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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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schwärmerischer wurden seine Geschichten über seine Beratertätigkeit bei der vietnamesischen Armee. Penny saß mit angezogenen Beinen auf der Couch, ihr Arm lag auf der Rückenlehne und unterstützte ihr gelegentliches Kopfnicken, das von einem entrückten Blick begleitet wurde.
    Gordon stellte kurze Zwischenfragen und steuerte ab und zu ein Kopfnicken oder beifälliges Murmeln bei; er hörte nicht sonderlich aufmerksam zu, sondern betrachtete Penny.
    Als er aufbrach, schien Cliff plötzlich von Fröhlichkeit besessen; der Wein machte ihn schwanken, Schweißtropfen standen auf seinem Gesicht. Er trat auf Gordon zu, zwinkerte verschmitzt, hob einen Finger und verkündete: »Werft den Gefangenen ins tiefste Verlies«, sagte er herablassend.
    Gordon runzelte die Stirn. Offenbar hatte der Wein das Hirn des Mannes angegriffen.
    »Das ist ein Tom Swiftie«, erklärte Penny.
    »Ein was?« krächzte Gordon gereizt. Cliff nickte wissend.
    »Ein nun, ein Scherz, ein Wortspiel«, erwiderte sie. Mit Blicken beschwor sie Gordon mitzumachen und dem Abend einen versöhnlichen Ausklang zu geben. »Du mußt das Zitat übertreffen.«
    »Hm…« Gordon fühlte sich unbehaglich heiß. »Ich kann nicht…«
    »Ich bin dran.« Penny tätschelte Cliffs Schulter, als wollte sie ihn besänftigen. »Wie wär’s mit: ›Über Frauen habe ich in Paris einiges gelernt‹, sagte Tom lässig?«
    Cliff lachte bellend, gab ihr einen gutmütigen Klaps auf den Hintern und schwankte zur Tür. »Den Wein kannst du behalten, Gordie«, sagte er. Penny begleitete ihn nach draußen. Gordon lehnte sich an den Türrahmen. Im bleichgelben Licht der Außenlampe sah er, wie sie ihm einen Abschiedskuß gab. Cliff grinste und war fort.
     
    Er warf den Brookside-Krug in den Müll und spülte die Gläser aus. Penny räumte das Geschirr weg. »Ich möchte nicht, daß du künftig noch mal alte Freunde von dir hierherbringst«, sagte er.
    Mit aufgerissenen Augen drehte sie sich um. » Was?«
    »Du hast schon verstanden.«
    »Warum?«
    »Ich mag es nicht.«
    »Mhm. Und warum magst du es nicht?«
    »Du gehörst jetzt zu mir. Ich will nicht, daß du mit anderen etwas anfängst.«
    »Mein Gott, ich fange mit Cliff nichts an. Er hat doch nur mal vorbeigeschaut. Ich habe ihn seit Jahren nicht mehr gesehen.«
    »Du mußtest ihn ja nicht so oft küssen.«
    Sie verdrehte die Augen. »Ach, du lieber Gott!«
    Ihm wurde heiß, plötzlich fühlte er sich unsicher. Wieviel hatte er getrunken? Nein, nicht so viel, das konnte es nicht sein. »Ich meine es so. Ich mag solche Sachen nicht. Er wird einen falschen Eindruck bekommen. Du redest über eure Schulzeit, den Arm um ihn gelegt…«
    »Jesus! ›Einen falschen Eindruck bekommen‹ – aus der Spießer-Schublade. Genau da steckst du drin, Gordon.«
    »Du hast ihn ermutigt.«
    »Den Teufel habe ich. Der Mann ist schwer verwundet. Ich habe ihn getröstet, ihm zugehört. Von dem Moment, als er an die Tür klopfte, wußte ich, daß er im Innern etwas hat, etwas, das diese Hurra-Typen in der Armee nicht rauslassen wollten. Er ist da drüben fast gestorben, Gordon. Und Bernie, sein bester Freund…«
    »Schon gut, trotzdem mag ich es nicht.« Sie hatte seinem Vorwurf die Spitze genommen, und jetzt suchte er verzweifelt nach einer anderen Möglichkeit, recht zu behalten. Vom ersten Augenblick an hatte er sich von Cliff bedroht gefühlt. Hätte seine Mutter durchs Telefon sehen können, hätte sie genau gewußt, wie man Pennys Verhalten bezeichnete. Sie hätte…
    Er unterbrach seine Gedanken, wich Pennys feindseligem, starrem Blick aus und schaute auf den Brookside-Krug, der im Müll auf seine Zerstörung wartete. Er hatte Penny und Cliff mit den Augen seiner Mutter, seiner New Yorker Prägung gesehen, und er wußte, daß er übers Ziel hinausgeschossen war.
    Das Kriegsgerede hatte ihn aus dem Gleichgewicht gebracht. Er hatte nicht gewußt, wie er reagieren sollte, und jetzt ließ er Penny seine Unsicherheit ausbaden.
    »Sieh mal«, begann er. »Es tut mir leid, ich…« Er hob die Hände zu ihrem Gesicht und ließ sie wieder sinken. »Ich möchte etwas Spazierengehen.«
    Penny zuckte die Achseln, er drängte sich an ihr vorbei.
    In der kühlen und salzigen Luft draußen hüllte Nebel die Kronen der knorrigen alten Eichen ein. Er wanderte durch dieses La Jolla der Nacht, sein Gesicht plötzlich schweißglänzend.
    Zwei Blocks weiter, am Fern Glen, lenkte ihn eine Gestalt, die aus einem Haus trat, vom Wirrwarr seiner Gedanken ab.

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