Zeitschiffe
von einem riesigen Motor, dessen Echo sich am Hügel brach. Der Boden schien zu erbeben – als ob irgendein Monster angestapft käme – und ich hörte Rufe, und – obwohl es eigentlich völlig unmöglich war, daß sich so etwas am frühen Morgen im verschlafenen Richmond
zutrug – das Knattern von Gewehrschüssen.
Moses und ich blickten uns alarmiert an. »Gütiger Gott«, sagte Moses. »Was ist denn das?«
Ich glaubte, das Gewehrfeuer wieder zu hören, und jetzt verwandelte sich das Rufen in einen Schrei, der plötzlich abbrach.
Zusammen rannten wir aus dem Raucherzimmer in den Flur. Moses riß die Tür
auf – daß sie fast aus den Angeln flog –, und wir stürzten auf die Straße. Da war Mrs. Penforth, schmal und streng, und Poole, Moses' Bursche. Mrs. Penforth hatte ein quittengelbes Staubtuch in der Hand und umklammerte Pooles Arm. Sie
schauten flüchtig zu uns her und wandten die Blicke dann wieder ab – sie igno-rierten den Morlock, als ob er genauso alltäglich wäre wie ein Franzose oder Schotte!
Eine ganze Anzahl Leute bevölkerte die Petersham Road und gaffte. Moses berührte meinen Arm und deutete die Straße hinunter in Richtung der Stadt. »Dort«, sagte er. »Dort ist deine Anomalie.«
Es war, als ob ein Linienschiff aus dem Meer gehoben und von einer großen
Welle dort auf Richmond Hill angelandet worden wäre. Es befand sich vielleicht zweihundert Yards vom Haus entfernt: ein großer Metallkasten mit einer Länge von wenigstens achtzig Fuß, der wie ein großes eisernes Insekt mitten auf der Petersham Road lag.
Aber es handelte sich nicht um ein gestrandetes Monster: wie ich jetzt sah, kroch es auf uns zu, langsam zwar, aber zielstrebig, und wo es vorbeigekommen war, bemerkte ich, daß es auf dem Straßenbelag eine Reihe miteinander verbundener Eindrücke hinterlassen hatte, wie die Spuren eines Vogels. Die Oberseite des Linienschiffes war mit einem komplexen Muster von Öffnungen übersät – ich hielt sie für Stückpforten oder Periskopöffnungen.
Der Morgenverkehr war gezwungen, dem Ding auszuweichen; zwei Einspänner
lagen umgekippt vor ihm auf der Straße, sowie ein Brauereiwagen, dessen unglückliches Zugpferd noch immer im Geschirr hing, und Bier strömte aus zerbrochenen Fässern.
Ein Jugendlicher mit einer Kappe schleuderte leichtsinnigerweise einen Stein gegen die Metallhülle des Dings. Der Stein prallte von der Wandung ab, ohne einen Kratzer zu hinterlassen, aber dennoch blieb die Aktion nicht ohne Folgen: Ich sah, wie sich ein Gewehrlauf durch eine dieser oberen Öffnungen schob und krachend auf den Jungen abgefeuert wurde.
Er fiel, wo er gestanden hatte, und rührte sich nicht mehr.
Nach diesem Vorfall löste sich die Menge schnell auf, und es ertönten auch keine Schreie mehr. Mrs. Penforth schluchzte in ihr Staubtuch, und Poole brachte sie ins Haus zurück.
Mit einem Knall öffnete sich eine Luke in diesem geländegängigen Linienschiff und ich sah kurz im beleuchteten Inneren ein Gesicht (das ich für maskiert hielt) zu uns herausschauen.
»Es kommt aus der Zeit«, stellte Nebogipfel fest. »Und es ist wegen uns gekommen.«
»Wahrhaftig.« Ich wandte mich Moses zu. »Nun«, sagte ich zu ihm. »Glaubst du mir jetzt?«
Der Leviathan Lord Raglan
Moses' Grinsen war angespannt und nervös, sein Gesicht bleicher als sonst, und die buschigen Augenbrauen schweißnaß. »Offensichtlich bist du nicht der einzige Zeitreisende!«
Das mobile Fort – wenn es denn eines war – überwand träge die Steigung zu
meinem Haus. Es war eine lange, flache Kiste, die irgendwie an eine Käseglocke erinnerte. Sie war mit einem Anstrich aus grünen und schlammbraunen Flecken
überzogen – als ob ihr natürlicher Lebensraum das offene Gelände wäre. Eine
Metallschürze zog sich um ihren unteren Teil, vielleicht um die empfindlicheren Partien der Konstruktion vor feindlichem Gewehr-und Schrapnellfeuer zu schützen. Ich schätzte das Tempo des Forts auf sechs Meilen pro Stunde, und – dank einer neuartigen Antriebstechnik, deren Einzelheiten ich wegen dieser Schürze nicht erkennen konnte – gelang es ihm, sich trotz der Steigung des Hügels in der Waagrechten zu halten.
Abgesehen von uns dreien – und diesem bedauernswerten Brauereigaul – befand
sich jetzt keine lebende Seele mehr auf der Straße, und es herrschte eine Stille, die nur vom tiefen Brummen der Maschinen des Forts und dem gequälten Wiehern des Pferdes durchdrungen wurde.
»Daran erinnere ich mich nicht«,
Weitere Kostenlose Bücher