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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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keine Steuerung. Hast du das, was ich dir erklärt habe, denn nicht verstanden? Die Kapsel benötigt keinen eigenen Antrieb, denn die Geschwindigkeit, die sie durch die Sphäre erfährt...«
    »Ja«, meinte ich ungeduldig, »das weiß ich. Aber was, wenn wir feststellen sollten, daß wir wegen eines Startfehlers vom Kurs abgekommen sind – daß wir die Erde verfehlen werden?«
    Ich erkannte nämlich, daß schon die kleinste Abweichung an der Sphäre, bloß der Bruchteil einer Bogenminute, uns – aufgrund der gigantischen interplanetarischen Distanzen – um mehrere Millionen Meilen an der Erde vorbeischicken konnte –
    und dann würden wir vermutlich bis in alle Ewigkeit in der Leere zwischen den Sternen dahintreiben und dieses Thema diskutieren, bis uns die Luft ausging! Er wirkte verwirrt. »Es ist kein Fehler aufgetreten.« »Aber trotzdem«, hakte ich nach,
    »wenn einer aufgetreten wäre, vielleicht wegen eines mechanischen Defektes –
    wie sollten wir dann, in dieser Kapsel, unsere Flugbahn korrigieren?«
    Er ließ sich mit der Antwort Zeit. »Es treten keine Defekte auf«, erwiderte er.
    »Und deswegen benötigt diese Kapsel keinen Hilfsantrieb, wie du glaubst.«
    Zunächst konnte ich das nicht ganz glauben, und ich mußte es Nebogipfel mehrmals wiederholen lassen, bevor ich seine Aussage endlich akzeptierte. Aber irgendwie hatte ich doch recht! – nach dem Start bewegte sich die Kabine genauso steuerlos wie ein geworfener Stein: meine Kapsel fiel so hilflos durch das All wie Vernes lunare Kanonenkugel.
    Als ich die Unausgegorenheit dieses Arrangements beanstandete, bekam ich den Eindruck, daß der Morlock sich zu echauffieren begann – als ob ich mit einem vorgeblich liberalen Vikar einen moralisch heiklen Aspekt diskutieren würde –, und ich gab es auf.
    Die Kapsel rotierte langsam und bewirkte, daß die entfernten Sterne und die immense Wandung der Sphäre um uns herumwirbelten. Ich glaube, daß ich mir ohne diese Rotation möglicherweise hätte einreden können, mich in sicherer Ruhe zu befinden, vielleicht in einer Wüstennacht; aber das Taumeln ließ mich unmöglich vergessen, daß ich mich in einer isolierten, fragilen Kiste befand, die ohne Antrieb und Halt vor sich hinstürzte. Die ersten paar Stunden in dieser Kapsel verbrachte ich in einer Angststarre! Ich konnte mich weder an die Transparenz der Wände um uns herum gewöhnen noch an die Vorstellung, daß wir jetzt, nach unserem Start, keine Möglichkeit hatten, den Flug zu steuern. Die Reise hatte Elemente eines Alptraums – ein Sturz durch endlose Dunkelheit, ohne eine Handhabe, Rettungs-maßnahmen zu ergreifen. Und hier, in einer Nußschale, trat die fundamentale Diskrepanz in der Mentalität von Morlocks und Menschen zutage. Denn welcher
    Mensch hätte sein Leben einer ballistischen Reise über interplanetarische Distanzen anvertraut, ohne die Möglichkeit einer Kurskorrektur?
    Aber so waren die Morlocks eben: Nach einer halben Million Jahren steter technologischer Weiterentwicklung verließen sich die Morlocks blind auf ihre Maschinen, denn die Maschinen ließen sie nie im Stich.
    Ich hingegen war kein Morlock! Allmählich legte sich jedoch meine Angst. Abgesehen vom langsamen Taumeln der Kapsel, das meine Reise zur Erde ständig
    begleitete, verflossen die Stunden in einer Stille und Ruhe, die nur durch das an ein Flüstern erinnernde Atmen meines Morlock-Kameraden unterbrochen wurde. Es
    war angenehm warm im Boot, so daß es mir körperlich rundum gut ging. Die
    Wandung bestand aus diesem aus dem Boden gezogenen Zeug, und auf eine Berührung von Nebogipfel hin wurde ich mit Essen, Trinken und anderen Dingen
    versorgt, obwohl die Auswahl begrenzter war als in der Sphäre, die einen größeren Speicher hatte.
    Mit absoluter Leichtigkeit flogen wir durch die große Kathedrale des interplanetarischen Raums. Ich begann mich allmählich richtig körperlos zu fühlen, und eine Stimmung völliger Losgelöstheit und Unabhängigkeit ergriff von mir Besitz. Es war nicht mehr eine Reise oder sogar – wie in diesen ersten Stunden – ein Alptraum; vielmehr bekam der Flug die Qualität eines Traumes.
    Meine Erlebnisse in der Ersten Zukunft
    Am zweiten Tag unseres Fluges befragte mich Nebogipfel erneut über meine erste Reise in die Zukunft.
    »Es ist dir gelungen, deine Maschine von den Morlocks zurückzuholen«, stellte er fest. »Und dann bist du weitergereist, weiter in die Zukunft jener Historie...«
    »Lange Zeit hatte ich mich nur auf der

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