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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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mehr oder weniger
    blind im Wald herumgestolpert. Und außerdem verfügte ich über keinerlei Schutz: in der Dunkelheit des Waldes wäre ich ziemlich verwundbar. Ohne Frage würde
    ich es ihnen ordentlich geben, bevor sie mich überwältigen könnten; und überhaupt lag ein solcher Kampf gar nicht in meiner Absicht.
    Also zog ich mich etwa eine Viertelmeile zurück, bis ich zu einem kleinen Hügel kam, der den Wald überragte.
    Inzwischen war es stockfinster, und die Sterne erschienen in ihrer ganzen Pracht.
    Wie ich es früher bereits getan hatte, lenkte ich mich ab, indem ich nach Spuren der alten Konstellationen suchte; aber die langsame Eigenbewegung der Gestirne hatte die vertrauten Sternbilder völlig verzerrt. Dafür beschien mich dieser Planet, den ich vorhin schon gesehen hatte, so gleichmäßig wie ein treuer Begleiter.
    Ich erinnerte mich, daß Weena an meiner Seite gewesen war, als ich diesen ver-
    änderten Himmel zum letztenmal studiert hatte. Sie hatte sich in meine Jacke gewickelt, als wir auf unserem Marsch zum Porzellanpalast in der Nacht gerastet hatten. Ich rief mir meine damaligen Gefühle in Erinnerung: Ich hatte mir überlegt, wie nichtig das irdische Leben im Vergleich mit der Jahrtausende währenden
    Wanderung der Sterne war, und ich hatte mich kurz von einer elegischen Deta—
    chiertheit übermannen lassen – von dem Bewußtsein der Größe der Zeit, das mich meinen irdischen Sorgen weit entrückte.
    Aber es hatte nicht den Anschein, als ob sich das jetzt wiederholen würde. Ich hatte genug von grandiosen Perspektiven, von Unendlichkeiten und Ewigkeiten; ich war einfach nur ungeduldig und angespannt. Ich war, und bin es immer gewesen, nur ein Mensch, und nun war ich wieder voll in die banalen Sorgen der
    Menschheit involviert und beschäftigte mich nur mit meinen eigenen Problemen.
    Ich wandte den Blick von den unendlich weit entfernten Sternen und konzentrierte mich wieder auf den vor mir liegenden Wald. Und nun begann sich vor meinen Augen ein sanftes pinkfarbenes Glühen am südwestlichen Horizont zu entfalten. Ich stand auf und vollführte eine Art Tanzschritt, so groß war auf einmal meine Freude. Hier hatte ich die Bestätigung, daß ich nach all meinen Abenteuern, bei der ganzen Vielzahl möglicher Tage, den richtigen Tag in dieser entfernten Geschichte erwischt hatte! Denn dieses Glühen war ein Waldbrand – ein Feuer, das ich aus Achtlosigkeit selbst entfacht hatte.
    Ich versuchte mich krampfhaft daran zu erinnern, was sich dann in jener schick-salsträchtigen Nacht ereignet hatte – die präzise Abfolge...
    Das von mir gelegte Feuer war eine ganz neue und wundervolle Erfahrung für
    Weena gewesen, und sie wollte mit diesen rot flackernden Flammenzungen spielen; und ich mußte sie noch davon abhalten, sich in dieses flüssige Licht zu stürzen. Dann hatte ich sie aufgehoben – sie war hingefallen –, und ich lief durch den Wald, wobei der Schein des Feuers meinen Weg erleuchtete.
    Bald hatten wir das Glühen der Flammen hinter uns gelassen, und wir liefen in der Dunkelheit weiter, die nur durch Flecken tiefblauen Himmels über den Baum-kronen durchbrochen wurde. Es dauerte nicht lange, bis ich in dieser öligen Finsternis überall um mich herum das Patschen kleiner Füße und das leise Echo von Stimmen hörte; ich erinnerte mich, wie etwas an meinem Mantel und dann am Ärmel gezupft hatte.
    Ich hatte Weena auf die Erde gelegt, so daß ich an meine Streichhölzer gelangen konnte, als diese Morlocks wie lästige Insekten über dieses arme Wesen herfielen.
    Ich konnte ein Streichholz anreißen – als es aufflammte, sah ich eine Reihe weißer Morlock-Gesichter, angestrahlt wie von einer Laterne, die mich alle mit ihren rotgrauen Augen fixierten – und dann, in Sekundenschnelle, waren sie verschwunden.
    Ich beschloß, ein neues Feuer zu entfachen und den Morgen abzuwarten. Ich
    hatte Kampfer angezündet und auf dem Boden verteilt. Dann riß ich trockene Äste von den Bäumen und unterhielt ein Schwelfeuer aus grünem Holz...
    Nun stellte ich mich auf die Zehenspitzen und ließ den Blick über den Wald
    schweifen. Sie müssen sich vorstellen, daß ich mich allein in dieser pechschwarzen Finsternis befand, unter einem mondlosen Himmel, und das einzige Licht kam von diesem sich ausbreitenden Feuer auf der anderen Seite des Waldes.
    Dort – ich hatte es! – kräuselte sich ein Rauchfaden in die Luft und hob sich als schmale Silhouette vor dem intensiveren Leuchten dahinter ab. Das

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