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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Fischsuppe einzuflößen.
    Mit der Zeit erlangte ich wieder das Bewußtsein, und ich bemerkte, daß ich aufrecht auf der Pritsche saß. Ich war allein in unserer kleinen Hütte. Die Sonne stand schon tief am Himmel, aber die Hitze des Tages lastete noch immer auf mir. Nebogipfel hatte eine mit Wasser gefüllte Nußschale vor meine Pritsche gestellt; ich trank sie aus.
    Das Sonnenlicht verschwand, und das warme, tropische Abenddunkel legte sich
    über unser Domizil. Der Sonnenuntergang war riesig und grandios: Nebogipfel
    hatte mir erklärt, daß das auf einen Ascheüberschuß in der Atmosphäre zurückzuführen war, der von Vulkanen westlich von Schottland ausgeworfen worden war.
    Dieser Vulkanismus würde eines Tages zur Entstehung des Atlantischen Ozeans
    führen; Lavaströme ergossen sich bis in die Arktis, nach Schottland und Irland, und die warme Klimazone, in der wir uns befanden, erstreckte sich im Norden bis nach Grönland.
    In diesem Paläozän war Britannien bereits eine Insel, aber verglichen mit seiner Konfiguration im neunzehnten Jahrhundert war die nordwestliche Ecke hochge-klappt. Die Irische See existierte noch nicht, so daß Britannien und Irland eine zusammenhängende Landmasse bildeten; aber der Südosten Englands war von dem
    Meer überspült, an dessen Küste wir uns befanden. Unser Urmeer war eine Fortsetzung der Nordsee; wenn wir ein Boot gehabt hätten, wäre es möglich gewesen, den Kanal zu überqueren und durch das Aquitanische Becken direkt ins Herz von Frankreich zu fahren, ein Gewässer, das seinerseits in das Tethys-Meer überging –
    einen großen Ozean, der die Länder des Mittelmeeres bedeckte.
    Mit dem Einsetzen der Nacht tauchte der Morlock aus dem tiefen Schatten des
    Waldes auf. Er streckte sich – mehr wie eine Katze als ein Mensch – und massierte sein kaputtes Bein. Dann verbrachte er einige Minuten damit, mit den Fingern das Haar auf Gesicht, Brust und Rücken zu kämmen.
    Schließlich humpelte er zu mir herüber; das purpurne Licht des Sonnenuntergangs wurde von seiner fleckigen und gesprungenen Brille reflektiert. Er holte mir noch mehr Wasser, und mit angefeuchtetem Mund flüsterte ich: »Wie lange?«
    »Drei Tage.«
    Beim Klang seiner unheimlichen, fließenden Stimme mußte ich einen Schauder
    unterdrücken. Man hätte annehmen können, daß ich mich mittlerweile an den
    Morlock gewöhnt hatte; aber nach drei Tagen, die ich hilflos dagelegen hatte, überkam mich bei dem Gedanken, nur mit diesem Alien aus der entfernten Zukunft auf dieser feindlichen Welt isoliert zu sein, ein gewisser Schock!
    Nebogipfel bereitete mir etwas Fischsuppe zu. Als ich aufgegessen hatte, war die Sonne untergegangen, und die einzige Beleuchtung kam von der Sichel des Neumondes, der tief am Himmel hing. Nebogipfel hatte die Brille abgenommen, und ich konnte sein großes, graurotes Auge erkennen, das wie der leuchtende Schatten des Mondes im Dunkel der Hütte schwebte.
    »Was ich wissen möchte«, sagte ich, »weswegen bin ich krank geworden?« »Ich
    bin mir nicht sicher.«
    »Nicht sicher?« Dieses ungewöhnliche Eingeständnis von Unzulänglichkeit überraschte mich, denn Nebogipfels Breite und Tiefe des Wissens waren außergewöhnlich. Ich verglich den Verstand eines Menschen des neunzehnten Jahrhunderts mit meinem alten Labor: voller Informationen, die jedoch ziemlich nachlässig abgespeichert waren, in aufgeschlagenen Büchern und Zeitschriften und Haufen von Aufzeichnungen und Skizzen, die auf jeder freien Oberfläche verstreut waren.
    Verglichen mit diesem Chaos war der Verstand eines Morlocks – dank der fortgeschrittenen Ausbildungsmethoden des Jahres 657208 – wie der Inhalt einer guten Enzyklopädie geordnet, wobei die Bücher der Erfahrung und des Lernens mit In-dices versehen in einem Regal aufbewahrt wurden. All das erhob das praktische Niveau von Intelligenz und Wissen auf eine Ebene, die sich die Menschen meiner Zeit nie hätten träumen lassen. »Du solltest dich auch überhaupt nicht über die Tatsache der Krankheit wundern. Ich bin vielmehr überrascht, daß es dich nicht schon früher erwischt hat.«
    »Was meinst du damit?«
    Er wandte sich mir zu. »Daß du ein Mensch bist, der aus seiner Zeit herausgerissen wurde.«
    Blitzartig verstand ich, was er meinte.
    Die Krankheitserreger haben seit dem Anbeginn der Dinge von der Menschheit
    ihren Tribut gefordert – und verfolgten die prähumanen Vorläufer des Menschen sogar bis in dieses vorsintflutliche Zeitalter. Aber weil

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