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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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meinem alten Labor angewiesen!
    Es bestand nach wie vor die große Befürchtung, daß deutsche Zeit-Soldaten quasi durch die Hintertür eine Offensive gegen Englands Vergangenheit planten – und außerdem konnte anhand der Trümmer, die wir im Imperial College hinterlassen hatten, sowie anderer Hinweise, ermittelt werden, daß Nebogipfel und ich etliche Dutzend Millionen Jahre in die Vergangenheit gereist waren. Also wurde umgehend eine Flotte von zeitreisefähigen Juggernauts zusammengestellt und mit empfindlichen Instrumenten bestückt, die das Vorkommen von Plattneritspuren nachweisen konnten (wie man mir sagte, auf der Basis seiner radioaktiven Ursprungs-substanzen), und dann reiste dieses Expeditionskorps in großen Sprüngen von fünf Millionen Jahren oder noch mehr in die Vergangenheit.
    Sein Auftrag bestand in nichts geringerem als darin, die Geschichte Englands vor einem Zeit-Angriff des Feindes zu schützen!
    Bei den Zwischenlandungen wurden die jeweiligen Perioden einer gründlichen
    Untersuchung unterzogen; und zu diesem Zweck hatte ein Teil der Soldaten eine hastige Ausbildung als Amateurwissenschaftler absolviert: Klimatologen, Orni-thologen und dergleichen. Diese Kameraden führten schnelle und gründliche Untersuchungen der Flora, Fauna, des Klimas und der Geologie des respektiven Zeitalters aus, und ein großer Teil von Gibsons Logbuch war den Zusammenfassungen solcher Beobachtungen gewidmet. Ich sah, daß die Soldaten, allesamt Männer und Frauen aus den Mannschaftsdienstgraden, diese Aufträge mit Freude und guter
    Laune ausführten, wie es bei solchen Leuten eben so ist, und – ich hatte jedenfalls den Eindruck – sie zeigten echtes Interesse an der Beschaffenheit des fremden Themsetals aus dem Paläozän.
    Doch nachts patrouillierten Streifen in der Umgebung des Lagers, und Soldaten mit Ferngläsern verbrachten viel Zeit mit Luft-und Seebeobachtungen. Bei der Ausführung dieser Aufträge enthielten sich die Soldaten der Scherze und Neugier, die sie bei den wissenschaftlichen oder sonstigen Arbeiten an den Tag legten; vielmehr ließen die angespannten Gesichter und die schmalen Augen ihre Angst und Nervosität erkennen.
    Dieses Korps war schließlich nicht hier, um Blümchen zu studieren, sondern um Deutsche zu suchen: zeitreisende Menschen, Feinde, hier inmitten der Wunder der Vergangenheit.
    So stolz ich auch auf meine Leistungen beim Überleben in diesem vorsintflutlichen Zeitalter war, entledigte ich mich doch mit etlicher Erleichterung meiner Lumpen und Tierhäute und zog den leichten, bequemen Tropenanzug dieser Zeit-Soldaten an. Ich rasierte den Bart ab, wusch mich – mit warmem, sauberem Wasser und mit Seife! – und langte mit guten Hunger bei Mahlzeiten zu, die aus Sojafleisch aus der Büchse bestanden. Und nachts schlüpfte ich mit einem Gefühl des Friedens und der Sicherheit unter eine Decke aus Baumwolle und Moskitonetzen, ringsum bewacht von den mächtigen Körpern der 'Nauts.
    Nebogipfel hielt sich vom Camp fern, was mich auch nicht sonderlich überraschte. Obwohl unsere Entdeckung durch Gibson ein Anlaß für Feierlichkeiten und Staunen war – war unsere Bergung doch ein Hauptziel der Expedition gewesen
    –, wurde der Morlock bald zum Objekt unverhüllter Faszination bei den Soldaten und, wie ich vermutete, auch gewisser subtiler Sticheleien. Also kehrte er zu unserem ursprünglichen Lager an der Küste des Urmeeres zurück. Ich erhob dagegen keine Einwände, weil ich wußte, wieviel ihm an der Fortsetzung der Konstruktion seines Zeitgerüstes lag – zu diesem Zweck borgte er sich sogar Werkzeuge vom Expeditionskorps aus. Ich bestand indessen darauf, daß er nicht allein dort blieb, sondern entweder von mir oder einem bewaffneten Soldaten begleitet wurde.
    Was mich betraf, so hatte ich nach ein paar Tagen genug von dem Müßiggang in diesem betriebsamen Lager – ich neige nämlich nicht zur Untätigkeit – und bat darum, wie die anderen Soldaten auch eine Tätigkeit zugewiesen zu bekommen.
    Wenig später stellte ich meinen Nutzen unter Beweis, indem ich meine schmerzhaft erworbenen Kenntnisse der örtlichen Flora, Fauna und näheren Geographie weitergab. Der Krankenstand im Lager war ziemlich hoch – denn die Soldaten
    waren genausowenig wie ich auf die verschiedenen Infektionen dieses Zeitalters vorbereitet – und ich assistierte dem einzigen Arzt des Lagers, einem ziemlich jungen und ständig erschöpften Naik, der zu den 9th Gurkha Rifles abkommandiert worden

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