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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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schwarzen Hörer in die Gabel des Wandapparats einhängte, fühlte er sich gut. Erst in diesem Moment fiel ihm das Geräusch unterdrückten Schluchzens aus dem Wohnzimmer auf.
    Penny saß neben Cliff auf der Couch und hatte den Arm um ihn gelegt, während er in seine vors Gesicht gelegten Hände schluchzte. »Ich habe doch… Wir gingen durch das Reisfeld, verfolgten eine Bande Pathet Lao auf die Ebene der Krüge zu. Ich war bei dieser beschissenen Gruppe von ’Nam-Soldaten, ich und Bernie – Bernie aus unserer Klasse, Penny – und… dieses MG eröffnete das Feuer direkt auf uns, und Bernies Kopf fuhr zurück… Er plumpste in den Schlamm, sein Helm fiel in seine Hände, er griff nach seinem Gesicht, und er fing an, etwas aus dem Helm rauszuholen, und dann fiel er zur Seite. Ich warf mich hinter ihm zu Boden, die Garbe ging direkt über uns. Ich bin zu ihm rübergekrochen, und das Wasser war ganz rosa, und da wußte ich, was los war. Ich schaute in den Helm, und was er da rausholen wollte, war ein Teil seines Schädels, das Haar klebte im Helm, die Salve muß ihm ins Gehirn gedrungen sein, nachdem sie seinen Kiefer zerschmettert hatte.« Cliff sprach jetzt deutlicher. Sein Wortschwall wurde nur von lauten Seufzern unterbrochen, während er sich mit den Händen heftig die Augenhöhlen rieb. Penny umarmte ihn tröstend und murmelte etwas. Seine Schultern tätschelnd, küßte sie ihn traurig auf die Wange. Mit einem plötzlichen schmerzlichen Schock erkannte Gordon, daß sie irgendwann in den rosigen High-School-Tagen mit ihm geschlafen hatte. Zwischen ihnen bestand eine alte, vertraute Intimität.
    Cliff blickte auf und sah Gordon. Sein Körper versteifte sich ein wenig, dann schüttelte er den Kopf. »Es fing zu regnen an«, fuhr er mit klarer Stimme fort, als hätte er sich entschlossen, den Rest zu erzählen, ganz gleich, wer noch zuhörte. »Sie konnten uns keinen Helicopter schicken. Diese Arschlöcher von ’Nam-Piloten fliegen nicht unter Feuer. Wir steckten in dem kleinen Bambushain fest, in den wir uns zurückgezogen hatten. Pathet Lao und Cong hatten uns in der Falle. Ich und Bernie waren Berater, Befehle sollten wir nicht geben. Sie hatten uns mit dem Trupp zusammengesteckt, weil keiner annahm, daß wir Feindberührung kriegten. Alle dachten, in der Regenzeit würden sie sich zurückziehen.«
    Er hob den Brookside-Krug und goß sich noch ein Glas ein. Penny saß neben ihm, die Hände sittsam im Schoß gefaltet, Tränenglanz in den Augen. Gordon wurde sich bewußt, daß er starr zwischen Küche und Wohnraum stand, und nahm wieder in dem Schaukelstuhl Platz.
    Cliff trank das Glas halb leer, wischte sich mit dem Ärmel über die Augen und seufzte. Sein Gefühlsausbruch verebbte. Als er fortfuhr, schienen die Worte, die über seine Lippen kamen, die kleinen Tropfen der Empfindung wegzutrocknen. »Der ’Nam-Zugführer drehte durch. Wußte nicht weiter, wollte nachts raus. Über den Reisfeldern breitete sich Nebel aus. Er wollte, daß ich mit zehn ’Nams auf Erkundung ging. Ich also raus, die kleinen Burschen hatten den Arsch auf Grundeis und schleppten die M-1. Keine hundert Meter, und der Mann an der Spitze rammt sich einen Dorn durch den Stiefel. Er fängt zu schreien an, das MG-Feuer geht wieder los, wir zurück in den Bambus.«
    Cliff lehnte sich zurück, legte wie absichtslos den Arm um Penny und fixierte den Brookside-Krug. »Der Regen läßt einem Pilze in den Socken wachsen. Die Füße werden ganz weiß. Ich versuchte damit zu schlafen, die Füße so kalt, daß man glaubt, sie wären weg. Und als ich aufwachte, hatte ich einen Blutegel auf der Zunge.« Einen Moment verstummte er. Pennys Mund öffnete sich, aber sie sagte nichts. Gordon merkte, daß er heftig schaukelte, und zwang sich zu einem langsameren Rhythmus.
    »Zuerst dachte ich, es wäre ein Blatt oder so. Kriegte es nicht los. Einer der ’Nams brachte mich zu Boden – ich war schreiend rumgerannt. Das Arschloch von Zugführer dachte, wir wären infiltriert. Der ’Nam schmiert mir Stiefelfett auf die Zunge, und ich lieg’ da im Schlamm, und er holt mir den Egel aus dem Mund; ein kleines pelziges Ding. Den ganzen nächsten Tag habe ich noch den Stiefelfettgeschmack im Mund, schrecklich. Mittags treibt ein Hilfsbataillon die Congs zurück.« Er blickte Gordon an. »Erst als wir wieder im Stützpunkt waren, habe ich wieder an Bernie gedacht.«
     
    Cliff blieb bis spät in die Nacht. Je mehr er von dem süßen Wein trank, desto

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