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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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unendlich vielen möglichen Varianten. Und es scheint richtig zu sein – es ist logisch sicher möglich –, daß eine Zeitmaschine den Lauf der Geschichte beeinflussen kann und somit neue Ereignisvarianten generiert. In der Tat scheint das grundle-gende Funktionsprinzip der Maschine darauf zu basieren, daß sie aufgrund der Eigenschaften des Plattnerits in eine andere, parallele Historie versetzt wird.«
    Moses ging zum Fenster, und die aufgehende Sonne konturierte sein Profil.
    »Aber meine Forschungen aufgeben, nur wegen Ihres unbewiesenen Blablas...«
    »Blabla? Ich glaube, daß ich wohl etwas mehr Respekt verdient habe«, rekla-mierte ich mit wachsendem Ärger. »Schließlich bin ich du! Oh, bist du vielleicht borniert. Ich habe einen Menschen aus der Zukunft mitgebracht – womit muß ich dich sonst noch überzeugen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Schauen Sie«, meinte er, »ich bin müde – ich bin die ganze Nacht aufgewesen, und der Brandy hat auch nicht viel geholfen. Und ihr beide seht auch so aus, als ob euch ein bißchen Ruhe ganz gut tun würde. Ich habe noch Zimmer frei; ich werde euch hinbringen...«
    »Ich kenne den Weg«, meinte ich frostig.
    Er nahm es mit Humor. »Ich sorge dafür, daß Mrs. Penforth euch Frühstück
    bringt... oder«, versetzte er nach einem erneuten Blick auf Nebogipfel, »vielleicht lasse ich es besser hier servieren.«
    »Kommt«, sagte er. »Das Schicksal der Menschheit kann noch ein paar Stunden
    warten.«
    Ich schlief tief – erstaunlicherweise – und wurde von Moses geweckt, der mir ei-ne Waschschüssel mit heißem Wasser brachte.
    Ich hatte meine Kleidung auf einem Stuhl zusammengelegt; nach meinen Zeita—
    benteuern waren sie ziemlich verschlissen. »Du hast wohl nicht etwas zum Anziehen für mich, oder?«
    »Du kannst einen Bademantel haben, wenn du willst. Es tut mir leid, alter Junge
    – aber ich glaube nicht, daß dir irgend etwas von meinen Sachen passen würde!«
    Seine beiläufige Arroganz ärgerte mich. »Eines Tages wirst du auch etwas älter geworden sein. Und ich hoffe, daß du dich dann erinnerst – ach – vergiß es!«
    meinte ich.
    »Schau – ich sage meinem Burschen, daß er diese Sachen für dich ausbürsten
    und die schlimmsten Stellen flicken soll. Komm runter, wenn du fertig bist.«
    Im Eßzimmer war das Frühstück als Buffet angerichtet worden. Moses und Nebogipfel waren schon vor Ort. Moses trug dasselbe Kostüm wie tags zuvor – oder zumindest eine identische Kopie davon. Die helle Morgensonne ließ die Clowns-farben seines Mantels noch schräger wirken als in der Nacht. Und was Nebogipfel betraf, so hatte der Morlock – lächerlich! – eine kurze Hose und einen abgetragenen Blazer an. Er hatte sich eine Kappe ins haarige Gesicht gezogen, stand am Buffet und starrte durch seine dunkle Brille unschlüssig darauf.
    »Ich habe Mrs. Penforth angewiesen, uns nicht zu stören«, sagte Moses. »Was
    Nebogipfel angeht, schien ihm deine alte Jacke – sie hängt übrigens dort an der Stuhllehne – zu groß zu sein. Also habe ich eine alte Schuluniform ausgegraben –
    das einzige in seiner Größe, was ich auftreiben konnte: er riecht zwar nach Mot-tenkugeln, wirkt aber wenigstens etwas glücklicher.
    Auf jetzt.« Er ging zu Nebogipfel hinüber. »Lassen Sie mich Ihnen helfen, Sir.
    Was hätten Sie denn gerne? Wie Sie sehen, haben wir Schinken, Eier, Toast,
    Würstchen...«
    In seinem ruhigen, fließenden Tonfall bat Nebogipfel Moses, ihm die Herkunft dieser diversen Speisen zu erläutern. Moses machte das bildlich – er spießte mit der Gabel eine Scheibe Schinken auf und beschrieb die Natur des Schweins.
    Als Moses geendet hatte, nahm sich Nebogipfel eine einzige Frucht – einen Apfel – und verzog sich damit und einem Glas Wasser in die dunkelste Ecke des
    Raums.
    Was mich betraf – nachdem mich die Morlocks so lange mit ihrem faden Zeug
    auf Diät gesetzt hatten –, ich hätte mein Frühstück nicht mehr genießen können, auch wenn ich gewußt hätte – aber ich wußte es nicht –, daß dies meine letzte Mahlzeit im neunzehnten Jahrhundert war, an der ich mich jemals delektieren
    sollte!
    Nachdem das Frühstück beendet war, eskortierte uns Moses in sein Raucherzimmer. Nebogipfel pflanzte sich wieder in die düsterste Ecke, während Moses und ich uns in gegenüberstehenden Armstühlen niederließen. Moses holte seine Pfeife hervor, stopfte sie aus einem kleinen Tabaksbeutel in seiner Tasche und zündete sie an.
    Ich beobachtete ihn

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