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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Eloi charakteristisch ist; und nun trat eine aus fünf oder sechs dieser kleinen Leute bestehende Gruppe aus einem Waldstück auf den Weg, der zur Sphinx führte. Es erstaunte mich von neuem, wie zierlich und klein sie waren – nicht größer als die Kinder meiner Zeit, Männer wie Frauen – und mit diesen schlichten purpurnen Tuniken und Sandalen bekleidet.
    Die Parallelen zu meiner ersten Ankunft in diesem Zeitalter stachen mir sofort ins Auge; denn ich war damals auf genau die gleiche Art einer Gruppe von Eloi über den Weg gelaufen. Ich erinnerte mich, wie sie sich mir ohne Furcht genähert hatten – eher neugierig – und gelacht und mich angesprochen hatten.
    Jetzt indessen waren sie vorsichtiger: Ich hatte sogar den Eindruck, daß sie zu-rückwichen. Ich breitete die Hände aus und lächelte, um sie von meiner Harmlosigkeit zu überzeugen; aber ich kannte die Ursache dieser veränderten Haltung nur zu genau: sie hatten bereits Bekanntschaft mit dem gefährlichen und unberechen-baren Verhalten meines früheren Ich gemacht, insbesondere bei meinem Ausrasten nach dem Diebstahl der Zeitmaschine. Die Vorsicht dieser Eloi war nur zu berech-tigt.
    Ich versuchte also keine Kontaktaufnahme, und die Eloi gingen an mir vorbei, bergauf in Richtung der Rhododendronwiese; als ich außer Sichtweite war, nahmen sie ihre rhythmisch blubbernde Unterhaltung wieder auf.
    Ich nahm über das offene Land Kurs auf den Wald. Überall sah ich diese
    Schächte, die, wie ich wußte, in die unterirdische Welt der Morlocks führten – und aus denen, wenn man nahe genug heranging, das unermüdliche Klong-klong-klong ihrer großen Maschinen drang. Mir stand der Schweiß auf Stirn und Brust – denn es war ein heißer Tag, trotz der sinkenden Nachmittagssonne –, und ich fühlte, wie ich kratzend Luft in die Lungen sog und wieder ausstieß.
    Mit dem Eintauchen in diese Welt schienen auch meine Emotionen wieder zu
    erwachen. Auch wenn ihr ziemliche Beschränkungen auferlegt waren, hatte Weena mir Zuneigung entgegengebracht, das einzige Wesen in dieser Welt des Jahres
    802701, von dem ich eine solche Regung erfahren hatte; und ihr Verlust hatte mich zutiefst getroffen. Als ich jedoch 1891 im vertrauten Feuerschein meines Kamins meinen Freunden diese Geschichte erzählte, war die Trauer schon zu einem schwachen Abbild verblaßt; Weena hatte sich in die Erinnerung an einen Traum verwandelt, völlig irreal.
    Nun, jetzt war ich wieder hier und stapfte durch diese vertraute Landschaft, und diese ganze ursprüngliche Trauer ergriff mich wieder – es war, als ob ich nie weg-gewesen wäre – und sie motivierte jeden meiner Schritte.
    Während ich unterwegs war, packte mich großer Hunger. Ich stellte fest, daß ich mich nicht mehr daran erinnern konnte, wann ich zuletzt etwas gegessen hatte – es mußte vor Nebogipfels und meinem Aufbruch aus dem Zeitalter der Weißen Erde
    gewesen sein – obwohl ich die Annahme durchaus für zulässig hielt, daß dieser Körper noch nie eine Mahlzeit eingenommen hatte, falls die Beobachter ihn rekonstruiert hatten, wie Nebogipfel angedeutet hatte! Nun, ungeachtet aller philosophischen Spitzfindigkeiten, der Magen rumorte bald vor lauter Hunger, und ich
    machte in der Hitze langsam schlapp. Ich kam an einem Speisesaal vorbei – einem großen, grauen Bauwerk aus behauenem Stein – und machte einen Abstecher dorthin.
    Ich betrat das Gebäude durch einen Gewölbegang, dessen Stuckverzierungen
    stark verwittert und beschädigt waren. Im Innern stieß ich auf eine einzelne große, in bräunliches Licht getauchte Kammer, und der Fußboden war mit Blöcken aus
    diesem harten weißen Metall ausgelegt, das die weichen Füße unzähliger Eloi—
    Generationen abgewetzt hatten. Polierte Steinklötze dienten als Tische, auf denen Stapel von Früchten aufgetürmt waren; und um die Tische herum hatten sich kleine Gruppen von Eloi versammelt, die aßen und sich unterhielten, wobei sie in ihren schönen Tuniken wie Vögel in einer Voliere wirkten.
    Da stand ich nun in meinem versifften Dschungeldress – völlig deplaziert in dieser sonnenbeschienenen Ästhetik –, und eine Gruppe Eloi kam auf mich zu und
    umringte mich. Ich fühlte, wie kleine Hände mich berührten, wie weiche Tentakel, und an meinem Hemd zupften. Ihre Gesichter hatten die für ihre Rasse charakteristischen kleinen Münder, Grübchen im Kinn und winzigen Ohren, aber diese hier schienen sich irgendwie von den Eloi zu unterscheiden, denen ich in der Nähe

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