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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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entfernten Schatten, den ich für eine Bauminsel gehalten hatte. Er erwies sich dann aber nur als ein Felsen, der ziemlich verwittert bzw. geschmolzen wirkte.
    Die ersten Tage genügte es mir, einfach nur da zu sein, in diesem geschundenen Grasland. Ich begab mich auf lange Wanderungen; ich zog die Stiefel aus und er-freute mich an dem Gefühl von Gras und Sand zwischen den Zehen, und oft entkleidete ich mich im heißen Sonnenlicht bis auf die Hose. Bald war ich richtig schokoladenbraun geworden – obwohl ich auf der Stirn unter dem zurückweichen-den Haaransatz einen ziemlichen Sonnenbrand bekommen hatte – es war wie ein
    Kuraufenthalt in Bognor!
    Abends zog ich mich in meine Hütte zurück. Bei geschlossener Tür war es recht gemütlich da drin, und ich schlief gut, mit zu einem Kissen zusammengerollter Jacke und der warmen Elastizität der Plattform unter mir.
    Den überwiegenden Teil meiner Zeit verbrachte ich damit, das Innere mit der
    Vergrößerungsoptik meiner Brille zu inspizieren. Ich saß am Rand der Plattform oder lag mit dem Kopf auf der Jacke auf einem weichen Grasabschnitt und beobachtete den komplexen Himmel.
    Der meiner Position entgegengesetzte Teil des Inneren mußte im Äquatorbereich der Sphäre liegen; und so stellte ich mir vor, daß diese Region am erdähnlichsten wäre – mit der stärksten Gravitation und der höchsten Luftdichte. Dieser Zentralgürtel war vergleichsweise schmal – nicht breiter als einige Dutzend Millionen Meilen. (Ich sage so leichthin ›nicht breiten, aber ich weiß natürlich, daß die Erde vor diesem titanischen Hintergrund nicht mehr als ein bloßer Fleck wäre!) Jenseits dieses Zentrumsgürtels wirkte die Oberfläche mattgrau, schwierig zu differenzie-ren durch den Blaufilter des Himmels, und ich konnte nur wenige Details erkennen. In einer dieser Höhenregionen befand sich ein silbrig-weißer Fleck, in den in feinem Grau Meeresumrisse eingebettet waren, die mich irgendwie an den Mond
    erinnerten; und ein anderer Fleck aus Signalorange – in fast perfekter Ellipsenform
    –, dessen Natur ich nicht ermitteln konnte. Ich dachte an die degenerierten Morlocks, denen ich begegnet war und die aus den Niedergravitations-Regionen der äußeren Hülle stammten, weit weg vom Äquator; und ich fragte mich, ob sie vielleicht mutierte Menschen waren, die in diesen entfernten Weltkarten geringer Schwerkraft der höheren Breiten des Inneren lebten.
    Als ich über diesen inneren, erdähnlichen Zentralgürtel nachdachte, kam mir die Vermutung, daß selbst dieser nur sehr dünn bevölkert war. Ich stellte mir vor, wie immense Ozeane und Wüsten, die ganze Welten verschlucken konnten, im endlosen Sonnenlicht glitzerten. Diese Abschnitte aus Land und Wasser trennten Insel-Welten voneinander: Regionen, die kaum größer als die Erde gewesen sein mochten und die man in ihrer ganzen Detailfülle abgehäutet und über diese Oberfläche gespannt hatte.
    Hier sah ich eine Welt aus Gras und Wald, mit Städten aus funkelnden Gebäuden, die sich über die Bäume erhoben. Dort erkannte ich eine Eiswelt, deren Bewohner nach dem Vorbild meiner Ahnen in den europäischen Eiszeiten überleben mußten: vielleicht wurde diese Welt gekühlt, so dachte ich mir, indem man sie auf einer riesigen Plattform fixiert und damit über die Atmosphäre erhoben hatte. Auf einigen Welten sah ich auch Anzeichen von Industrie: ein komplexes Netz aus
    Städten, dunstigen Smog, von Brücken überspannte Buchten, das schaumige Kiel-wasser von Schiffen auf Binnenmeeren – und manchmal eine Dampfspur in der
    oberen Atmosphäre, von der ich annahm, daß sie von irgendeinem Fluggerät verursacht worden war.
    So viele vertraute Eindrücke – aber manche Welten waren auch absolut fremdartig.
    Mein Blick schweifte über Städte, die in der Luft schwebten, über ihrem eigenen Schatten; und riesige Gebäude, im Vergleich zu denen die Chinesische Mauer ein Gartenmäuerchen gewesen sein mußte, zogen sich durch künstliche Landschaften...
    Ich konnte mir nicht einmal ansatzweise das Äußere der Wesen vorstellen, die an einem solchen Ort lebten.
    Eines Tages erwachte ich in relativer Dunkelheit. Eine große Wolkendecke hatte sich wie ein Deckel über das Land gelegt, und binnen kurzem setzte starker Regen ein. Es kam mir so vor, als ob das Wetter im Inneren der Sphäre reguliert würde –
    was ohne Frage auch auf alle anderen Aspekte ihrer Struktur zutraf –, denn ich konnte mir lebhaft die immensen zyklonischen Energien

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