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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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nicht: es war die ausgesuchte-ste Folter, die ich mir nur vorstellen konnte!
    Dann, als dieses brennende Feuer sogar meine Augäpfel erfaßte, versank ich in gnädiger Bewußtlosigkeit.
    Als ich wieder erwachte, hatte dieser Vorgang nicht mehr die alptraumhafte Qualität wie beim erstenmal. Ich stieg durch eine Schicht aus sonnenbeschienenen Träumen zur Oberfläche der Welt empor: Ich schwamm durch fragmentarische
    Visionen von Sand, Wald und Ozean: Ich schmeckte erneut feste, salzige Muscheln; und ich lag wieder mit Hilary Bond vereint in Wärme und Dunkelheit.
    Dann kam langsam das volle Erwachen.
    Ich lag auf einer harten Oberfläche. Mein Rücken, der jegliche Bewegungsversuche mit einem Stechen quittierte, war real genug; genauso wie meine gespreizten Beine, die Arme, die juckenden Finger, das pfeifende Geräusch, mit dem die Nase Luft ansaugte und das Pulsieren des Blutes in den Adern. Ich lag in Dunkelheit –
    absoluter Finsternis –, aber diese Randnotiz, die mich früher vielleicht erschreckt hätte, schien jetzt völlig belanglos, denn ich weilte wieder unter den Lebenden, umgeben vom vertrauten mechanischen Rasseln meines Körpers. Ich verspürte ein reines und intensives Gefühl der Erleichterung und stieß einen Freudenschrei aus!
    Ich setzte mich auf. Als ich die Hand auf den Boden legte, spürte ich dort grob-körnige Partikel, als ob eine härtere Fläche mit Sand bestreut worden wäre. Obwohl ich nur Hemd, Hose und Stiefel anhatte, war mir ziemlich warm. Ich verblieb in völliger Dunkelheit; aber die Echos dieses exaltierten Schreis drangen schnell wieder an mein Ohr, und ich hatte den Eindruck, mich in einem begrenzten Raum zu befinden.
    Ich drehte den Kopf hin und her, um ein Fenster oder eine Tür ausfindig zu machen, aber ohne jeden Erfolg. Allerdings registrierte ich jetzt etwas Schweres an meinem Kopf – etwas drückte auf meine Nase – und als ich den fraglichen Bereich abtastete, merkte ich, daß ich eine massive Brille aufhatte, deren Glas nahtlos in das Gestell integriert war. Ich fummelte an diesem klobigen Teil herum – und der Raum erstrahlte in hellem Licht.
    Zuerst war ich geblendet und kniff die Augen zusammen. Ich nahm die Brille ab –
    und das Licht ging aus und ließ mich wieder in der Dunkelheit versinken. Und als ich die Brille wieder aufsetzte, kam auch das Licht zurück.
    Ich mußte meine Intelligenz nicht übermäßig strapazieren, um zu erkennen, daß die Dunkelheit die Realität war und das Licht von der Brille selbst erzeugt wurde.
    Die Brille war ein Äquivalent zu Nebogipfels Sehhilfe, die der arme Morlock im Sturm des Paläozäns verloren hatte.
    Die Augen stellten sich auf die Helligkeit ein, und ich stand auf und musterte mich. Ich war noch an einem Stück, und, wie es schien, auch heil; ich konnte weder an den Händen noch an den Armen Spuren der Aktionen finden, die dieses
    diffuse Pyramiden-Wesen auf meiner Haut veranstaltet hatte. Ich bemerkte jedoch im Gewebe meines Tropenanzugs einige weiße Streifen; als ich mit den Fingern daran entlangfuhr, ertastete ich flache, gezackte Nähte, als ob meine Kleidung oberflächlich ausgebessert worden wäre.
    Ich befand mich in einer vielleicht zwölf Fuß breiten und annähernd genauso hohen Kammer – und es war der merkwürdigste Raum, in den es mich im bisherigen Verlauf meiner Zeitreisen verschlagen hatte. Um sich eine Vorstellung davon machen zu können, muß man mit einem Hotelzimmer des ausgehenden neunzehnten
    Jahrhunderts anfangen. Aber das Zimmer entsprach nicht dem zu meiner Zeit üblichen rechteckigen Schnitt; vielmehr war es ein Kegel, so wie das Innere eines Zeltes. Es gab weder eine Tür noch irgendwelches Inventar. Der Boden wurde von
    einer gleichmäßigen Sandschicht bedeckt, in der ich den Abdruck sehen konnte, wo ich geschlafen hatte.
    An den Wänden klebte eine ziemlich ausgefallene Tapete – eine purpurne Velourstapete – und etwas, das wie Fensterrahmen aussah, die mit schweren Vorhängen versehen waren. Aber die Rahmen enthielten kein Glas, sondern nur Bretter, die auch mit dieser Velourstapete überzogen waren.
    Der Raum verfügte nicht über eine Lichtquelle. Statt dessen durchdrang ein steter und diffuser Schein die Luft, wie das Licht eines bewölkten Tages. Ich war allerdings davon überzeugt, daß die von mir wahrgenommene Illuminierung eher ein
    Phänomen meiner Brille als etwas Physikalisches war. Die Decke über mir war
    reich verziert und mit bemerkenswerten Gemälden geschmückt.

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