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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Lakin. Der Mann blickte nach allen Seiten, schien beruhigt und schlüpfte schnell in seinen Austin-Healey. In dem Haus, aus dem Lakin gekommen war, bewegte sich eine Jalousie zur Seite; einen Augenblick lang war vor dem erleuchteten Hintergrund die Silhouette einer Frau zu erkennen. Gordon erkannte das Gebäude. Hier wohnten zwei Studentinnen der geisteswissenschaftlichen Abteilung. Still lächelte er vor sich hin, als Lakins Healey davonschnurrte. Irgendwie munterte ihn dieser kleine Beweis menschlicher Schwäche auf.
    Es wurde ein ausgedehnter Spaziergang, vorbei an verriegelten Sommerhäusern mit vergilbten Zeitungen vor der Tür und an wenigen großen Wohnhäusern, aus denen helles Licht herausfiel. Cliff und Laos, Cliffs Verständnis von dem, was real und wichtig war, was wirr und finster – die Gedanken nagten an ihm, verschwammen in dichtem Nebel mit Penny darin und seiner fernen, unvermeidlichen Mutter. Neben diesen Dingen schien die experimentelle Physik ein Spielzeug, nicht komplizierter als ein Kreuzworträtsel. Ein weit entfernter Krieg konnte einen Ozean überqueren und hier ans Ufer schwappen. Verwirrte Gedanken an den Scripps Pier unterhalb des Campus gingen ihm durch den Kopf; er sah, wie dort Soldaten, Panzer und Munition an Bord genommen wurden. Doch dann nahm er sich zusammen, sicher stieg ihm jetzt der Alkohol zu Kopf. Die kleine Zuflucht La Jolla um ihn herum konnte kaum von einem Haufen kleiner Männer bedroht werden, die in schwarzen Pyjamas herumliefen und versuchten, das Diem-Regime zu stürzen.
    Er wandte sich um, ging zurück zum Haus, zu Penny. Es war leicht, durch Bedrohungen in Erregung zu geraten – Cliff, der Cong, Lakin. In einer Nacht konnten die Wellen keinen Küstenstreifen zerschmettern. Und trübe Gedanken an Kubaner, die Kunstdünger in den Ozean kippten und das Leben dort zerstörten – ja, es war alles zu unwahrscheinlich, Produkt seiner Paranoia, ja, dessen war er sich in dieser Nacht sicher.

 
– 14 –
22. März 1963
     
     
    Gordon breitete den San Diego Union auf dem Labortisch aus. Im selben Moment wünschte er, er hätte sich die Mühe gemacht, eine Ausgabe der Los Angeles Times herauszusuchen, denn der Union widmete in seiner hinterwäldlerischen Art der Heirat von Hope Cooke, der jüngsten Sarah-Lawrtense- Absolventin, und Kronprinz Palden Thonup Namgyal von Sikkim viel Raum. Der Union schien geradezu verzückt von dem Gedanken, daß ein amerikanisches Mädchen einen Mann heiratete, der in Kürze Maharadscha sein würde. Die echten Nachrichten erschienen nur als kleinere Meldung auf der ersten Seite: Davey Moore war tot. Ungeduldig blätterte Gordon die Sportseite auf und war besänftigt, dort einen längeren Artikel zu finden. Sugar Ramos hatte Moore in der zehnten Runde ihres Kampfs um die Weltmeisterschaft im Federgewicht in Los Angeles ausgeknockt. Erneut wünschte Gordon, er hätte Karten gehabt; die Vorlesungen und seine Forschungen hatten ihn so lange abgelenkt, bis sie alle ausverkauft gewesen waren. Moore war an einer Hirnblutung gestorben, ohne das Bewußtsein wiederzuerlangen; ein weiterer Fleck auf dem Boxsport. Gordon seufzte. Es gab die voraussehbaren Kommentare von den voraussehbaren Leuten, die das Boxen ganz verbieten lassen wollten. Einen Moment fragte er sich, ob sie vielleicht recht hatten.
    »Hier ist das neue Material«, sagte Cooper neben ihm.
    Gordon nahm die Aufzeichnungen. »Weitere Signale?«
    »Ja«, erwiderte Cooper knapp. »Seit Wochen habe ich jetzt gute Resonanzkurven und urplötzlich – zack und weg.«
    »Haben Sie sie entschlüsselt?«
    »Sicher. Viele Wiederholungen.«
    Gordon folgte Cooper zu dessen Arbeitsplatz, wo die Laboraufzeichnungen ausgebreitet waren. Er ertappte sich bei der Hoffnung, daß alles unsinnig war, einfache Störungen. Auf diese Weise wäre es viel leichter. Er würde sich nicht um Botschaften kümmern müssen, Cooper konnte an seiner Dissertation weiterarbeiten, Lakin wäre glücklich. Gerade jetzt brauchte sein Leben keinerlei Komplikationen, und er hatte gehofft, der Effekt spontaner Resonanzen würde einfach verschwinden. Ihr Beitrag in Physical Review Letters hatte Interesse erregt, und niemand hatte die Arbeit kritisiert; vielleicht war es das beste, die Dinge dabei zu belassen.
    Seine Hoffnung schwand, als er Coopers eckige Druckschrift las.
     
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RA 18 5 36 DEK 30 29.2
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    Die rätselhafte Folge von Buchstaben und Zahlen

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