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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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dem Wald holten. Ich erkannte die Logik seines Ansinnens, denn ich wußte, daß wir in der nächsten Zeit jedes bißchen Material brauchen würden, insbesondere Metalle. Also bargen wir das Fahrzeug und deponierten die Überreste in einer Sandgrube. Als unsere vordringlichen Überlebensbedürfnisse befriedigt waren, verbrachte Nebogipfel viel Zeit mit diesem Schrott. Zunächst fragte ich nicht nach Einzelheiten, denn ich vermutete, daß er irgendeine Erweiterung unserer Hütte konstruierte oder vielleicht eine Jagdwaffe.
    Eines Morgens jedoch, als er eingeschlafen war, studierte ich sein Projekt. Er hatte den Rahmen des Zeit-Fahrzeuges rekonstruiert; er hatte die (noch gebrauchs-fähigen) Chassisteile restauriert und einen Käfig darüber errichtet, der mit Draht-stücken befestigt war, die wir von der Lenksäule gerettet hatten. Er hatte sogar diesen blauen Kippschalter gefunden, mit dem der Plattnerit-Kreis geschlossen worden war.
    Als er wieder erwachte, stellte ich ihn zur Rede. »Du versuchst, eine neue Zeitmaschine zu konstruieren, nicht wahr?«
    Er grub sein kleines Gebiß in Kokosnußfleisch. »Nein. Ich rekonstruiere eine.«
    »Deine Absicht ist offensichtlich. Du hast den Rahmen wiederhergestellt, in dem sich der Plattneritkreislauf befunden hatte.«
    »Wie du schon sagtest, es ist offensichtlich.«
    »Aber das ist doch sinnlos, Mann!« Ich musterte meine schwieligen und blutigen Hände und wurde ärgerlich wegen seines Zeitvertreibs, während ich mich ab-kämpfte, uns am Leben zu erhalten. »Wir haben kein Plattnerit mehr. Das Zeug, mit dem wir hier angekommen sind, ist erschöpft und zudem überall im Urwald
    verstreut; und wir haben auch nicht die geringste Möglichkeit, wieder welches herzustellen.«
    »Wenn wir eine Zeitmaschine bauen«, meinte er, »kommen wir vielleicht nicht aus diesem Zeitalter weg. Aber wenn wir keine bauen, kommen wir sicher nicht mehr weg.«
    Ich grummelte. »Nebogipfel, ich glaube, daß du dich den Tatsachen stellen solltest. Wir sind hier gestrandet, in der tiefen Vergangenheit. Wir werden hier nie Plattnerit finden, weil es keine natürlich vorkommende Substanz ist. Wir können es nicht herstellen, und es wird uns auch niemand eine Probe davon vorbeibringen, weil nämlich niemand auch nur die leiseste Ahnung hat, daß wir uns fünfzig Millionen Jahre in der Vergangenheit befinden!«
    Als Antwort leckte er an dem saftigen Mark seiner Kokosnuß.
    »Pah!« Frustriert und zornig verließ ich den Unterstand. »Du wärst besser bera-ten, deine Phantasie und deinen Fleiß in die Herstellung einer Waffe zu investieren, damit ich ein paar von diesen Affen erlegen kann.«
    »Das sind keine Affen«, korrigierte er mich. »Die häufigsten Spezies sind Miacis und Chriacus ...«
    »Egal – was auch immer sie sind – ... oh!«
    Erzürnt stiefelte ich von dannen.
    Meine Argumente verhallten natürlich ungehört, und Nebogipfel setzte seine geduldige Rekonstruktion fort. Aber wenigstens unterstützte er mich auf mannigfaltige Art in unserem Überlebenskampf, und nach einiger Zeit akzeptierte ich allmählich die Präsenz der rudimentären Maschine, die glitzernd und komplex und ausgesucht nutzlos auf diesem urzeitlichen Strand stand.
    Wir alle brauchen Hoffnung, um unserem Leben einen Sinn und eine Richtung
    zu geben, überlegte ich – und diese Maschine, so fluguntauglich wie ein Diatryma gigantica, stellte eben Nebogipfels letzte Hoffnung dar.

Krankheit und Genesung
    Ich wurde krank. Ich war nicht in der Lage, mich von der provisorischen Pritsche aus Palmblättern und getrockneten Blättern zu erheben, die ich mir gebaut hatte.
    Nebogipfel war gezwungen, mich zu pflegen, eine Pflicht, der er zwar kaum nach-kam, indem er ständig an meinem Bett saß, aber doch mit Geduld und Ausdauer.
    Einmal, es war finsterste Nacht, verfiel ich in einen halbwachen Zustand und spürte die weichen Finger des Morlocks im Gesicht und am Hals. Ich glaubte, wieder in diesem Podest der weißen Sphinx eingeschlossen zu sein, mit den sich um mich drängenden Morlocks, die mich vernichten wollten. Ich schrie auf, und Nebogipfel wich hastig zurück; doch nicht schnell genug – ich versetzte ihm mit der Faust einen Schlag gegen die Brust. Trotz meiner Schwäche war ich noch kräftig genug, den Morlock niederzuwerfen.
    Nach erfolgter Aktion war meine Energie verbraucht, und ich glitt in die Bewußtlosigkeit ab.
    Als ich wieder erwachte, saß Nebogipfel erneut an meiner Seite und versuchte, mir einen Schluck

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