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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Anbetracht meines neuen Verständnisses der fundamentalen Würde der
    Morlocks gezwungen war, ihn zu belügen!
    Ich würde wohl mit Nebogipfel auf die Erde zurückkehren – aber ich hatte nicht die Absicht, auch dort zu bleiben; denn sobald ich meine Maschine wieder in den Händen hatte, würde ich mit ihr in die Vergangenheit verschwinden.
    Wie ich den interplanetarischen Raum durchquerte
    Ich mußte geschlagene drei Tage warten, bis Nebogipfel geneigt war, die Abreise anzutreten. Er erklärte mir, daß es darum gegangen wäre, zu warten, bis die Erde und die Sphäre die richtige Konfiguration zueinander eingenommen hätten.
    Ich blickte der anstehenden Reise mit gemischten Gefühlen entgegen – Angst
    würde ich nicht sagen, denn schließlich hatte ich bereits eine derartige Passage durch den interplanetarischen Raum überstanden, wenn auch im Zustand der Be-wußtlosigkeit –, sondern eher mit steigendem Interesse. Ich stellte Spekulationen an hinsichtlich der Antriebsart von Nebogipfel Raumjacht. Ich dachte dabei an Verne, der seine streitsüchtigen Baltimore-Rabauken diese lächerliche Kanone abfeuern ließ, damit die Hülle, in welcher der Passagier steckte, die Distanz zwischen Erde und Mond überbrücken konnte. Aber es bedurfte nur einer geringen
    geistigen Anstrengung, um zu erkennen, daß die zur Überwindung der Erdgravitation erforderliche Beschleunigung eines Projektils so stark gewesen wäre, mich und Nebogipfel zu Erdbeermarmelade zu zerquetschen.
    Was dann?
    Es ist allgemein bekannt, daß der interplanetarische Raum luftleer ist. Deshalb konnten wir nicht wie die Vögel zur Erde fliegen, denn die Vögel brauchen Luft, um dann mit ihren Flügeln gegen den Luftwiderstand Schub zu erzeugen. Keine
    Luft – kein Schub! Vielleicht, so mutmaßte ich, würde meine Jacht von einer weiterentwickelten Form einer Feuerwerksrakete angetrieben – denn eine Rakete, die durch den rückwärtigen Ausstoß ihres eigenen verbrauchten Treibstoffes fliegt, könnte auch im Vakuum des Weltraums funktionieren, wenn sie Sauerstoff zur
    Aufrechterhaltung der Verbrennung mitführte...
    Aber das waren müßige Spekulationen, die auf meiner durch das neunzehnte
    Jahrhundert geprägten Perspektive basierten. Wie hätte ich schon sagen können, welche Möglichkeiten das Jahr 657208 n. Chr. bereithielt? Ich stellte mir Schiffe vor, die sich gegen die Schwerkraft der Sonne stemmten wie gegen einen unsichtbaren Wind; außerdem hielt ich es für denkbar, daß mit manipulierten Magnet—
    oder sonstigen Feldern gearbeitet wurde.
    Solcherart wucherten meine Spekulationen, bis Nebogipfel kam, um mich zum
    letztenmal aus dem Inneren zu holen.
    Als wir wieder in die Dunkelheit der Morlocks zurückfielen, stand ich mit zu-rückgelegtem Kopf da und schaute zu dem schwächer werdenden Sonnenlicht
    hoch; und – kurz, bevor ich meine Brille aufsetzte – schwor ich mir, daß, wenn ich das nächste Mal die Wärme der Sonne auf dem Gesicht spürte, dies in meinem
    eigenen Jahrhundert der Fall sein würde!
    Ich mußte wohl erwartet haben, zum Morlock-Äquivalent eines Hafens gebracht zu werden, wo sich große ebenholzfarbene Raumschiffe an die Sphäre drängten wie Ozeanschiffe an einem Dock.
    Doch nichts in der Art; statt dessen eskortierte Nebogipfel mich – über eine Distanz von nur wenigen Meilen, wobei wir uns wie auf Laufbändern fortbewegten –
    zu einem Areal, in dem sich weder Artefakte, Trennwände noch Morlocks befanden und das auch sonst keine Besonderheiten aufwies. Und in der Mitte dieses Abschnitts war eine kleine Kammer, eine Box mit durchsichtigen Wänden, die kaum größer war als ich – wie eine Aufzugskabine – und die hier klobig auf dem sternenunterlegten Boden stand.
    Auf Nebogipfels entsprechende Geste betrat ich die Kabine. Nebogipfel folgte, und hinter uns verriegelte sich die Kabine mit einem Zischen ihrer Membran-Tür.
    Die Kabine war annähernd rechteckig, wobei die abgerundeten Ecken und Kanten ihr irgendwie das Aussehen einer Tablette verliehen. Es gab zwar kein Mobiliar, aber senkrechte Stangen, die in gleichmäßigen Abschnitten in der Kabine angebracht waren.
    Nebogipfel packte eine dieser Stangen. »Du solltest dich vorbereiten. Bei unserem Start wird sich die Gravitationsbelastung schlagartig erhöhen...«
    Diese beiläufig gesprochenen Worte beunruhigten mich! Nebogipfels Augen,
    von seiner Brille geschwärzt, fixierten mich mit ihrer üblichen irritierenden Mischung aus Neugier und Analyse; und jetzt

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