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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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hörte überhaupt keine Tiergeräusche.
    »Der Boden ist ja nicht sehr fruchtbar«, rief ich Nebogipfel zu.
    »Nein«, bestätigte er. »Aber der...« – ein gurgelndes Wort, das ich nicht identifizieren konnte – »...erholt sich wieder.«
    »Was hast du gesagt?«
    »Ich meine das interdependent funktionierende System von Pflanzen und Insekten und Tieren. Der Krieg liegt erst vierzigtausend Jahre zurück.«
    »Welcher Krieg?«
    Jetzt zuckte Nebogipfel die Achseln – seine Schultern hoben sich, und sein Kör-perhaar raschelte – auf eine Art, die er nur von mir kopiert haben konnte! »Wer weiß? Die Ursache ist längst vergessen, die Kombattanten – die Nationen und ihre Kinder – alle tot.«
    »Du hast mir doch erzählt, daß es hier nie einen Krieg gegeben hätte«, hielt ich ihm vor.
    »Nicht zwischen den Morlocks«, meinte er. »Aber im Inneren... Jener Krieg war sehr verlustreich. Große Bomben fielen. Das Land hier wurde zerstört – alles Leben ausgelöscht.«
    »Aber wenigstens die Pflanzen und die kleineren Tiere...«
    »Alles. Du verstehst nicht. Alles auf einer Fläche von einer Million Quadratmei-len ist untergegangen, außer dem Gras und den Insekten. Und erst jetzt ist das Land wieder sicher geworden.«
    »Nebogipfel, welche Wesen haben hier gelebt? Waren sie wie ich?«
    Er zögerte. »Einige waren archaische Varianten wie du. Aber es hatte noch ältere Formen gegeben; ich weiß von einer Kolonie nachgezüchteter Neandertaler, welche die Religion dieses ausgestorbenen Volkes wiederbelebt hatte... Und es gab auch welche, die weiter entwickelt waren als du: Die sich nicht weniger von dir unterschieden wie ich, wenn auch auf unterschiedliche Art. Die Sphäre ist groß.
    Wenn du möchtest, werde ich dich zu einer Kolonie von Wesen bringen, die annä-
    hernd von deiner Art sind ...«
    »Oh – ich weiß nicht, ob ich das will!« winkte ich ab. »Nebogipfel, ich bin von diesem Ort überwältigt, dieser Welt aller Welten. Ich möchte erst alles gesehen haben, bevor ich mich entscheide, wo ich mein Leben verbringen werde. Kannst du das verstehen?«
    Er diskutierte diesen Vorschlag nicht; vielmehr schien er aus dem Licht verschwinden zu wollen. »Sehr gut. Halte dich in der Nähe der Plattform auf. Wenn du willst, daß ich erscheine, begib dich in ihren Mittelpunkt und rufe meinen Namen.«
    Und so begann mein einsamer Ausflug in das Innere der Sphäre.
    In dieser Welt der ewigen Nacht gab es keinen Tag-Nacht-Rhythmus, anhand dessen man den Verlauf der Zeit hätte ermitteln können. Wenigstens hatte ich noch meine Taschenuhr: die von ihr angezeigte Zeit hatte wegen meiner Reisen durch Raum und Zeit zwar keine Bedeutung, half mir aber immerhin, Vierund-zwanzigstunden-Perioden zu definieren.
    Nebogipfel hatte auf der Plattform einen Unterstand entstehen lassen – eine
    schlichte, viereckige Hütte mit einem Fenster und einer Tür, die sich auf die schon beschriebene Art öffnete. Er hatte mir auch ein Tablett mit Essen und Wasser bereitgestellt und zeigte mir, wie ich für Nachschub sorgen konnte: Ich mußte das Tablett wieder in die Oberfläche der Plattform hinein drücken – das war wirklich ein seltsames Gefühl – und nach wenigen Sekunden erschien dann ein anderes,
    vollbeladenes Tablett auf der Oberfläche. Dieser unnatürliche Vorgang verursachte mir Übelkeit, aber ich hatte keine andere Nahrungsmittelquelle und unterdrückte daher mein Unbehagen. Nebogipfel zeigte mir auch, wie ich Gegenstände in den Boden schieben mußte, um sie zu säubern; er wandte diese Technik sogar bei seinen Händen an. Ich nutzte diese Möglichkeit, meine Kleidung und Stiefel zu reinigen – die Hose wurde völlig faltenfrei wieder ausgeliefert! – aber ich konnte mich nicht dazu überwinden, irgendeinen Teil meines Körpers auf diese Art zu behandeln. Der Gedanke, eine Hand oder einen Fuß – oder noch schlimmer, das Gesicht
    – in diese klare Fläche zu stecken, war mehr, als ich verkraften konnte, und ich benutzte weiterhin Wasser zum Waschen.
    Ich verfügte indessen nach wie vor nicht über Rasierzeug und hatte schon einen schönen Vollbart entwickelt – aber er war eine deprimierende feste Masse aus Eisengrau.
    Nebogipfel zeigte mir, wie ich die Einsatzmöglichkeiten meiner Brille erweitern konnte. Indem ich die Gläser auf eine bestimmte Art berührte, konnte ich entfernte Objekte stark vergrößern lassen und sie nahe und lebensecht heranholen. Sofort setzte ich die Brille auf und fokussierte sie auf den

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