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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Morlocks verwendeten; doch genausowenig sah ich jemals, daß die Schalen von einem Lebewesen aufgefüllt wurden. Einmal schlief ich versuchsweise mit einer unter dem Körper vergrabenen Schüssel.
    Ein sogartiges Gefühl unter den Rippen weckte mich. Als ich mich erhob, war die Schüssel wie durch einen wundersamen Vorgang wieder mit Wasser gefüllt.
    Zögernd gelangte ich zu dem Schluß, daß eine unsichtbare Maschinerie in den
    Schalen selbst irgendwie den Inhalt zubereitete – entweder aus der Materie der Schalen oder aus der Luft. Ich hielt es für möglich – obwohl ich es gar nicht so genau wissen wollte! –, daß meine verscharrten Exkremente von derselben verborgenen Mechanik wiederaufbereitet wurden. Es war eine bizarre, und nicht sehr appetitanregende Vorstellung.

Experimente und Reflektionen
    Nach drei oder vier Tagen verspürte ich das Bedürfnis, mich gründlich zu säubern.
    Wie ich schon sagte, gab es hier nichts, was auf sanitäre Einrichtungen hindeutete, und langsam genügte mir die Katzenwäsche nicht mehr, die ich mit dem Trinkwasser aus den Schüsseln durchführte. Ich sehnte mich nach einem Bad, oder, noch besser, einer Runde Schwimmen im Ozean des Paläozäns.
    Es dauerte eine Weile – man mag mich in dieser Hinsicht für eine ziemliche
    Trantüte halten –, bevor ich meine Aufmerksamkeit wieder diesem Porzellanwürfel widmete, den ich seit der ersten zögerlichen Erkundung der Kammer nicht mehr beachtet hatte. Nun ging ich auf diesen Würfel zu und setzte vorsichtig einen Fuß auf die Porzellanfläche. Erneut trat sofort Dampf aus den Wänden aus.
    Plötzlich begriff ich. Voller Eifer zog ich Stiefel und Kleider aus (die Brille legte ich aber nicht ab) und betrat die kleine Kabine. Dampf nebelte mich von allen Seiten ein; ich begann zu schwitzen, und die Brille beschlug. Ich hatte eigentlich erwartet, daß sich der Dampf im ganzen Raum verteilen und ihn in eine Art Sauna verwandeln würde. Aber er füllte nur die Kabine aus, zweifellos aufgrund einer Vorrichtung, die für einen unterschiedlichen Luftdruck sorgte.
    Das war also mein Bad: es war zwar nicht ausgestattet wie die sanitären Einrichtungen meiner Zeit – aber warum hätte es das auch sein sollen? Mein Haus in der Petersham Road war schließlich in einer anderen Historie verloren. Ich erinnerte mich, daß z. B. Die Römer keine Seife oder sonstige Reinigungsmittel gekannt hatten; sie mußten sich mit dieser Art des Dampfbades behelfen, um den Schmutz aus den Poren zu schwitzen. Und auch in meinem Fall erwies sich die
    Sauna als ziemlich effektiv, obwohl ich nicht wie die Römer über eine Bürste verfügte und deshalb mit den Fingernägeln die Dreckkruste abkratzen mußte.
    Als ich die Sauna verließ, suchte ich nach einer Möglichkeit, mich abzutrocknen, denn ein Handtuch hatte ich nicht. Zuerst dachte ich, ungern zwar, an die Kleidung; und dann hatte ich eine Eingebung und wandte mich dem Sand zu. Ich stellte fest, daß das körnige Zeug zwar auf der Haut kratzte, die Feuchtigkeit aber recht gut aufsog.
    Meine Erfahrung mit der Sauna veranlaßte mich zu selbstkritischer Betrachtung.
    Wie beschränkt mußte ich sein, daß ich so lange gebraucht hatte, die Funktion eines derart offensichtlichen Einrichtungsgegenstandes zu deduzieren? Schließlich gab es in der Welt meiner Zeit viele Orte, die nicht die Freuden moderner Klemp-nerkunst und Porzellanbadewannen kannten – unter anderem auch viele Stadtteile von London, wenn man den Schauergeschichten in der Pall Mall Gazette Glauben schenkte.
    Es war klar, daß die unbekannten Sternen-Menschen dieses Zeitalters keine Mü-
    hen gescheut hatten, mich in einem Raum unterzubringen, der alles Notwendige enthielt. Ich befand mich ja jetzt auch in einer grundlegend anderen Historie; und vielleicht war die Fremdartigkeit dieser Kammer – das Fehlen erkennbarer sanitä-
    rer Einrichtungen, die ungewöhnliche Nahrung etc. – im Grunde gar nicht so signifikant oder bizarr, wie es für mich den Anschein hatte.
    Man hatte mich mit den Elementen eines Hotelzimmers meiner eigenen Zeit ausgestattet – aber sie waren eben mit einer sanitären Anlage kombiniert worden, die aus der Zeit der Geburt Christi zu stammen schien; und was das Essen betraf, so schienen diese Teller mit Nüssen und Früchten, an denen ich mich laben sollte, eher in die Zeit meiner frühen Jäger-und-Sammler-Vorfahren zu gehören – so ungefähr vierzigtausend Jahre vor meiner Geburt.
    Es war eine wahllos

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