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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Flüssigkeit umspült; ich war versucht, das Gesicht ins Wasser zu stecken, aber ich ließ es dann aus Angst vor der Wirkung des Salzes auf meine Wunden doch bleiben. Ich sah
    einen Abdruck im Sand, der so aussah, als ob er bei Ebbe einen Tümpel bilden würde. Ich grub an dieser Stelle die Hände in den Sand und förderte sofort eine ganze Kollektion von Lebewesen zutage: Bohrmuscheln, Gastropoden und Austernähnliche. Die Artenvielfalt schien zwar begrenzt zu sein, aber dieses fruchtbare Meer beherbergte offensichtlich eine Vielzahl von Lebewesen.
    Dort, am Ufer jenes Ozeans, wo das gurgelnde Wasser um die Füße und Finger
    spülte und die Sonne mir warm auf den Hals schien, überkam mich ein Gefühl des tiefen Friedens. Als Kind hatten mich meine Eltern auf Tagesausflüge nach Lymp-ne und Dungeness mitgenommen, wo ich immer zum Meeresufer gelaufen war –
    genauso wie ich es heute getan hatte – und mir vorgestellt hatte, daß ich der einzige Mensch auf der Welt wäre. Aber jetzt war das buchstäblich wahr! Es war schon eine seltsame Vorstellung, daß nirgendwo auf der Welt auch nur ein einziges
    Schiff diesen jungen Ozean befuhr; daß es keine von Menschen errichteten Städte jenseits des Dschungels hinter mir gab – ich und der arme, verwundete Morlock stellten die einzigen Funken von Intelligenz auf diesem Planeten dar. Aber das war nicht einmal eine beunruhigende Aussicht – nicht im geringsten – nach der fürchterlichen Dunkelheit und dem Chaos von 1938, dem ich gerade erst entronnen war.
    Ich richtete mich auf. Das Meer war zwar faszinierend, aber wir konnten kein Salzwasser trinken! Ich merkte mir sorgfältig die Stelle, an der ich aus dem Dschungel herausgekommen war – ich hatte nämlich nicht vor, Nebogipfel in diesem finsteren Wald zu verlieren – und folgte barfuß dem Küstensaum, weg von der Diatryma -Familie.
    Nach etwa einer Meile erreichte ich einen Bach, der sprudelnd dem Wald entsprang und über den Strand ins Meer strömte. Als ich sein Wasser probierte, stellte ich fest, daß es Süßwasser war, und zudem schien es recht sauber zu sein. Ich spürte große Erleichterung: heute würden wir zumindest nicht sterben! Ich kniete mich nieder und tauchte Kopf und Hals in die kühle, perlende Flüssigkeit. Ich trank in großen Schlucken und zog dann Jackett und Hemd aus, um mir Kopf und Hals
    zu waschen. Verkrustetes Blut wurde ins Meer gespült, und als ich mich wieder aufrichtete, fühlte ich mich schon viel frischer.
    Jetzt sah ich mich mit der Herausforderung konfrontiert, diesen Schatz zu Nebogipfel zu befördern. Ich benötigte irgendeinen Behälter.
    Ich verbrachte einige Minuten damit, am Ufer dieses Baches zu sitzen und mich suchend umzusehen. Mein ganzer Einfallsreichtum schien sich während des letzten Sturzes durch die Zeit erschöpft zu haben, und dieses neue Problem war eines zuviel für mein müdes Hirn.
    Schließlich nahm ich die Stiefel vom Gürtel, wusch sie aus, so gut ich konnte, und füllte sie mit Wasser; dann transportierte ich sie zurück am Strand entlang und durch den Wald zum wartenden Morlock. Als ich Nebogipfels zerschlagenes Gesicht wusch und ihm etwas Wasser einzuflößen versuchte, schwor ich mir, daß ich am nächsten Tag geeigneteres Geschirr als einen alten Stiefel auftreiben würde.
    Nebogipfels rechtes Bein war durch die Attacke des Diatrymas übel zugerichtet worden; das Knie schien zerschmettert zu sein, und der Fuß stand in einem unnatürlichen Winkel ab. Mittels eines scharfen Fragments der Wandung des Zeit-Fahrzeuges – ein Messer hatte ich nicht – unternahm ich rudimentäre Anstrengungen, seinen Pelz an den verletzten Stellen abzurasieren. Ich säuberte sie nach besten Kräften: wenigstens schienen sich die Oberflächenwunden wieder geschlossen zu haben, und es gab auch keine Anzeichen einer Infektion.
    Im Verlauf meiner ungeschickten Verrichtungen – ich bin kein Vertreter der
    Heilkunst – grunzte der noch immer bewußtlose Morlock und miaute vor Schmerz wie eine Katze.
    Nachdem ich die Wunden gereinigt hatte, fuhr ich mit den Händen über das Bein, konnte aber keinen Bruch des Schienbeins oder der Wade feststellen. Wie ich bereits zuvor ermittelt hatte, schienen hauptsächlich das Knie und die Knöchelpartie in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein. Ich registrierte das mit Sorge, denn während ich noch in der Lage gewesen wäre, ein gebrochenes Schienbein zu richten, sah ich keine Möglichkeit, solche Verletzungen, wie sie Nebogipfel

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