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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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zitterte. Zusammen standen wir im Sand und erwarteten das Ende des Dramas.
    Das Krokodil konnte nicht weiter als dreißig Fuß von dem Mann entfernt gewesen sein, als dieser wieder durchzog. Schüsse peitschten durch die stille Morgen-luft. Das Krokodil taumelte – ich sah Blut aus seinem Maul strömen – aber es fing sich wieder, ohne viel Energie verloren zu haben. Das Gewehr feuerte erneut, und Kugel um Kugel wurde in diesen riesigen Leib gepumpt.
    Schließlich, weniger als zehn Fuß von dem Mann entfernt, ging das Vieh in die Knie, wobei der große Kiefer in der Luft herumschnappte; und der Mann – cool wie ein Gefrierschrank – machte einen präzisen Ausfallschritt zur Seite, um das Tier hinstürzen zu lassen.
    Ich fand Nebogipfels Maske, und der Morlock und ich folgten der die Stranddüne hinaufführenden Spur des Krokodils. Seine Klauen hatten den Sand aufgeworfen, und die letzten paar Abdrücke waren mit Geifer, Schleim und Blut bedeckt. Aus der Nähe wirkte dieses Krokodil noch furchterregender als von weitem; die Augen und das Maul waren weit aufgerissen, und als der letzte Hauch von Leben aus dem Monster entwich, zuckten die starken Muskeln seiner Hinterbeine, und die Hufe schabten über den Sand.
    Der Morlock musterte den warmen Kadaver. »Pristichampus« , konstatierte er mit seinem leisen Gurgeln.
    Unser Retter hatte einen Fuß auf den zuckenden Leib der Bestie gesetzt. Er war vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt, hatte ein gutgeschnittenes Gesicht und einen offenen Blick. Trotz seines Rendezvous mit dem Tod wirkte er ganz entspannt; er bedachte uns mit einem gewinnenden, zahnlückigen Grinsen. Seine Uniform bestand aus einer braunen Hose, schweren Stiefeln und einer braunen Khakijacke; ein blaues Barett saß keck auf seinem Kopf. Dieser Besucher hätte aus jedem Zeitalter oder jeder beliebigen Variante der Geschichte stammen können, sagte ich mir; aber ich war nicht im mindesten überrascht, als dieser junge Mann in einem schnörkel-losen, akzentfreien Englisch sagte: »Verdammt häßliches Ding, was? Allerdings ein harter Brocken – haben Sie gesehen, wie ich ihm das Maul stopfen mußte, bevor es fiel? Und selbst dann machte es noch weiter. Muß ihm Respekt zollen – hat sich tapfer geschlagen!«
    Angesichts der lockeren Art, wie dieser Offizier auftrat, fühlte ich mich in meiner Fellbekleidung und dem üppigen Bartwuchs reichlich verlegen und hinterwäldle-risch. Ich reichte ihm die Hand: »Sir, ich verdanke Ihnen das Leben meines Kameraden.«
    Er ergriff meine Hand und schüttelte sie. »Keine Ursache.« Sein Grinsen verstärkte sich. »Mr.... vermute ich«, sagte er und nannte mich beim Namen. »Wissen Sie, ich wollte das immer schon mal sagen!«
    »Und Sie sind?«
    »Oh, tut mir leid. Mein Name ist Gibson. Geschwaderkommandeur Guy Gibson.
    Und ich bin erfreut, Sie endlich gefunden zu haben.«

Das Feldlager
    Es stellte sich heraus, daß Gibson nicht allein gekommen war. Er schulterte das Gewehr, machte kehrt und winkte in Richtung des düsteren Dschungels.
    Zwei Soldaten tauchten aus dieser Dunkelheit auf. Die Feldhemden dieser
    schwer bepackten Kameraden waren durchgeschwitzt, und als sie in das Licht der aufgehenden Sonne traten, schienen sie mißtrauischer zu sein und uns reservierter gegenüberzustehen als der Geschwaderkommandeur. Diese beiden mußten wohl
    Inder sein – Sepoys, Soldaten aus dem Empire – ihre Augen blitzten dunkel und wild, und jeder trug einen Turban und einen gestutzten Bart. Sie hatten Kampfanzüge aus Khakidrillich an; einer von ihnen hatte ein schweres Maschinengewehr umhängen und führte zwei schwere Ledertaschen mit sich, in denen sich offenbar Munition für diese Waffe befand. Ihre massiven, silbrigen Epauletten glitzerten im Sonnenlicht des Paläozän; beim Anblick des Kadavers des Pristichampus verzogen sich ihre Gesichter unverhohlen zu einer angewiderten Grimasse.
    Gibson berichtete uns, daß er und diese zwei Kameraden Teilnehmer einer
    Suchexpedition waren; sie hatten sich etwa eine Meile vom landeinwärts liegenden Basislager entfernt. (Ich wunderte mich, daß Gibson uns die beiden Soldaten nicht vorstellte. Diese kleine Unhöflichkeit – die wohl nach Gibsons unausgesprochener Auffassung auf dem Rangunterschied beruhte – erschien mir völlig absurd, hier an diesem isolierten Strand im Paläozän, mit gerade einer Handvoll Menschen auf der ganzen Welt!)
    Ich bedankte mich bei Gibson nochmals für die Rettung des Morlocks und lud
    ihn zum

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