Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
seinem kleinen Kopf gespeicherten enzyklopädischen Datenbestand durchforstet hatte – als Champosaurus klassifizierte: eine urweltliche, mit dem Krokodil ver-wandte Kreatur und ein Überlebender des Zeitalters der Dinosaurier – eines Zeitalters, das in dieser Periode des Paläozän schon lange zurücklag.
    Nebogipfel erläuterte mir, daß die Meeressäugetiere meines Jahrhunderts – Wale, Seekühe usw. – sich in dieser Zeit noch mitten in ihrer evolutionären Adaption an das Meer befanden und noch als große, träge Landtiere existierten. Daraufhin hielt ich Ausschau nach einem sich aalenden Landwal, denn ein solch langsames Tier würde ich sicher erlegen können – nur sah ich nie einen.
    Als ich zum erstenmal Nebogipfels Beinschienen abnahm, befand sich das aufgerissene Fleisch im Heilungsprozeß. Nebogipfel testete die Funktionsfähigkeit seiner Gelenke und beanstandete, daß sie nicht korrekt gerichtet worden wären. Das überraschte mich nicht, aber keiner von uns wußte, wie man dem hätte abhelfen können. Dennoch war Nebogipfel nach einiger Zeit in der Lage, zu gehen, indem er sich eine Krücke aus einem gebogenen Ast fabrizierte.
    Sein Auge indessen – das ich durch meinen Hieb in der Werkstatt des Zeitfahrzeuges zerstört hatte – regenerierte sich nicht wieder und blieb zu meinem tiefen Bedauern und meiner Beschämung blind.
    In seiner Eigenschaft als Morlock fühlte sich Nebogipfel in der glühenden Sonne alles andere als wohl.
    Deshalb schlief er tagsüber in der von mir errichteten Hütte und humpelte mit Hilfe seiner Krücke in der Dunkelheit umher. Ich war immer am Tage unterwegs, und so verbrachten wir unsere Wachphasen überwiegend allein. Wir trafen und
    unterhielten uns nur in der Morgen-und Abenddämmerung, obwohl ich gestehe,
    daß ich nach ein paar Wochen im Freien, der Hitze und harter körperlicher Arbeit ziemlich geschafft war, wenn die Sonne unterging.
    Die Palmen hatten breite Wedel, und ich beschloß, mir einige davon zu holen, um daraus eine bessere Behausung zu errichten. Aber alle meine Bemühungen,
    irgendwelche Brocken in die Bäume zu werfen, blieben erfolglos, und ich hatte auch keine Möglichkeit, eine Palme zu fällen. Also mußte ich mich bis auf die Ho-se ausziehen und wie ein Affe den Baum hinaufklettern. Als ich erst einmal die Baumkrone erreicht hatte, war es nur noch eine Angelegenheit von wenigen Augenblicken, die Blätter vom Stamm abzureißen und zu Boden fallen zu lassen. Diese Kletterei war anstrengend. In der frischen Seeluft und der Sonne wurde ich fitter und kräftiger; aber ich bin kein junger Mann mehr und stieß daher ziemlich schnell an die Grenzen meiner athletischen Fähigkeiten.
    Mit den ergatterten Blättern baute ich uns eine solidere Hütte, indem ich abgefallene Äste mit geflochtenen Palmwedeln bedeckte. Außerdem bastelte ich aus diesen Blättern einen breitkrempigen Hut für Nebogipfel. Als er im Schatten saß, diese modische Kreation auf dem Kopf und ansonsten nackt, sah er über die Maßen absurd aus.
    Was mich betraf, so hatte ich schon immer einen blassen Teint gehabt, und als ich mir nach ein paar Tagen einen schlimmen Sonnenbrand eingefangen hatte,
    wurde ich etwas vorsichtiger. Die Haut schälte sich von Rücken, Armen und Nase.
    Ich ließ mir einen Vollbart wachsen, um das Gesicht vor der Sonne zu schützen, aber dafür sprangen die Lippen auf höchst unangenehme Art auf – und am
    schlimmsten war der starke Sonnenbrand auf der kahlen Stelle an meinem Hinterkopf. Zur Behandlung dieser Verbrennungen badete ich im Meer und trug die gan-ze Zeit einen Hut und das, was noch von meinem Hemd übriggeblieben war.
    Eines Tages, vielleicht einen Monat später, als ich mich gerade rasierte (mit Fragmenten des Zeit-Fahrzeugs als Klinge und Spiegel) realisierte ich plötzlich die Veränderungen, die mit mir vorgegangen waren. Meine Zähne blitzten in strahlendem Weiß aus einem mahagonibraunen Gesicht, mein Bauch war so flach wie zu
    College-Zeiten, und ich lief so unbefangen mit einem Palmblatthut, abgeschnittener Hose und barfuß herum, als ob ich in diesem Zustand geboren worden wäre.
    Ich wandte mich Nebogipfel zu. »Sieh mich mal an! Meine Freunde würden
    mich kaum wiedererkennen – ich verwandele mich in einen Eingeborenen.«
    Sein kinnloses Gesicht blieb ausdruckslos. »Du bist ein Eingeborener. Wir sind hier in England, erinnerst du dich?«
    Nebogipfel bestand darauf, daß wir die Bestandteile unseres zerstörten Zeit-Fahrzeuges aus

Weitere Kostenlose Bücher