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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Anschein, daß wir in eine von beiden hineingeraten!«
    Im ersten dieser stabilen Zustände würde laut Nebogipfel die Erdoberfläche ver-brennen: die Atmosphäre würde so undurchdringlich wie die Wolken über der Venus werden und die Abstrahlung der Sonnenwärme verhindern. Solche kilometer—
    dicken Wolken würden den größten Teil des Sonnenlichts abhalten und nur ein
    trübes, rötliches Glühen durchlassen; weder die Sonne noch die Planeten und Sterne wären dann von der Erdoberfläche aus zu sehen. In der trüben Atmosphäre würden ständig Gewitter toben, und der Erdboden wäre rotglühend: alles Leben verbrannt.
    »So könnte es vielleicht sein«, meinte ich und versuchte ein Schaudern zu unterdrücken, »aber verglichen mit dieser verdammten Kälte klingt das direkt nach einem angenehmen Urlaubsort... Und der zweite deiner stabilen Zustände?«
    »Weiße Erde.«
    Er schloß die Augen und sprach nicht mehr mit mir.

Aufbruch und Ankunft
    Ich weiß nicht, wie lange wir dort lagen, zusammengerollt auf dem Boden des Zeitfahrzeugs, und versuchten, den letzten Rest von Körperwärme zu bewahren.
    Ich konnte mir vorstellen, daß wir die einzigen noch lebenden Wesen auf dem Planeten waren – mit Ausnahme vielleicht einiger robuster Flechten, die sich an einen gefrorenen Felsen klammerten.
    Ich stieß Nebogipfel an und redete auf ihn ein.
    »Laß mich schlafen«, murmelte er.
    »Nein«, lehnte ich so barsch wie möglich ab. »Morlocks schlafen nicht.«
    »Ich schon. Ich bin schon zu lange bei den Menschen.«
    »Wenn du schläfst, wirst du sterben, Nebogipfel. Ich glaube, daß wir das Fahrzeug anhalten müssen.«
    Er sagte eine Weile nichts. »Warum?«
    »Wir müssen ins Paläozän zurück. Die Erde ist tot – erstarrt im Griff dieses ewigen Winters – und daher müssen wir in eine geeignetere Vergangenheit zurückgehen.«
    »Das ist eine gute Idee...« – er hustete –, »abgesehen von dem Detail, daß sie un-durchführbar ist. Ich hatte nämlich keine Möglichkeit, eine komplexe Steuerung in die Maschine einzubauen.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Daß dieses Zeitfahrzeug rein ballistisch ist. Ich konnte es wohl in die Zukunft oder in die Vergangenheit vektorieren und auch eine bestimmte Distanz vorgeben – wir könnten zum Beispiel ins Jahr 1891 dieser Historie gelangen – aber nach der Vektorierung und dem Start kann ich seinen Flug nicht mehr beeinflussen.
    Begreifst du? Das Fahrzeug folgt einem Pfad durch die Zeit, der durch die ursprünglichen Einstellungen und die Kapazität des deutschen Plattnerits definiert wird. Wir werden im Jahre 1891 ankommen – einem vereisten 1891 – und nicht früher...«
    Ich spürte, wie mein Zittern nachließ – aber nicht, weil ich mich jetzt vielleicht besser fühlte, sondern, wie ich nun merkte, wegen meiner nachlassenden Kräfte.
    Aber vielleicht hatten wir trotzdem noch nicht verloren, spekulierte ich wild: wenn der Planet nun doch nicht verlassen war – wenn die Menschen die Erde wieder aufbauten – vielleicht fanden wir auch eine bewohnbare Klimazone.
    »Und die Menschheit? Was ist mit der Menschheit?« drängte ich Nebogipfel.
    Er grunzte, und sein geschlossenes Auge rollte. »Wie hätte die Menschheit denn überleben sollen? Die Menschen haben den Planeten aufgegeben – oder sie sind allesamt ausgelöscht worden...«
    »Die Erde aufgegeben?« protestierte ich. »Nicht einmal ihr Morlocks, mit eurer Sphäre um die Sonne, seid so weit gegangen!«
    Ich schob mich von ihm weg und stützte mich auf die Ellbogen, so daß ich aus dem Zeitfahrzeug nach Süden sehen konnte. Denn hier – dessen war ich jetzt sicher – in Richtung der Orbitalstadt lag unsere Hoffnung.
    Aber was ich dann sah, nahm mir jegliche Hoffnung.
    Dieser Gürtel um die Erde war zwar noch da, und die Verbindungen zwischen den leuchtenden Stationen standen so hell wie immer –, aber ich bemerkte, daß die senkrechten Linien, mit denen die Stadt auf dem Planeten verankert gewesen war, verschwunden waren. Während ich mit dem Morlock beschäftigt war, hatten die Bewohner der Orbitalstadt ihre Aufzüge abgebaut und damit die Nabelschnur zur Mutter Erde durchtrennt.
    Außerdem sah ich, daß ein gleißendes Licht aus einigen der Stationen drang.
    Dieses Glühen wurde von den Eisflächen der Erde reflektiert, wie ein Kranz aus Miniatursonnen. Der Metallring verließ seine Position über dem Äquator. Zuerst nahm er nur langsam Fahrt auf; aber dann schien sich die Stadt um ihre Achse zu drehen

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