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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Zwinkern.
    »Ich glaube, er ist mehr ein theoretischer Kommunist«, wiegelte Gordon ab, ohne an dem Thema rechtes Interesse zu haben.
    »Meinst du, sie engagieren ihn?« fragte Penny, die das Gespräch offenbar steuern wollte.
    »Ich habe keine Ahnung. Das machen die Leute von den Geisteswissenschaften. Außer Feher gaben sich alle sehr respektvoll. Der Knabe sagte, im Kapitalismus beute der Mensch den Menschen aus, und Feher meinte, gewiß, und im Kommunismus ist es umgekehrt. Alles lachte, aber Popkin schien es wohl nicht zu gefallen.«
    »Die Roten bringen einem nichts bei, was man nicht in Laos lernen kann«, warf Cliff ein.
    »Was hat er über Kuba gesagt?« fragte Penny beharrlich weiter.
    »Die Raketenkrise? Nichts.«
    »Ha!« sagte Penny triumphierend. »Was hat der Typ geschrieben?«
    »Da lag ein kleiner Stapel mit seinen Veröffentlichungen. Der eindimensionale Mensch hieß eine, und…«
    »Marcuse. Das war Marcuse«, stellte Penny fest.
    »Wer ist das?« murmelte Cliff und goß sich von dem Brookside ein.
    »Kein schlechter Denker«, gab Penny achselzuckend zu. »Ich habe das Buch gelesen. Er…«
    »In Laos lernt man mehr über die Roten«, wiederholte Cliff und hob den Krug hoch, so daß er beim Eingießen auf seiner Schulter ruhte. »Noch’n Schluck?« fragte er mit einem Blick auf ihre Gläser.
    »Ich passe«, erwiderte Gordon und hielt die Hand über sein Glas, als würde Cliff trotz des Einspruchs eingießen. »Sie waren in Laos?«
    »Sicher.« Genüßlich nahm Cliff einen Schluck. »Ich weiß, mit eurem Kram ist das nicht zu vergleichen…« Eine Geste mit dem Glas in der Hand. »… aber man kriegt einen verdammt besseren Überblick als ihr mit eurem Kram hier, so viel ist sicher.«
    »Was haben Sie dort gemacht?«
    Ausdruckslos blickte er Gordon an. »Sondereinheit.«
    Gordon nickte stumm und ein wenig unbehaglich. Er war wegen des Studiums vom Wehrdienst befreit worden. »Wie ist es da drüben?« fragte er lahm.
    »Beschissen.«
    »Was meinten die Militärs zu der Raketenstationierung auf Kuba?« fragte Penny ernsthaft.
    »Für mich ist die Sache gelaufen.« Cliff nahm erneut einen tiefen Schluck.
    »Cliff hat es hinter sich«, erklärte Penny.
    »Richtig«, bestätigte Cliff. »Ab jetzt nur noch High Life. Bin nach El Toro geflogen. Ich wußte, Penny war irgendwo hier in der Gegend, also habe ich ihren alten Herrn angerufen und mir die Adresse geben lassen. Dann hab’ ich den Bus genommen.« Eine beiläufige Handbewegung, seine Stimmung wechselte. »Ich mein’, ist alles klar, Junge. Ich bin nur ein alter Freund. Nichts Tolles. Richtig, Penny?«
    Sie nickte. »Cliff hat mich zum Abschlußball mitgenommen.«
    »O ja, und toll hat sie ausgesehen. Ein Abendkleid in Pink, und dann die heiße Fahrt in meinem Thunderbird.« Plötzlich begann er mit hoher, schwankender Stimme zu singen: »When I Waltz Again with You.« Ebenso plötzlich brach er ab und sagte: »O Mann, was für ein Schmalz. Teresa Brewer.«
    Gereizt sagte Gordon: »Ich habe das gehaßt. Das ganze aufgeblasene High-School-Getue.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, erwiderte Cliff nüchtern. »Sie kommen aus dem Osten, was?«
    »Ja.«
    »Marion Brando, Die Faust im Nacken, und all so was, he? Oh, Mann, da drüben ist der reinste Saustall.«
    »So schlimm ist es nicht«, murmelte Gordon. Cliff hatte, ohne es zu wissen, einen wunden Punkt getroffen. Eine Zeitlang hatte Gordon, genau wie Brando, Tauben auf dem Dachboden gehalten; und Samstagabend war er hinaufgegangen und hatte mit ihnen geredet, wenn er keine Verabredung hatte – und das war ziemlich häufig der Fall gewesen. Nach einer Weile hatte er sich selbst davon überzeugt, daß Verabredungen am Samstagabend nicht der Mittelpunkt eines Teenagerlebens sein mußten, und einige Zeit später hatte er die Tauben abgeschafft. Sie waren ohnehin sehr schmutzig.
    Gordon entschuldigte sich und holte noch etwas Wein. Als er mit einem Glas für Penny zurückkam, schwelgten die beiden in Erinnerungen an die alten Zeiten. Ivy-League-Mode; frisierte Autos, die Ted Mack Variety Hour; Soft-Eis; Ozzie and Harriet; Father Knows Best; Entenschwanzfrisuren; die Abschlußklasse, die nachts den Wasserturm anpinselte; Mädchen, die im Unterricht Kaugummiblasen produzierten und schon im ersten Jahr schwanger die Schule verließen; My Little Margie; der beknackte Rektor; trägerlose Abendkleider, die mit Draht stabilisiert werden mußten, damit sie nicht rutschten; Hot dogs; Ansteckklammern; Eloise,

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