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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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unsere Rasse von diesen Keimen drastisch ausgedünnt wurde, haben wir Widerstandskräfte entwickelt. Unsere Körper bekämpfen alle Erreger und sind gegen manche sogar immun.
    Ich stellte mir all diese Generationen von Menschen vor, die nach diesem finsteren Zeitalter das Licht der Welt erblicken würden, diese Eintagsfliegen vergleichbaren Menschenseelen, die wie Funken in der Dunkelheit flackern würden, bevor sie für immer erloschen! Aber diese winzigen Kämpfe würden nicht vergebens
    sein, denn – durch diesen Tribut von Milliarden Toten – würde die Menschheit ihr Geburtsrecht auf der Erde begründen.
    Mit dem Morlock verhielt sich das anders. In Nebogipfels Zeit war von der ursprünglichen Form des Menschen nur noch wenig übrig. Der ganze Morlock-Körper – Knochen, Fleisch, Lunge, Leber – war maschinell umgerüstet worden,
    um, wie Nebogipfel ausführte, ein Leben zu ermöglichen, das einen idealen Kom-promiß zwischen Langlebigkeit und Qualität ermöglichte. Wie ich selbst gesehen hatte, konnte Nebogipfel zwar verwundet werden, aber – nach seinen Worten – war sein Risiko, sich eine Virusinfektion zuzuziehen, genauso hoch wie bei einer Rit-terrüstung. Und in der Tat hatte ich keine Anzeichen einer Infektion an seinem verletzten Bein oder am Auge festgestellt. Ich erinnerte mich, daß die Welt der Eloi und Morlocks wiederum eine andere Lösung gefunden hatte, denn ich hatte dort weder Krankheit noch Infektionen festgestellt und nur wenig Verfall, und so hatte ich vermutet, daß es eine Welt war, in der es keine schädlichen Bakterien mehr gab. Ich hingegen genoß keinen derartigen Schutz. Nach meiner ersten Begegnung mit der Krankheit wandte Nebogipfel seine Aufmerksamkeit den subtileren Aspekten unserer Überlebenserfordernisse zu. Er schickte mich los, um unseren Speisezettel anzureichern, inklusive Nüssen, Knollen, Früchten und Speisepil-zen, die unsere Verpflegung aus Meeresfrüchten und dem Fleisch der Tiere und Vögel ergänzten, die so dumm gewesen waren, sich in meinen plumpen Fallen aus Schlingen und Steinen zu fangen. Außerdem versuchte Nebogipfel, einfache Arz-neimittel herzustellen: Kräuterwickel, Kräutertees und dergleichen.
    Meine Erkrankung erfüllte mich mit einer tiefen und anhaltenden Furcht, denn das war eine Gefahr der Zeitreise, die ich vorher nicht berücksichtigt hatte. Ich erzitterte und schlang die Arme um meinen noch immer geschwächten Körper.
    Meine Kraft und Intelligenz konnten vielleicht einen Diatryma oder andere auf-dringliche Bewohner des Paläozäns abwehren, vermochten mich jedoch nicht vor den Übergriffen der unsichtbaren Monster zu Lande, zu Wasser und in der Luft zu schützen.

Das Unwetter
    Wenn ich etwas Tropenerfahrung gehabt hätte, bevor wir im Paläozän strandeten, hätte ich mich vielleicht auf das Unwetter vorbereiten können.
    Der Tag war drückend und feuchter als sonst gewesen, und die Seeluft hatte diese seltsame, leicht imprägnierte Anmutung, die einem Wetterumschwung immer vor-ausgeht. An diesem Abend war ich von des Tages Mühen erschöpft; ich fühlte
    mich wie zerschlagen und war froh, als ich mich auf die Pritsche fallen ließ. Zu-nächst war es noch so heiß, daß sich der Schlaf nicht einstellen wollte.
    Als ein langsames Plätschern von Regentropfen auf unser nur aufgelegtes Dach aus Palmwedeln niederging, wachte ich auf. Ich hörte, wie der Regen im Wald
    hinter uns niederprasselte – Wasserkügelchen, die auf die Blätter hämmerten und den sandigen Strand zernarbten. Ich konnte Nebogipfel weder hören noch sehen; es war der dunkelste Abschnitt der Nacht.
    Und dann kam das Unwetter über uns.
    Es war, als ob der Himmel seine Schleusen geöffnet hätte; eimerweise strömte das Regenwasser herab und spülte sofort unser Palmblattdach fort. Die Trümmer unserer primitiven Hütte fielen um mich herum zusammen, und ich wurde bis auf die Haut durchnäßt; ich lag noch immer auf dem Rücken und starrte in den bindfa-denartigen Regen, der sich aus einem wolkenverhangenen Himmel ergoß.
    Ich versuchte aufzustehen, aber durchtränkte Palmwedel behinderten mich, und meine Pritsche verwandelte sich in einen sumpfigen Morast. Bald war ich völlig mit Schlamm und Dreck überzogen, und das Wasser, das mir auf den Schädel
    hämmerte und in die Augen tröpfelte, nahm mir jede Sicht.
    Als ich endlich auf die Füße gekommen war, erschreckte mich die Geschwindigkeit, mit der unser Unterstand kollabierte; alle seine Verstrebungen waren

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