bei der Konferenz anläßlich der Nobelpreisverleihung an Maria Mayer. Aber diesmal hatte es ja auch ein, zwei Tage Vorlaufzeit gegeben. Der UPI-Mann hatte seine Exklusivgeschichte veröffentlicht, die von den anderen Nachrichtensendungen aufgegriffen wurde; und dann hatte die Universität sich angehängt und diese Zirkusveranstaltung vorbereitet.
    Mit feuchten Fingern blätterte Gordon durch seine Notizen. Eigentlich hatte er das alles nicht gewollt. Sein Gefühl sagte ihm, daß es irgendwie nicht stimmig war – Wissenschaft, die offensiv an die Öffentlichkeit geht; Wissenschaft, die um ein paar Sekunden in den Abendnachrichten buhlt; Wissenschaft als Ware. Die Schwungkraft des Geschehens war enorm. Am Ende würde der Artikel in Science bleiben. Dort mußten seine Resultate der Überprüfung standhalten, und Vorurteile für oder gegen ihn würden keinerlei Ausschlag geben…
    »Dr. Bernstein? Wir sind soweit.«
    Ein letztes Mal wischte er sich über die Stirn. »Okay, drehen Sie!« Ein grünes Licht blinkte.
    Er blickte in die Kamera und versuchte zu lächeln.

 
– 43 –
1998
     
     
    Peterson fuhr den Wagen in die Ziegelgarage und

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