Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
mit siedender Ungeduld. Er war so nervtötend ruhig! »Hast du denn nichts zu sagen? Ich habe dir eine schlimme Warnung aus der Zukunft
    zukommen lassen – aus einigen Zukünften – die...«
    »Ja«, meinte er, »es hörte sich fürwahr dramatisch an. Aber«, fuhr er fort und stopfte seine Pfeife nach, »ich bin noch immer nicht sicher, ob ...«
    »Nicht sicher?« rief ich und sprang auf. »Welchen weiteren Beweis – welche
    Überzeugung – willst du denn noch?«
    »Ich habe den Eindruck, daß deine Logik einige Schwachstellen aufweist. O
    nein, setz dich wieder hin.«
    Ich folgte seiner Anweisung und fühlte mich schwach dabei. »Schwachstellen?«
    »Betrachte es mal von dieser Seite. Du behauptest, daß ich du sei – und du seist ich. Richtig?«
    »Exakt. Wir sind zwei Versionen einer einzigen vierdimensionalen Entität, mit unterschiedlichen Bezugspunkten und durch die Zeitmaschine einander gegen-
    übergestellt.«
    »Sehr schön. Aber bedenken wir dieses: wenn du einmal ich gewesen bist, müß-
    test du auch über mein Erinnerungsvermögen verfügen.«
    »Ich...« Es gebrach mir an Worten.
    »Denn«, setzte Moses mit einem triumphierenden Unterton nach, »welche Erinnerungen hast du an einen ziemlich kräftigen Fremden und einen merkwürdigen
    Kompagnon wie diesen da, die eines Nachts auf deiner Türschwelle stehen? Hm?«
    Die Antwort lautete natürlich – schrecklich! Unmöglich! –, daß ich keine derartigen Erinnerungen hatte. Betroffen drehte ich mich zu Nebogipfel um. »Wie ist es nur möglich, daß ich mich an dieses Vorkommnis nicht erinnern kann? Natürlich ist meine Mission unmöglich. War sie schon die ganze Zeit. Ich würde den jungen Moses niemals überzeugen können, weil ich mich nicht daran erinnern kann, wie ich, als ich selbst Moses war, meinerseits überzeugt worden war!«
    »Ursache und Wirkung verlieren eben ihre absolute Kausalität, wenn Zeitmaschinen im Spiel sind.«
    Mit einer weiteren dieser unerträglichen Spitzen meinte Moses: »Hier ist noch ein weiteres Rätsel für dich. Angenommen, ich würde dir glauben. Angenommen, ich würde deine Geschichte über die Ausflüge in die Zeit und deine Visionen verschiedener Historien akzeptieren. Angenommen, ich wäre mit der Vernichtung der Zeitmaschine einverstanden.«
    Ich konnte mir schon denken, womit er gleich kommen würde. »Denn wenn die
    Zeitmaschine niemals gebaut worden wäre...«
    »Wärst du nicht in der Lage, in der Zeit zurückzureisen und ihre Konstruktion zu verhindern...«
    »...und so würde die Maschine schließlich doch gebaut werden...«
    »... und du würdest aus der Zeit zurückkehren, um ihre Konstruktion zu unterbinden – und so würde das weitergehen, wie ein endloser Ringelpiez!« krähte er aus vollem Hals.
    »Ja. Es wäre eine pathologische Kausalschleife«, kommentierte Nebogipfel. »Die Zeitmaschine muß gebaut werden, um ihre eigene Erschaffung zu verhindern ...«
    Ich vergrub das Gesicht in den Händen. Abgesehen von der Verzweiflung wegen
    der Demontage meiner Sache hatte ich zudem noch das unbehagliche Gefühl, daß der junge Moses intelligenter war als ich. Ich hätte diese logischen Schwachpunkte selbst bemerken müssen! – vielleicht stimmte es zu meinem Erschrecken doch, daß die Intelligenz, genauso wie die rein physikalischen Fertigkeiten, mit zunehmendem Alter abnimmt.
    »Dennoch – trotz all dieser logischen Haarspaltereien – ist es nichtsdestoweniger die Wahrheit«, flüsterte ich. »Und die Maschine darf niemals gebaut werden.«
    »Dann erkläre es mir«, verlangte Moses ohne große Sympathie. »›Sein oder
    Nichtsein‹ – das scheint hier nicht die Frage zu sein«, konstatierte er. »Wenn du tatsächlich ich bist, dann wirst du dich auch daran erinnern, wie du in jener stümperhaften Schulaufführung den Part von Hamlets Vater übernehmen mußtest.«
    »Ich erinnere mich gut.«
    »Die Frage müßte meiner Ansicht nach eher so lauten: Wie können Dinge Sein und – simultan – Nicht Sein?«
    »Aber es ist wahr«, ließ sich Nebogipfel vernehmen. Der Morlock trat ein paar Schritte ins Licht und schaute uns abwechselnd an. »Ich bin jedoch der Meinung, daß wir eine höhere Logik konzipieren müssen – eine Logik, welche die Interaktion einer Zeitmaschine mit der Geschichte erklärt – eine Logik, welche die Existenz multipler Historien begründen kann...«
    Und dann – just in diesem Moment, als meine eigene Unsicherheit am größten
    war – vernahm ich vor dem Haus ein Brüllen wie

Weitere Kostenlose Bücher