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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Frühstück in unsere Hütte ein. »Sie ist direkt am Strand«, sagte ich und deutete die Richtung an; und Gibson beschirmte zur besseren Sicht die Augen.
    »Nun, das sieht so aus... ah... als ob es eine recht solide Konstruktion wäre.«
    »Solide? Das möchte ich meinen«, erwiderte ich und begann einen langen und
    ausführlichen Diskurs über die Details unserer improvisierten Hütte, auf die ich unsagbar stolz war, und wie wir im Paläozän überlebt hatten.
    Guy Gibson verschränkte die Hände im Nacken und hörte mit einem gesetzten,
    höflichen Gesichtsausdruck zu. Die Sepoys beobachteten mich verwirrt und miß-
    trauisch und hatten ständig die Hände in der Nähe ihrer Pistolen.
    Nachdem ich einige Minuten referiert hatte, registrierte ich mit etlicher Verspä-
    tung, daß Gibson mit seinen Gedanken ganz woanders war. Ich ließ meinen Sermon ausklingen.
    Gibson überblickte mit Wohlgefallen den Strand. »Ich schätze, daß Sie sich hier bemerkenswert gut eingerichtet haben. Bemerkenswert. Ich wäre nach einigen
    Wochen der Einsamkeit in dieser Robinson Crusoe-Welt wohl mehr oder weniger
    durchgedreht. Ich meine, der Pub wird erst in fünfzig Millionen Jahren öffnen!«
    Ich lächelte zu diesem Witz – den ich gar nicht richtig mitbekommen hatte – und ärgerte mich angesichts dieses Anblicks schmucker Kompetenz über meinen über-triebenen Stolz auf die bescheidene Leistung, die ich erbracht hatte.
    »Aber schauen Sie«, fuhr Gibson sanft fort, »glauben Sie nicht auch, daß Sie lieber mit uns zum Expeditionskorps zurückkommen sollten? Wir haben dort ordentliche Verpflegung – und moderne Werkzeuge usw.« Nach einem kurzen Blick auf
    Nebogipfel ergänzte er dann etwas zweifelnder: »Und der Doc könnte vielleicht auch was für diesen armen Kerl da tun. Brauchen Sie noch etwas von hier? Wir können jederzeit zurückkommen.«
    Natürlich brauchte ich nichts – ich hatte keine Lust, noch einmal diese paar hundert Yards am Strand entlangzulaufen! – aber ich wußte, daß mit dem Erscheinen von Gibson und seinen Leuten meine kurze Idylle beendet war. Ich schaute in Gibsons offenes, besonnenes Gesicht und wußte, daß ich nie die Worte finden konnte, ihm das Gefühl dieses Verlusts mitzuteilen.
    Wir schlugen eine Richtung in den Dschungel ein, wobei die Sepoys vorangingen und der Morlock sich auf meinen Arm stützte.
    Landeinwärts war die Luft heiß und stickig. Wir bewegten uns im Gänsemarsch, wobei je ein Sepoy die Vor-und Nachhut bildete und Gibson, der Morlock und ich uns in der Mitte befanden; den überwiegenden Teil des Marsches trug ich den hinfälligen Morlock in den Armen. Die zwei Sepoys musterten uns auch weiterhin mit mißtrauischen, düsteren Blicken, obwohl sie nach einiger Zeit immerhin die Hände von den Leinenholstern nahmen. Solange wir unterwegs waren, wechselten sie
    weder mit mir noch mit Nebogipfel ein einziges Wort.
    Gibsons Expedition stammte aus dem Jahre 1944 – sechs Jahre nach unserer Abreise während des Angriffs der Deutschen auf die Londoner Kuppel. »Und der
    Krieg dauert noch immer an?« »Leider ja«, bestätigte er mit grimmigem Ton.
    »Natürlich haben wir für diesen brutalen Angriff auf London Vergeltung geübt.
    Haben es ihnen mit gleicher Münze zurückgezahlt.«
    »Haben Sie auch selbst an solchen Einsätzen teilgenommen?«
    Beim Marschieren sah er – offensichtlich unbewußt – auf die an seiner Uniform-jacke angebrachten Orden hinab. Ich konnte sie nicht zuordnen – ich bin kein Militärexperte, und überhaupt waren einige dieser Auszeichnungen zu meiner Zeit noch nicht verliehen worden – aber wie ich später erfuhr, handelte es sich bei ihnen um den Distinguished Service Order und den Distinguished Flying Cross and Bar: in der Tat hohe Auszeichnungen, besonders für einen so jungen Offizier. »Ja, ich habe an einigen Einsätzen teilgenommen«, meinte Gibson geschäftsmäßig. »Ein
    paar gute Einsätze. Ich bin froh, daß ich noch von ihnen berichten kann – viele gute Kameraden können das nämlich nicht mehr.«
    »Und waren diese Einsätze effektiv?«
    »Kann man sagen. Wir haben ihre Kuppeln geknackt, kurz nachdem sie mit unseren dasselbe gemacht hatten!«
    »Und die Städte darunter?«
    Er sah mich an. »Was glauben Sie wohl? Ohne ihre Kuppel ist eine Stadt Luftangriffen hilflos ausgeliefert. Oh, man kann wohl ein Sperrfeuer aus Acht-Achtern errichten...«
    ›»Acht-Achter‹?«
    »Die Deutschen haben eine Achtkommaacht-Zentimeter-Flugabwehrkanone

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